Das Geheimnis von Tod und Auferstehung
Das Geheimnis von Tod und Auferstehung konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Osterkurses nicht nur als historisches Spiel, sondern im Zusammenhang des eigenen Lebens anfanghaft erfahren. Sie tauchten mit den Mönchen in die alten liturgischen Feiern ein und stellten sich dabei Fragen wie: In welchen Bereichen des eigenen Lebens „hänge ich“ – vielleicht nicht wie Jesus am Kreuz, aber dennoch „wirklich“? Welche Anteile im eigenen Leben liegen wie tot im Inneren des Menschen? Welche Trauer konnte bisher nicht ausgedrückt werden? Alle waren eingeladen, Anteile im Innern, die schädlich sind, mit „Jesus am Kreuz sterben“ zu lassen und Anteile, die wie tot oder wie abgestorben sind, wieder zu neuem Leben erwachen zu lassen.
Der Osterkurs ist eine große Chance, mit Hilfe der christlichen Tradition der Mönche, in den Weg der Befreiung und Freiheit einzutreten und im Mitgehen mit Jesus – im Mitleiden und „Mitsterben“ – auf die Ebene oder Dimension „dahinter“ geführt zu werden: nämlich, dass es hinter dem Loslassen oder „Sterben mit Jesus“ dieses andere Leben gibt, das frei ist von allen Ängsten, das kein Ende kennt, sondern von tiefem Vertrauen, Freude und Frieden geprägt ist. In einem Einführungsritual am Karfreitag legten sich z.B. alle TeilnehmerInnen in der Gebetsgebärde der sogenannten Prostratio flach auf den Boden und konnten so eine Erfahrung des Loslassens machen – dass das nicht nur ein Ende ist, sondern auch der Anfang von etwas Neuem.
Die jungen Leute konnten erfahren, dass es eine Befreiung sein kann, sich wirklich mal hängen zu lassen, ohne das eigene Leben ständig kontrollieren zu wollen oder „machen“ zu müssen. Andererseits war der Kurs ein Angebot, sich vom Glauben her auf ganz neue Wege der Krisenbewältigung einzulassen. Inwiefern kann das „Mit-Hängen am Kreuz“ – oder zumindest das „Mit-darunter-stehen“ zu Gelassenheit und Frieden führen?
Als Ausdruck des neuen Lebens gestalteten alle Teilnehmer eine eigene Osterkerze. Wie das Licht das Wachs verbrennt, so sollen alle negativen Erfahrungen verwandelt werden in Licht. Und das Licht der Christus-Kerze soll nicht nur die Osterkerzen aller Teilnehmenden entzünden, sondern vor allem deren Herzen. Alles Dunkle im eigenen Herzen soll erhellt werden, so dass wir letztlich alle zu lichtvollen, erleuchteten und liebevollen Menschen werden.
Mahatma Gandhi hat einmal gesagt, dass ein winziger gespaltener Teil einer Atombombe unglaubliche Zerstörung bewirken kann. Aber – auf der anderen Seite im Positiven – ebenso ein winziger Teil der Gesellschaft – nämlich ein einzelner Mensch unglaubliche Heilung bringen kann. Wenn ein einzelner Mensch heilt und mit sich und seiner Umwelt in Frieden kommt, dann kann er die Welt verändern. Deshalb spielt es eine große Rolle, ob die Menschen im Frieden und im Einklang sind und wie sie leben. Alles hat eine Auswirkung.
Pater Jesaja Langenbacher OSB