Neues Leben blüht auf
Fastenimpuls von P. Anselm Grün OSB.
Für viele ist das Wort „Fastenzeit“ eher mit unangenehmen Gefühlen verbunden. Da sollte man auf vieles verzichten. Da solle man Buße tun. Doch die christliche Tradition sieht die Fastenzeit als eine heilende und heilsame Zeit. So singen wir zur Vigil in der Fastenzeit einen Hymnus, in der die Fastenzeit so beschrieben wird:
Maßvoll lebe der Leib, wachsam und lauter sei der Geist,
dass der Weg dieser Zeit Durchgang zur Auferstehung sei.
Die Erde zu heilen, schuf Gott diese Tage.
Zeichen schauen wir nun, Irdisches wird zum Bilde hier,
denn das kreisende Jahr lässt nach des Winters Frost und Nacht
den Frühling die Erde für Ostern bereiten.
Die Fastenzeit will den Leib für die Auferstehung bereiten. Und sie will nicht nur den Menschen heilen, sondern auch die Erde. Die Fastenzeit soll etwas Heilsames werden für die Gesellschaft, aber auch für den Umgang der Gesellschaft mit der Erde. Der Verzicht auf viele Dinge, das einfache Leben in der Fastenzeit, tut auch der Erde gut. Der Hymnus verbindet die Fastenzeit mit den Jahreszeiten Winter und Frühling.
Die Fastenzeit soll das, was im Winter in uns gefroren und erstarrt ist, wieder auflockern, damit neues Leben in uns aufblühen kann. Das Gleiche tut der Frühling. Er bricht die Erde auf. Der Hymnus meint, dass der Frühling die Erde für Ostern bereitet. An Ostern blüht die Erde neu auf. Das wird zum Bild der Auferstehung. Das Leben steht von neuem in uns auf. Das Erstarrte in uns wird lebendig, das Dunkel der Nacht von Christus dem Auferstandenen erhellt.