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Predigten

Jesus - mein Freund für's Leben

Predigt von P. Martin Birk OSB am 6. Ostersonntag

Liebe Schwestern, hat jede von Ihnen ein oder zwei wirklich gute Freundinnen, zu denen sie echtes Vertrauen hat – über die Zahl der vielen guten Bekannten hinaus?

Liebe Brüder, hat jeder von Ihnen einen Freund? Nicht nur einen Kumpel oder gute Kollegen, nicht nur gute Kameraden für die Freizeit?

Schön, wenn das so ist. Echte Freundschaft ist etwas Kostbares. Jesus – mein Freund – mein bester Freund? Geht das? ER, der auferweckte Christus, „das Licht der Welt“ – „Der Weg, die Wahrheit und das LEBEN“? Oder ER, der in der Fußwaschungsszene feststellt: „Ihr sagt zu mir Meister und Herr, und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es“.

Diese hoheitlichen Aussagen werden ergänzt durch die sehr persönliche Annäherung: Ich habe euch „Freunde genannt.“ Das heißt: „Ich biete euch meine Freundschaft an.“

Freundschaft ist zunächst ein Geschenk. Man kann sie nicht machen, nicht einfordern. Vielleicht hat jemand als Mädchen jemand zur Freundin haben wollen, ist aber abgeblitzt. Oder ein Junge wollte gern den und den zum Freund haben, kam aber nicht an. Man kann Freundschaft nicht erzwingen.

Jesus Christus bietet uns seine Freundschaft an. Er geht auf uns zu, wartet aber auch diskret auf unsere Antwort. Er lässt uns die Freiheit, seine Freundschaft anzunehmen.  Er ist aber auch offen und bereit für uns. Wenn wir Ihn zum Freund möchten, dann kommen wir mit unserem Wunsch an.

Freundschaft muss wachsen. Normalerweise braucht es Zeit und viele Gespräche, viel gemeinsames Tun, auch manche Auseinandersetzung, bis man nach Jahren sicher sein kann: Auf die oder den kann ich mich verlassen, das ist wirklich eine Freundin – ein echter Freund.

Genauso ist es wohl mit der Freundschaft mit Jesus Christus. Auch sie kann wachsen. Wenn ich mir Zeit nehme für meinen Freund Jesus, dann kann ich Ihn kennenlernen, kann seine Denkweise verstehen und seine Meinung hören. In den Evangelien hat Er uns seine Worte hinterlassen. Ich kann sie täglich neu lesen als ganz persönliche Botschaft an mich. Wenn wir uns Zeit nehmen und einfach still und offen da sind, hat Er die Chance, in der Tiefe unseres Herzens zu uns zu sprechen. Es gilt aber auch: Ich kann von mir erzählen, mein wirkliches Leben mit seinen Freuden und Nöten vor Ihn bringen. So kann ich die Erfahrung machen, dass Er für mich da ist, mich anhört, mich akzeptiert. Dann kann ich spüren, dass ich von Ihm verstanden bin, dass Er mich auch mit meinen Fehlern und Schwächen annimmt.

Die Feuerprobe hat eine Freundschaft in der Not zu bestehen. In guten Tagen mögen sich viele Freund oder Freundin nennen. Was das Wert ist, zeigt sich in schlechten Tagen und Notzeiten. Ein wirklicher Freund bleibt auch in der Not treu.

Wenn ich Jesu Leiden und Sterben als Leiden für meine Not der Gottesferne und Sündenverfallenheit ansehe, dann hat Er sich auch in der Not als Freund bewährt. Unser heutiges Evangelium kleidet das in die Worte: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt“. Entsprechend darf ich vertrauen, dass der Auferweckte mir auch jetzt in aller Schwierigkeit und Bedrängnis nahe sein will.

Wie ist das umgekehrt? Er leidet auch heute vielfache Not: In seiner Kirche, die oft genug geschmäht und von Gezänk zerrissen wird; in jedem leiblich oder seelisch Armen. Was tue ich, wenn mein Freund Jesus Christus mir in einem Notleidenden begegnet?

Kein Religionsstifter hat zu seinen Jüngern gesagt: „Ich nenne euch meine Freunde“. Jesus bietet uns eine sonst nie gekannte Personalität und menschliche Nähe an. Wir tun gut daran, unser Herz dem zu öffnen und zu einer Freundin oder zu einem Freund Jesu zu werden. Jesus – ein Freund fürs Leben – und für die Zeit danach.