„Ich habe ein gutes Gefühl“
Elf Jahre war er Abt des tansanischen Klosters Peramiho, Am 7. Mai hat Pater Anastasius Reiser OSB resigniert und ist nach Münsterschwarzach zurück gekehrt. Das bedeutet allerdings nicht, dass er entmutigt und enttäuscht sein Amt aufgegeben hätte. Vielmehr will er mit diesem Schritt den Weg für eine weitere Afrikanisierung des Klosters frei machen. So sieht er sich selbst als „Übergangs-Abt“, der seine Aufgabe erfüllt hat. Trotzdem verlässt er Tansania mit einem lachenden und einem weinenden Auge, denn noch immer fühlt er sich für die Gemeinschaft verantwortlich. Zugleich jedoch freut er sich auf die vor ihm liegende Auszeit, die er vor allem im Priorat Schuyler / USA verbringen will.
In seinen Jahren als Abt hat Pater Anastasius viel bewirkt. In seiner Amtszeit wurden rund 25 junge Leute ins Kloster als Novizen aufgenommen. Auch wenn nicht alle im Kloster geblieben sind, so wurden doch alle zur Ausbildung auf weiterführende Schulen geschickt oder studierten Theologie. Die Zahl der afrikanischen Mitbrüder in Peramiho konnte er so konstant halten.
Ein weiteres wichtiges Anliegen war ihm die Professionalisierung der Verwaltung. Es wurden Fachkräfte eingestellt und moderne Buchhaltungssysteme eingeführt. Durch externe Finanzprüfungen ist es ihm gelungen, mehr Transparenz in Verwaltungsvorgänge zu bringen.
Ein wichtiges Anliegen war es ihm auch, von der Individualhilfe für einzelne Personen oder Familien weg zu kommen und dafür mehr projektbezogen zu arbeiten. So gehen heute die meisten Spendengelder etwa an Frauengruppen, Kindergärten oder werden für die Wasserversorgung ganzer Dörfer verwendet. Allerdings, so seine Beobachtung, gehen dadurch oft die emotionalen Bindungen an das Kloster verloren, die früher gerade zu einzelnen Missionaren sehr stark waren.
Pater Anastasius hat sich bereits bei seiner Wahl zum Abt von Peramiho vorgenommen, nach zehn Jahren zu überprüfen, ob die Zeit für eine Übergabe der Gesamtverantwortung für die Abtei in afrikanische Hände gekommen ist. Und dafür sprachen nun gute Gründe: Zum einen leben nur noch elf Missionare aus Europa in Peramiho, die alle schon im fortgeschrittenen Alter sind, die meisten über 80 Jahre. So stand er als 52jähriger mit seiner kulturellen Prägung oft allein, wenn es z.B. um die Umsetzung von Projekten ging. „Die Afrikaner gehen die Dinge anders an“, sagt er. Zudem sind die meisten Leitungsämter der Abtei wie Prior, Subprior, Cellerar oder Betriebsleiter schon in der Hand afrikanischer Mönche.
„Ich habe ein gutes Gefühl“, sagt der Pater Anastasius, wenn auf die zukünftige Entwicklung des Klosters schaut. So sieht er seinen Weggang als Chance für die Mitbrüder in Peramiho, die Zukunft nach ihren eigenen Vorstellungen zu gestalten und Peramiho so zu einer wirklich afrikanischen Abtei zu machen. Kurz vor Pfingsten wird die Gemeinschaft der einen neuen Oberen wählen. Von den derzeit 60 Mönchen in Peramiho sind 49 Afrikaner.
Insgesamt arbeiten auf dem Abteigelände in Peramiho rund 300 Menschen, im angeschlossenen Hospital nochmals 400. Dazu kommen rund 200 Handwerks-Lehrlinge und 120 junge Leute, die eine Ausbildung in Krankenpflege machen.