Die Zeit im Wandel
Unter der genialen Leitung von Brigitte Hutt und ihrem Team war die Tagung auf der Burg Rothenfels wunderbar organisiert. Daniel Fischer / Susanne Hüttemeister begannen am Freitagabend mit der "Zeit in der klassischen Astronomie". Astronomische Abläufe und Perioden haben schon immer als Rhythmusgeber des Lebens gedient. Tag, Monat und Jahr finden sich in allen Kalendersystemen, aber auch längere Perioden wie jene, die durch das Taumeln der Erdachse entsteht, waren schon vor Jahrtausenden den Babyloniern bekannt. Diese Zeit, die gleichmäßig, nach Isaak Newton „absolut" und von den Dingen unabhängig vergeht, wurde schon früh mit unterschiedlichsten Geräten gemessen. Die in der Astronomie betrachteten Zeiträume können sehr lang sein und bis hin zu Millionen oder gar Milliarden Jahren in die Vergangenheit oder die Zukunft reichen.
Der Abend galt der Beobachtung von Mondsichel und den Wintersternbildern. Leider zogen für P. Christoph die Wolken schneller zu als ihm lieb war und die Orientierung am Sternenhimmel wurde sehr erschwert bzw. der Hinweis nach drinnen war eindeutig.
Benjamin Knispel sprach am Samstagvormittag zu Einsteins Relativitätstheorie und wie sie unser Verständnis von Zeit und Raum und ihrer Beziehung zueinander revolutioniert hat. So verläuft Zeit für jeden einzelnen von uns ein bisschen anders, je nachdem wie schnell wir uns zueinander bewegen oder ob wir in der Nähe großer Massen sind. Diese im Alltag unauffälligen Effekte lassen sich im Universum vielerorts beobachten und überprüfen. Was wir über Raumzeit, Zeitreisen und Co. wissen, fasste dieser Vortrag kompetent und kurzweilig zusammen.
Am Samstagnachmittag schlossen sich Spekulationen über die Grundlagen der Zeit von Daniel Fischer und Susanne Hüttemeister an. Albert Einstein hatte den Begriff der Zeit mit seiner Relativitätstheorie grundlegend verändert. Die moderne Physik stellt aber noch weitergehende Fragen: Vergeht die Zeit diskret oder kontinuierlich, das heißt, kann es so etwas wie eine „kleinste Ein- heit" der Zeit geben? Warum sehen wir im Universum eine eindeutige Richtig, in der die Zeit vergeht? Kann die Zeit irgendwann aufhören, zu vergehen? In einem fundamentalen Sinn ist nicht einmal unumstritten, ob es Zeit überhaupt gibt ...
P. Christoph durfte am Abend dann die "Scherben zusammen kehren" - so formulierte es Daniel Fischer Augen zwinkernd -, die die Physik(er) hinterlassen hatten. Welche spannenden Antworten Philosophen und Theologen zur Zeit und Zeitlosigkeit über die Jahrtausende gaben, war der Inhalt seines Vortrages. Es sind die Kinder schweren Fragen, die nicht abschließend zu beantworten sind, wie zB.: Gibt es die Vergangenheit noch, die nicht mehr ist? Was heißt Zukunft, die noch nicht ist? Was ist die Gegenwart? Das Jetzt, wie lange geht das eigentlich, da es doch schon gleich wieder vergangen ist?
Dafür gab es am Samstagabend genügend Wolkenlücken, die genutzt werden konnten für die Beobachtung der Mondsichel, Sternhaufen, Nebel und den Kometen Iwamoto, C/2018 Y1, der sich derzeit im Sternbild Löwen befindet.
Am Sonntagmorgen wurden dann im Quartett die letzten Fragen bei einer "Philosophen Matinee" beantwortet. Und am Ende war für viele TeilnehmerInnen schon klar, dass sie nächstes Jahr wieder zu den Sternstunden auf der Burg Rothenfels dabei sind. Dann soll es um die Farben der Sterne und des Weltalls gehen.