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Abteigeschichte

Die Abtei Münsterschwarzach hat eine bewegte Geschichte, die sich inhaltlich in zwei Abschnitte gliedern lässt. Von der Gründung 816 bis zur Aufhebung 1803 im Zuge der Säkularisation sowie von der Wiederbesiedelung durch die Missionsbenediktiner Sankt Ottilien 1913 bis heute.

Mittlerweile ist die Abtei eine der bedeutensten im deutschsprachigen Raum. Im Bistum Würzburg hat sie sich als geistliches Zentrum zu einer festen Institution entwickelt. Zum Konvent gehören 117 Mönche, von denen einige in abhängigen Häusern in Übersee oder anderen Klöstern der Kongregation leben.

Mehr zur Geschichte


Die bewegten ersten Jahrhunderte

Das erste Kloster in Münsterschwarzach wurde als Frauenkloster vermutlich von Fastrada, der 3. Gattin Karls des Großen gegründet und St. Salvator, der Heiligen Maria und St. Felizitas geweiht. Es wurde erstmals 819 urkundlich erwähnt, allerdings gibt es Hinweise darauf, dass die eigentliche Gründung bereits Jahrzehnte zuvor erfolgt sein musste, etwa ab dem Jahr 742. Das Frauenkloster Suuarzaha/Suarizaha (Schwarzach) galt als Eigenkloster des karolingischen Herrscherhauses. Die erste karolingische Klosterkirche wurde 783 dort errichtet. Bis zur Aufgabe 877 hatte das Kloster drei Äbtissinen, die aus der kaiserlichen Familie stammten. Theodora (814-853), Tochter Karls des Großen und seiner Frau Fastrada, die das Kloster im Jahr 844 dem Bistum Würzburg schenkte, Hildegard (853-856), Tochter Ludwigs des Deutschen, und Bertha (856-877), Tochter Ludwigs des Deutschen. Nach ihrem Tod zogen die Nonnen nach Zürich und überließen das Kloster den Benediktinern von Megingaushausen.

Diese zogen aus dem 816 von Graf Megingaud gestifteten Kloster in das "Monasterium Suarzaha", "das Kloster an der Schwarzach".

Nach anfänglicher Blüte erlebte es den Niedergang des 10. Jahrhunderts, erfuhr jedoch wieder einen Aufschwung unter Abt Egbert (1047–1077). Er brachte die Reform seines Heimatklosters Gorze (Lothringen) nach Franken und gründete eine Schule zur Erziehung junger Adliger. Nach ihm ist auch die heutige Klosterschule, das Egbert-Gymnasium, benannt. Während seines Abtszeit verbrachte der Bamberger Bischof Herrmann I. die letzten Jahre seines Lebens im Kloster.

Die alte Abteikirche wurde durch einen romanischen Neubau ersetzt, der durch Bischof Adalbero von Würzburg 1066 konsekriert wurde. Geweiht ist Münsterschwarzach bis heute der heiligen Felizitas, die mit ihren sieben Söhnen in einer römischen Christenverfolgung das Martyrium erlitten hat. Zu ihrem Gedächtnistag am 23. November wird bis heute in der Abtei das Felizitasfest gefeiert. Reliquien der Klosterpatronin befinden sich in einem Schrein in der Krypta der Abteikirche. Am Festtag im November werden diese in einer feierlichen Prozession in den Altarraum der Abteikirche übertragen.

Schäden und Auferstehung

In den folgenden Jahrhunderten erlitt das Kloster schwere äußere und innere Schäden: wirtschaftlichen und religiösen Ruin, Brände und Raubüberfälle; zuletzt die fast gänzliche Zerstörung im Bauernkrieg 1525. Unter Abt Johannes Burckhart (1563–1598), dem tatkräftigen Mitarbeiter des Bischofs Julius Echter, erstand die Abtei wieder in neuem Glanz. Mit seiner Weihe zum Abt ließ er die Klosterbibliothek wieder aufbauen und strukturierte durch Erfahrungen als ehemaliger Cellerar die Organisation des Klosterbesitzes neu. Er galt als Kämpfer der Gegenreformation und versuchte, die Klosterdörfer zu rekatholisieren. Als einer der ersten Äbte ist sein Wappen überliefert, das bis heute an mehreren Objekten der Klosterdörfer zu finden ist, wie etwa auf dem Portal des Stadelschwarzacher Amtshauses.

Die große Zeit für das Kloster kam nach den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges mit Persönlichkeiten wie Abt Remi­gius Winckel (1646–1654), der das Kloster 1646 von Soldaten schützen ließ. Nach Kriegsende ließ er die Klosterdörfer neu besiedeln, baute die zerstört Klostermühle wieder auf, stockte die Viehbestände auf und sorgte durch das Anwerben von jungen Novizen für ein Wiederaufleben des geistlichen Lebens der Abtei. Eine letzte Erinnerung an das Kloster ist heute das 1652 erbaute Torhaus. In einer Ecke sind die alten Mauerteile freigelegt. 

Sein Nachfolger Benedikt Weidenbusch (1654–1672) wurde zwar 1654 zum Abt gewählt, war bis 1656 aber nur Administrator. Bei seiner Wahl war der erst 22-Jährige noch kein geweihter Priester, die Abtwürde emfping er 1656 nach seiner Priesterweihe. In seiner Amtszeit baute er eine Hochschule in der Abtei auf, deren Ausbildung mit der Universität Würzburg gleichgesetzt wurde.

Plazidus Büchs (1672–1691) gehörte eigentlich nicht zu den Wunschkandidaten des Fürstbischofs von Würzburg, dem die Abtei unterstand. Der dreitägige Wahlgang brachte ihn als Nachfolger Abt Benedikts hervor. Bei einem Brand 1677 rettete Abt Plazidus unter Einsatz seines Lebens die meisten Wertsachen aus den Wirtschaftsgeäuden, die völlig vernichtet wurden. Auch er arbeitete für den Wiederaufbau an Gebäuden, die im Krieg zerstört worden waren.

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts begann man, einen großartigen Barockplan zu verwirklichen. Architekten waren Valen­tino Pezani, dessen 1696/97 erbautes Gästehaus noch teilweise erhalten ist, und Josef Greising.

Für die Errichtung einer neuen Basilika an der Stelle der baufällig gewordenen romanischen Kirche konnte man, neben den bedeutendsten Malern und Stuckateuren jener Zeit, Balthasar Neumann gewinnen. Der Grundstein wurde 1727 gelegt. Er schuf einen Sakralraum von gewaltiger Größe und Herrlichkeit, der am 8. September 1743 von Bischof Friedrich Karl von Schönborn eingeweiht wurde. Die Maße jener Barockbasilika entsprachen in etwa denen der heutigen Abteikirche, die Höhe der Vierungskuppel indes war mit 52 Metern jene der heutigen Osttürme.

Schenkungsurkunde von 844

Säkularisation und Jahre der Aufhebung

Der Glanz der neuen Abteikirche sollte nicht lange andauern. Am 7. Mai 1803 fiel das Kloster wie viele andere zu dieser Zeit der Säkularisation zum Opfer. Ein Jahrtausend benediktinischen Gotteslobes fand infolge des aufgeklärt-materialistischen Zeitgeistes ein jähes Ende. 1805 wurde die Klosterkirche verkauft und profaniert. Nach einem Blitzschlag und Brand 1810 wurde sie als Steinbruch benutzt und so dem völligen Verfall preisgegeben. Bis auf geringe Reste wurde das Eigentum des Klosters zerstört oder verschleudert. 

Im 19. Jahrhundert wechselte das ehemalige klösterliche Anwesen mehrfach seinen Besitzer. 1825 erwarb Friedrich Bauer von Oberzell bei Würzburg die barocke, 1749 von Balthasar Neumann erbaute Klostermühle. Er lies eine der ersten Papierfrabriken Deutschlands erreichten, die bis 1863 in Betrieb war. Das Ende der Mönche von Münsterschwarzach?

Neubesiedelung und Zweiter Weltkrieg

Über 100 Jahre nach der Aufhebung sollten wieder Benediktinermönche in der Abtei Münsterschwarzach leben. Bereits 1901 kamen Missionsbenediktiner von St. Ottilien (am Ammersee) nach Franken und ließen sich im 20 Kilometer entfernten St. Ludwig nieder. 1913 erwarben sie die Überreste das Klosters Münsterschwarzach und einige Felder. Die erste heilige Messe wurde am 7. August 1913 in einem Zimmer des Klosters gefeiert. Am 12. März 1914 wurde Münsterschwarzach durch den Apostolischen Stuhl wieder zur Abtei erhoben.  Die erste feierliche Profess wurde am 8. Dezember 1914 abgelegt.

Der erste Abt dieser Gründung war Plazidus Vogel (1914-1937), der am 14. April 1914 die Abtsbenediktion emfping.

1918 erwarb der Konvent das Haus St. Benedikt in Würzburg, das sich in den folgenden Jahren als Studienhaus etablierte. Auch in der Abtei wurde in diesen Jahren vieles um- und angebaut, da die Gemeinschaft der Mönche stetig größer wurde. 

Allerdings fehlte eine entsprechende Abteikirche. Pläne für ein neues Gotteshaus hatte die Mönchsgemeinschaft bereits seit 1926. Die Ausschreibung für einen Architekten erfolgte 1934. Der im Vorfeld favorisierte Prof. Albert Boßlet erhielt den Zuschlag. Die bis heute auffälligen vier Türme gehen allerdings auf einen Wunsch des Konvents und nicht auf den Vorschlag des Architekten zurück. Der Kirchbau begann im Juni 1935, Richtfest wurde im August 1936 gefeiert. 1937 begannen die Arbeiten an der Innenausstattung. Die Konsekration durch den Würzburger Bischof Matthias Ehrenfried erfolgte am 11. September 1938.

Als seinen Nachfolger hatte der Konvent 1937 den aus Sommerach stammenden P. Burkard Utz gewählt, der die Abtei durch die schwere Zeit des Krieges führen musste. 1941 hob das Nazi-Regime die Abtei erneut auf und vertrieb die Mönche, die nicht als Soldaten an der Front kämpften. Das vorzeitige Ende? Bei weitem nicht. Einige wenige hielten als "Dienstverpflichtete" den Wirtschaftsbetrieb in dem hier eingerichteten Lazarett aufrecht, bis 1945 wieder alle Mönche in ihr Kloster zurückkehren konnten.

Abt Plazidus Vogel

Abt Plazidus Vogel war der erste Abt des 1913 wiederbegründeten Klosters Münsterschwarzach. Bereits 1914 wurde es zur Abtei erhoben und Plazidus zum ersten Abt ernannt. 

Sein Wahlspruch stammt aus dem Abtskapitel der Benediktsregel "Plus amari quam timeri" ("Mehr geliebt als gefürchtet werden").

In seine Amtszeit fallen etliche Neubauten und Erweiterungen sowie der Kauf des Studienhauses St. Benedikt in Würzburg. Auf ihn geht der Neubau der heutigen Abteikirche unter dem Architekten Albert Boßlet zurück.

Bis zu seiner Resignation am 25. Februar 1937 wuchs die Gemeinschaft stark an.

Er starb im Exil während die Abtei aufgehoben war und wurde auf dem Dorffriedhof in Lülsfeld beigesetzt. Seine Gebeine wurden 1947 in die Münsterschwarzacher Abteikirche überführt, sein Sarkophag steht vor der Krypta.

Abt Burkard Utz

Bis zu seiner Abtswahl war Burkard Utz Studienleiter im Haus St. Benedikt in Würzburg. Sein Wahlspruch lautet "Omnia uni" ("Alles dem Einen") und weist auf die Verherrlichung Gottes hin. 

Während der Amtszeit Burkards wurde die Abtei von den Nationalsozialisten am 9. Mai 1941 aufgehoben. Weil sich der Abt weigerte, mit der Gestapo zu kooperieren, wurde er kurzzeitig ins Gefängnis gesperrt. Nach seiner Freilassung lebte er bis Kriegsende im Exil bei den Oberzeller Franziskanerinnen.

Seine Amtszeit widmete er dem Wiederaufbau des in der Bombennacht zerstörten Kollegs St. Benedikt in Würzburg und der Missionsarbeit. Als er am 31. Mai 1959 sein Amt niederlergte, zählte der Konvent über 400 Mitglieder. 

Er wurde mit der Ehrendoktorwürde der Universität München und dem Verdienstorden des Freistaats Bayern ausgezeichnet. 

Nach seinem Tod am 23. Juni 1960 wurde er vor dem Scholastika-Altar (vorne rechts) in der Abteikirche Münsterschwarzach beigesetzt.

Abt Bonifaz Vogel

Der Neffe von Abt Placidus kam bereits als Schüler des Klosterinternats nach Münsterschwarzach. Nach seinem Abitur trat er 1932 in den Orden ein, studierte anschließend Theologie und wurde zum Priester geweiht.

In der Abtei arbeitete er in der Missionsprokura und wurde 1946 zum Prior ernannt. 1959 wurde er zum Abt gewählt und am 11. Juli benediziert. Sein Wahlspruch lautete "in bonitate et justitia" ("In Güte und Gerechtigkeit"). 

Unter seiner Führung wuchs der Konvent 1964 auf den Höchststand von 421 Mönchen.

Auf ihn geht auch die Erweiterung der Klosterschule zu einem Vollgymnasium zurück.

Als revolitionär galt die Einführung des erneuerten deutschen Chorgebets und die damit einhergehende Zusammenführung der im Stundengebet getrennten Patres und Brüder.

Im Alter von 70 Jahren legte Abt Bonifaz am 1. Oktober 1982 sein Amt nieder. Er starb am 1. August 2004 und ist in der Bonifatiuskapelle der Abteikirche beigesetzt.

P. Fidelis Ruppert war bis 2006 Abt.

Als 4. Abt nach der Wiederbegründung und 74. Abt in der Gesamtzählung wurde am 5. November 1982 Fidelis Ruppert vom Konvent gewählt. Am 23. November 1982, dem Fest der Klosterpatronin Felizitas, empfing er durch den Würzburger Bischof Paul-Werner Scheele die Benediktion.

Gemäß seinem Wahlspruch „Omnes vos fratres" – „Ihr alle seid Brüder" galt sein Hauptaugenmerk einer intensiveren Zusammenführung und Verlebendigung der klösterlichen Gemeinschaft. Innerhalb des Konvents entwickelte er neue Formen des Zusammenlebens, unterteilte den großen Konvent in Kleingruppen, die sogenannten Dekanien. Ein System, das bis heute Bestand hat und das Gemeinschaftsleben nachhaltig stärkt.

Zu den markantesten Ereignissen seiner Amtszeit gehörten die Innenrenovierung und Neugestaltung der Abteikirche (1987/88), die Renovierung des 1742–1749 von Balthasar Neumann entworfenen Mühlenbaus (heutige Bibliothek), die Eröffnung des Recollectio-Hauses (1991) sowie der Start des Energieprojektes Regenerative Energien (2000). 2005 wurde er von Papst Benedikt XVI. als Berater der Bischofssynode nach Rom berufen, wo er spirituelle Aspekte des monastischen Lebens einbrachte.

Am 24. April 2006, dem Gedenktag seines Namenspatrons, des heiligen Fidelis von Sigmaringen, trat er im Alter von 68 Jahren von seinem Amt zurück. Nach der Weihe seines Nachfolgers verbrachte er einige Monate in afrikanischen Klöstern der Kongregation. Seit seiner Rückkehr in die Abtei lebt er ohne Würden eines emeritierten Abtes in der Gemeinschaft.

Am 20. Mai 2006 wählten 109 Konventsmitglieder Michael Reepen zum 5. Abt seit der Wiederbegründung und 75. Abt der Abtei Münsterschwarzach. Die Benediktion durch den Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann empfing er am 26. Juni 2006.

Sein Wahlspruch lautet "Cum Gaudio Sancti Spiritus" ("In der Freude des Heiligen Geistes") und stammt aus der Benediktsregel.

Die Wege zu den Jubiläen 2013 hundert Jahre Wiederbesiedlung und 1200 Jahre Abtei Münsterschwarzach im Jahre 2016 gestaltete er als geistlichen Prozess der Gemeinschaft. Dazu gehörte eine dreimonatige Sabbatzeit für die ganze Gemeinschaft.

Was ist der Auftrag als Missionsbenediktiner im 21. Jahrhundert? Diese Frage treibt ihn und die Gemeinschaft an. Die Gastfreundschaft, die Schule und die Jugendarbeit, die Flüchtlingsarbeit und die klassische Mission haben sich als Grundaufträge der Gemeinschaft in den vergangenen Jahren herauskristallisiert.

Die Frage unseres Ortes als Kloster in der momentanen Kirchenkrise und der Weltlage sieht Abt Michael als Herausforderung.

Die Weiterführung des Ökoprojektes, die Neugestaltung der Bereiche „rund um das Torhaus“, die Sanierung der Schule sind Ausdruck dieses Fragens nach den Menschen und dem Auftrag. 

Abt Michael Reepen

Das untere Feld mit den zwei gekreuzten Abtsstäben weist auf die beiden Klöster hin, aus denen Münsterschwarzach hervorgegangen ist: auf das um 788 an der Stelle des heutigen Klosters errichtete Frauenkloster und das 816 in Megingaudshausen gegründete Benediktinerkloster, dessen Mönche später ins aufgelöste Frauenkloster übersiedelten. 

Der Löwe erinnert an das fränkische Adelsgeschlecht der Mattonen, welche das Frauenkloster in Münsterschwarzach und das Männerkloster in Megingaudshausen gründeten. 

Der Adler lenkt den Blick auf den Würzburger Bischof Adalbero (1045-1090), der zusammen mit Abt Egbert (1047-1077) Münsterschwarzach zur hohen Blüte führte.