Der Amerikaner nimmt seinen Hut
Berlin, Münsterschwarzach, Schuyler (USA), Ndanda (Tansania), Rom, Würzburg und wieder Münsterschwarzach –allein die Stationen auf dem Lebensweg von Bruder Boniface Hampel OSB lassen erahnen, wie vielfältig die Erfahrungen in den bald 80 Jahren seines Lebens und Wirkens waren. Am 1. Februar schloss er nun ein weiteres Kapitel: Bruder Boniface legte seine Aufgaben in der Missionsprokura, die Betreuung der Spender aus England und Irland, in jüngere Hände. Abt Michael Reepen OSB und Missionsprokurator Pater Noach Heckel OSB ließen es sich nicht nehmen, Bruder Boniface mit einem von den Mitarbeiterinnen der Prokura liebevoll gestalteten „American Breakfast“ Feier zu verabschieden.
„Bruder Bon“, wie er im Kloster genannt wird, hat nach den Worten von Abt Michael immer den richtigen Ton bei den Spendern getroffen und ist bei den Menschen gut angekommen. Pater Noach lobte die „klaren Prinzipien“, die Bruder Boniface beim Umgang mit Geld bewiesen hat. „Es war für dich nicht nur ein Job, deine Hingabe war spürbar“, sagte er.
16. März 1970, Lincoln/Nebraska, Federal Building: Es war ein ganz wichtiger Moment im Leben von Brother Boniface. Er erinnert sich: „Wir nahmen im Gerichtssaal auf den Sitzen der Geschworenen Platz. Nach der Belehrung durch einen Richter leisteten wir einen Eid und wurden dann als US-Bürger begrüßt“. Zur Erinnerung gab es eine kleine US-Flagge und ein Einbürgerungs-Zertifikat. Doch das Wichtigste hat sich im Herzen von Bruder Boniface abgespielt. „Ich spürte eine innere Freiheit, die bis heute angehalten hat“, erzählt er. So ist er bis heute dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten innerlich treu geblieben, was sich nicht zuletzt daran zeigt, dass in seinem Arbeitszimmer die US-Flagge hängt.
Doch nun der Reihe nach: Geboren wurde Brother Boniface 1938 in Berlin und auf die Namen Walter Achim Reinhold getauft. Nach der Schule machte er eine kaufmännische Lehre, in der Freizeit engagierte er sich in der katholischen Jugendarbeit. Die führte ihn nach St. Ottilien, wo er erste Kontakte zu den Benediktinern knüpfte. Bei einer Maiandacht spürte er beim Schwenken des Weihrauchfasses „ein Zupfen an der Seele, ein Ziehen zu Gott“. Und als er hörte, dass die Möglichkeit besteht, bei den Benediktinern als Laienbruder in die Mission zu kommen, da entschloss er sich, ins Kloster zu gehen. 1959 trat er in Münsterschwarzach ein und am 1. Mai 1964 legte er seine Ewigen Gelübde ab. Bereits ein Jahr später wanderte er in die USA aus.
Zunächst hieß es für ihn: Englisch büffeln, bevor er in unserem Priorat Schuyler in der Prokura eingesetzt wurde. Auch um die Jugend kümmerte er sich mit großem Engagement. Er leitete 25 Jahre eine Gruppe der „Knights of Columbus“, der bis zu 40 männliche Jugendliche zwischen 11 und 18 Jahren angehörten. „Wir konnten einige erste Preise ergattern“, erzählt er nicht ohne Stolz.
1984 ging es zurück über den Teich – nach Afrika. Er wurde in der kleinen Prokura der Abtei Ndanda eingesetzt und verfasste zudem auf seiner elektrischen Schreibmaschine die Korrespondenz für den Bischof von Mtwara. Auch koordinierte er die Hilfslieferungen, die per Schiff aus den USA im Hafen von Daressalam ankamen. Von der amerikanischen Regierung wurden Weizen, Milchpulver und Butteröl für die arme Bevölkerung Tansanias angeliefert, später kamen Container mit Möbel, Konserven und Kleidung. „Es war eine bewegte Zeit, in der wir viel helfen konnten“, erinnert sich Bruder Boniface.
Nach einem kurzen Zwischenstopp in Deutschland kehrte der rührige Mönch wieder zurück nach Nebraska. Das Kloster wollte ein Exerzitienhaus bauen. Und da er früher in der Baukommission tätig war, wurde er mit der Aufgabe betraut. Brother Boniface: „Wir wussten erst nicht so recht, wo wir das Gebäude hinstellen sollten. Aber als ich beim Spazierengehen einen Regenbogen über einem freien Stück Land neben dem Kloster gesehen habe, fasste ich dies als Zeichen auf, dorthin zu bauen.“ Ein kleiner See wurde angelegt und in zweieinhalb Jahren Bauzeit entstand das Gebäude. Bis heute wirkt das „Saint Benedict Retreat Center“ segensreich für viele Menschen in den USA.
Nach Schuyler ging es für Bruder Boniface ein halbes Jahr nach Rom, wo er aufgrund seiner guten englischen Sprachkenntnisse als Sekretär des Abtprimas in San Anselmo tätig war. Zurück in Deutschland war er auch an einer wichtigen Schlüsselstelle, an der Pforte, tätig. Erst im Haus St. Benedikt in Würzburg, später in der Abtei Münsterschwarzach. 2011 übernahm er schließlich von Bruder Raimund die englischsprachige Mission. Da hieß es wieder für ihn: Korrespondenzen führen, Kontakte pflegen. Rund 2000 persönliche Antworten hat er im Jahr verfasst, vier Mal im Jahr hat er Briefe an alle Wohltäter in England und Irland geschrieben, zum Beispiel bei der „St. Joseph Novena“ oder dem „Poor Soul Drive“.
Seine Arbeit, so Bruder Boniface, hat ihm Freude bereitet. „Ich habe mich bemüht, mein Bestes für die Abtei und die Mission zu tun und Gott zu dienen“, sagt er mit einem milden Lächeln. So scheidet er nach insgesamt 58 Jahren für die Prokura an verschiedenen Stationen in Europa, Amerika und Afrika mit einem durchweg positiven Gefühl.