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Predigten

Mit Jesus durch die Stürme des Lebens

Predigt von P. Christoph Gerhard OSB am 12. Sonntag im Jahreskreis

Liebe Schwestern und Brüder,

das Buch Ijob hat uns einen wunderschönen, großen Bogen gespannt vom Meer und zu seinem Schöpfer:

Wer verschloss das Meer mit Toren,
als schäumend es dem Mutterschoß entquoll,
als Wolken ich zum Kleid ihm machte,
ihm zur Windel dunklen Dunst,
als ich ihm ausbrach meine Grenze,
ihm Tor und Riegel setzte
und sprach: Bis hierher darfst du und nicht weiter,
hier muss sich legen deiner Wogen Stolz?

Es ist das Hintergrundbild zu dem Evangelium, das wir gerade hörten. Und damit gibt es schon eine eigene Deutung mit: es ist im Grunde eine Ostererzählung, die schon in das alltägliche Leben der Jünger mit ihrem Meister eingebrochen ist. Denn, über den See fahren, das waren die Fischer am See Genezareth gewohnt. Ähnlich, wenn wir heute ins Auto einsteigen, und einmal schnell einkaufen fahren.

Unerwartet aber bekommen die Jünger Schwierigkeiten: es bricht ein Sturm los und schnell geht es drunter und drüber: das Boot droht voll zu laufen, denn schon schlagen die Wellen ins Boot.

Eine ähnliche Erfahrung machten vor kurzem einige Bewohner aus unserem Dorf, als bei einem Starkregenereignis in ihren Häusern plötzlich das Wasser stand: dort, wo noch nie Wasser herkam, vom Feld und vom Garten kam das sonst so kostbare Nass gelaufen. Es lief in die Keller ihrer Wohnungen, und bei manchen bis ins Erdgeschoss! Die Feuerwehr kam und pumpte die vollgelaufenen Wohnungen und Keller wieder leer. Danach gab es viel Aufzuräumen! Die Zerstörung war groß.

Solche äußere Geschehen von Überflutung bleiben nicht im Außen. Das Boot, und gerade das eigene Haus, die Wohnung, sind Ursymbole unseres eigenen Inneren. Was also tun, wenn wir in Bedrängnis geraten und unser Lebensboot voll läuft und wir unterzugehen drohen?

Die Jünger haben zunächst das getan haben, was sie selber konnten: wenn die Wellen zu heftig wurden, trafen sie alle Vorkehrungen, um das schlingernde Boot wieder zu stabilisieren, beraten sich miteinander, um die Lage wieder zu stabilisieren. Sie jammern und schreien nicht herum und machen mehr Streß als es ohnehin schon gibt. Und sie geben nicht irgendjemanden die Schuld, sondern sie tun etwas.

Wichtige Schritte in stürmischen Zeiten sind also, das zu tun, was man selber kann, die Lage klug zu beurteilen, sich mit anderen zu beraten, um die richtigen Maßnahmen zu ergreifen und die eigenen Fähigkeiten einzusetzen. Wenn das aber alles nicht weiter hilft?

Dann gilt es nicht in Panik zu geraten, trotz aller vielleicht vorhandenen Angst. Es geht darum Hilfe zu holen. Hilfreiche Personen anzurufen und wenn es sein muss mitten in der Nacht die Feuerwehr, die dann kommen und helfen kann. Und wenn das auch nicht geht? Mitten in der Nacht auf einem See ist das schlecht möglich. Aber die Jünger tun das, was ihnen möglich ist: sie wecken Jesus auf, der nach einem langen Tag schlichtweg auf einem Kissen im Boot eingeschlafen ist.

Erst der Ruf der Jünger weckt ihren Meister, der dem Wind droht und es plötzlich ganz still wurde. Das ist es also, was sie nötig hatten! 

Die Frage ist, was oder wer uns helfen kann in schwierigen Situationen, dann wenn eben nichts oder niemand mehr uns hilft? Jesus bringt im Evangelium eine neue Kraft ins Spiel: es ist der Glaube. Die lebendige Beziehung zu Jesus eröffnet eine neue, ungeahnte Entwicklung im Evangelium. In Jesus ist Gott selbst gegenwärtig und zeigt, dass er letzten Endes das Geschick der Jünger in seinen Händen hält.

Das Vertrauen auf Jesus Christus, den Auferstandenen kann uns helfen, das wir uns von der Fixierung auf uns selbst lösen. Der Glaube kann uns hinaus führen auf neue Wege, die uns bislang verstellt und unserem Blick entzogen waren. Seine Gegenwart gibt Kraft für das ungeahnte und unerwartete, weil Gott allemal mehr Möglichkeiten mit uns hat, als wir Menschen alleine. Das ist das „Mehr“ des Glaubens.

Aber dazu ist es nötig, den zu kennen, der da mit uns im Boot sein will. Das hatten die Jünger noch nicht ganz begriffen, denn

Jesus sagte zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst?
Habt ihr noch keinen Glauben?
Da ergriff sie große Furcht
und sie sagten zueinander: Wer ist denn dieser,
dass ihm sogar der Wind und das Meer gehorchen?

Dabei sind wir bei der Frage: Wer ist denn dieser (Jesus) für mich? Ist er derjenige, der die Stürme und die tobende See meines Lebens stillen und sie zum Schweigen bringen kann? Das Evangelium ist eine Einladung in einen Glauben hinein zu wachsen auf Jesus und auf Gott hin, dass er es ist, der mein Leben durch alle Stürme des Lebens hindurch in seiner Hand hält. Er hat mehr Möglichkeiten mit uns, als wir es uns vorstellen können.

Amen.