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„Astronomie lässt mich groß und katholisch glauben“

Vortrag von Pater Christoph Gerhard bei der Astronomie-Börse ATT in Essen – Kontinuierlicher Dialog zwischen Wissenschaft und Glauben gefordert – Klare Absage an einseitige Weltinterpretationen

Astronomie und Glaube sind nach den Worten von Pater Christoph Gerhard OSB „zwei komplementäre Zugangsweisen zur einen Wirklichkeit.“ Während die Astronomie von den Naturgesetzen erzählt, spricht der Glaube vom Sinn und vom großen Zusammenhang der Realität, vermittelt Sinn und Richtung. „Astronomie lässt mich groß, umfassend, katholisch glauben,“ sagte er vor rund 80 begeisterten Zuhörern beim ATT, Europas größter Astronomie Börse, die am 13. Mai in Essen stattfand.

Pater Christoph, begeisterter Hobby-Astronom und Cellerar der Abtei, begann seine Ausführungen in der frühen Menschheitsgeschichte. Über die Himmelsscheibe von Nebra, Ägypten und Mesopotamien sowie die Griechen und Römer landete er beim Schöpfungsbericht in der Bibel. „Sonne, Mond und Sterne dienen Gott und den Menschen“, leitete er aus dem Kontext der heiligen Schrift ab und zitierte dann die Kirchenväter, wo es sinngemäß heißt, Gott offenbart sich selbst in seiner Schöpfung. Die Natur ist das erste Buch, das Gott geschrieben hat.

Mit Blick auf die drei großen Gelehrten Kopernikus, Kepler und Galilei, erklärte Pater Christoph, dass ihre religiöse Einstellung die Triebfeder für ihre wissenschaftliche Arbeit war. Die Annahme, dass die Sonne im Mittelpunkt unseres Sonnensystems steht, ergab sich für Kopernikus aus religiös-philosophischen Erwägung heraus. Kepler entwickelte aus seiner trinitarischen Theologie eine trinitarische Sicht des Kosmos. Und obwohl Galilei verurteilt wurde, blieb er zeitlebens der katholischen Kirche verbunden. Im Blick auf den Widerspruch von naturwissenschaftlicher Erkenntnis und bibilischen Aussagen sagte er: „Wenn die Bibel der Wissenschaft widerspricht, dann muss die Bibel anders gedeutet werden.“ Beim wissenschaftlichen Arbeiten sei Objektivität oberstes Gebot. Um objektive Erkenntnisse über das Verhalten der Natur zu gewinnen, werden laut Pater Christoph entweder Versuche durchgeführt oder schon stattfindende Prozesse in der Natur intensiv beobachtet.

Anders die „Vorgehensweise“ beim Glauben. Dieser ist, so der Benediktiner, eine lebendige Beziehung zu Gott und zu Menschen. Er ist somit „notwendig subjektiv“ und erfährt erst durch Gemeinschaft eine gewisse Objektivierung. Pater Christoph erteilte Einseitigkeiten sowohl von religiöser als auch von wissenschaftlicher Seite eine klare Absage. Weder die Naturwissenschaft könne alles erklären, noch der Glaube. Vielmehr setzte er sich für einen ständigen Dialog zwischen Wissenschaft und Glauben ein.