"Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen..."
Reicht es aus, das Evangelium zu predigen und Fürbitte zu halten? Nein, es reicht nicht!
Vom ersten Tag an war bei uns in der Klostergemeinschaft die selbstverständliche Bereitschaft spürbar, die Tore des Klosters weit zu öffnen und Flüchtlingen konkret zu helfen. Denn genau das ist unser christlicher Urauftrag, wenn Jesus sagt: „Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen“ (Mt 25, 35).
Aus diesem Grund hat auch unser Ordensgründer Benedikt seinen Brüdern die Gastfreundschaft so sehr ans Herz gelegt und in die Regel geschrieben. Er fragt dabei keineswegs, woher der Ankömmling stammt oder woran er glaubt. Nein, alle werden aufgenommen wie Christus! Für uns als Missionsbenediktiner ist die Aufnahme von Flüchtlingen ein wesentlicher Teil unserer Identität und unseres Auftrags. Mission findet eben nicht nur im fernen Afrika, sondern auch vor der eigenen Haustüre statt.
Als Mitte Dezember 2014 die ersten Flüchtlinge bei uns einzogen, erwartete uns die nächste Überraschung: Plötzlich standen da Nachbarn, Mitarbeiter und Eltern unserer Schüler – mit Tüten voller warmer Kleidung und Fahrrädern. Andere boten Fahrdienste an oder begannen, mit den Flüchtlingen Deutsch zu lernen. Schüler äußerten den Wunsch nach persönlichem Kontakt zu den Flüchtlingen.
Wir waren gerührt und versöhnt: Wenn die Not ein menschliches Gesicht bekommt, dann wird das Herz weit.