Wenn es einen Erfinder von „bete und arbeite und lies“ gibt, dann sind es die ersten Mönche, die in der ägyptischen Wüste im 3. / 4. Jahrhundert lebten. Sie spürten, dass es zum Gebet und zur Lesung der Ergänzung durch die Arbeit für den Menschen bedarf, damit das Leben gelingt. Die Gedanken sind es, die den Menschen sonst erdrücken und in eine Depression stürzen können. In einem gewissen Sinne ist die Arbeit eine positive Ablenkung von schädlichen Gedanken. Sie bleiben nicht in der Seele und richten dort Unheil an, sondern ihre Energie wird umgelenkt in ein äußeres Tun und sie wird somit positiv fruchtbar.
Benedikt übernimmt die Erfahrung der Mönche in der Wüste für sein Kloster. Der gesunde Rhythmus von Gebet und Arbeit wird von ihm dadurch geschaffen, dass er nicht nur ein Gebetspensum angibt, das zu erfüllen ist, sondern auch ihren Zeitpunkt regelt, wann die Gebetszeiten am Tage zu halten sind.
Über den Ryhthmus von Gebet und Arbeit hinaus ist für Benedikt auch die wirtschaftliche Unabhängigkeit des Klosters wichtig. Nur so können die Mönche frei sein für den Gottesdienst und die Meditation und ihrem geistlichen Leben ungestört nachgehen. Die geistige und wirtschaftliche Unabhängigkeit wurde auch immer für andere Menschen eingesetzt. Klöster waren in der Geschichte soziale Zentren, in denen Bedürftigen geholfen wurde, wenn auch Mönche im Normalfall nicht in die sozialen Brennpunkte ihrer Zeit gingen, um dort direkt zu arbeiten.
In der Arbeit zeigt sich die Echtheit unseres geistlichen Lebens. Nur von daher ist es verständlich, dass ihr ein so hoher Stellenwert gegeben wird. Sie kann nicht getrennt von unserem Beten und geistlichen Tun gesehen werden, vielmehr sind beide aufeinander bezogen und leben voneinander. Die Arbeit ist die Probe für die Alltagstauglichkeit unseres Betens.