„Keine Unruhe soll dich zerreißen“
Benedikt von Aniane, genannt „Benedictus secundus“ - „Der zweite Benedikt“ (ca. 750-821), gilt als erster Abt der Abtei Münsterschwarzach, denn die Gründungsurkunde von 816 unterstellt ihm das Kloster der Brüder von Megingaudshausen, die dann das Frauenkloster Münsterschwarzach übernahmen.
Benedikt von Aniane (Aniane liegt nordwestlich von Montpellier) kam aus vornehmer Familie. Weil sein Vater es wollte, ging er zum Militär und diente unter den Frankenkönigen Pippin und Karl dem Großen. Ein schwerer Unfall seines Bruders, den er unter Lebensgefahr vor dem Ertrinken retten konnte, bestärkte Benedikts Vorsatz, ein anderes Leben zu führen. Gegen den Willen seiner Familie wurde er Mönch und lebte völlig extrem. Als sich immer mehr Brüder um ihn sammelten, gründete er auf seinem Besitz in Aniane ein Kloster.
König Ludwig der Fromme gab ihm den nötigen Rückhalt, um alle Klöster des Reiches zu reformieren. Dadurch konnte Benedikt alle Kloster auf die Regel des hl. Benedikt von Nursia verpflichten, da diese am besten geeignet war, die Tradition der frühen Mönche mit den Erfordernissen der Zeit zu verbinden.
Was er für sein Wirken als wichtig erachtet hat, zeigt seine Unterweisung eines Novizen (in Auszug): „Keine Unruhe oder Sorge um den morgigen Tag soll dich zerreißen, kein Begehren, etwas zu besitzen, dich aufwühlen, kein Hochmut, keine Streitlust, weder Heuchelei oder gar Zorn soll dich in Brand setzen. Richte die Augen deines Herzens dahin aus, wohin du zweifelsohne ununterbrochen unterwegs bist. Hüte dich, dass du deine Hand nicht ausstreckst, um etwas zurückzuholen, das du bereits mit deiner Absage an die Welt weggeworfen hast ...“ (Aus: Unterredungen mit den Vätern Teil 3, Vier-Türme-Verlag 2015, S. 298)
Im Vier-Türme-Verlag erscheint im Herbst 2016 ein Buch zu Leben und Werk des ersten Abts von Münsterschwarzach mit dem Titel „Benedikt von Aniane – Mönch und Reformer“.
Gabriele Ziegler