Zum Hauptinhalt springen

Nachrichten

Weltumspannendes Engagement

Rund 2000 Gäste aus nah und fern beim Weltmissionssonntag in der Abtei - Äbte aus verschiedenen Kontinenten beim Gottesdienst und auf dem Podium - Markus Grimm als Abt Egbert begeisterte das Publikum

War das ein Tag! Rund 2000 Menschen kamen im Laufe des Weltmissionssonntags, 16. Oktober, in die Abtei Münsterschwarzach, um bei strahlendem Sonnenschein das weltumspannende Engagement der Benediktiner hautnah zu erleben. Und sie wurden nicht enttäuscht. Rund 100 Mönche, darunter auch etliche Äbte aus vier Kontinenten sowie ein vielfältiges Angebot von Gottesdiensten über das gemeinsame Mittagessen, den Markt der Möglichkeiten und die großangelegte Hausmesse beim Fair-Handel bis hin zum Egbert-Theater und der Podiumsdiskussion sorgten für internationales Flair und fröhlich-entspannte Stimmung auf dem Abteigelände.

Äbte aus Tansania, Togo, Kuba, Korea und den Philippinen begrüßten in ihrer Landessprache die Gläubigen in der überfüllten Abteikirche. Abt Michael Reepen OSB bezeichnete die klösterlichen Gemeinschaften, aus denen die Oberen kamen, als „Boten der Liebe Gottes“. Sie waren mit Abtpräses Jeremias Schröder OSB aus St. Ottilien angereist, wo sie fast zwei Wochen beim Generalkapitel über die Zukunft der Kongregation beraten hatten.

Abt Jeremias, Leiter der Kongregation von St. Ottilien mit rund 1000 Mönchen weltweit, nannte in seiner Predigt Beispiele, wie Benediktiner sich in aller Welt für die Menschen und ihre Bedürfnisse engagieren. So wurde vor einigen Jahren ein Kloster im Norden Kenias gegründet, wo die Menschen weitgehend als Nomaden leben und deshalb die Kinder keinen Schulunterricht hatten. Die Benediktiner bildeten deshalb mobile Lehrkräfte aus, die nun den Stamm auf seinen Wanderungen begleiten und so erstmals die Kinder unterrichten können.

Nach dem Gottesdienst, bei dem die Schulband des Egbert-Gymnasiums unter Michael Aust mit internationalen Liedern für den musikalischen Rahmen sorgte, strömten die Menschen auf das Abteigelände. Bis zur abschießenden Vesper waren überall Lachen und rege Gespräche zu hören. Als besonderer Besuchermagnet erwies sich der Fair-Handel MARKT, wo bereits am Samstag die zum zweiten Mal durchgeführte Hausmesse mit Livemusik und 20 Ausstellern für Trubel gesorgt hatte.

Aber auch sonst herrschte überall reger Betrieb. Kinderschminken, Ponyreiten, Pferdezirkus und der Zauberer Enrico begeisterten die jüngsten Besucher, während sich am Stand, an dem man die Jubliäumsmedaille mit der Aufschrift „816 - 2016 Benediktiner von Münsterschwarzach“ selbst prägen konnte, jung und alt amüsierten. Auf dem Markt der Möglichkeiten gab es Produkte aus den Klosterberieben wie Kartoffel, Wurst und Brot, die Goldschmiede stellte ihre Arbeit vor und Schüler des Gymnasiums verkauften Honig. Am Stand der Missionsprokura konnte man Lose erwerben und auch wenn man eine Niete zog, waren Menschen in Afrika die Gewinner, denn jeder Euro pro Los ging an die Baumpflanzaktion „Hoffnung pflanzen“, für die auch die zum Jubiläum herausgegebenen Sonderbriefmarken verkauft wurden.

Ein Höhepunkt ganz besonderer Art war der brillante Auftritt des Schauspielers und Theologen Markus Grimm in der Aula des Egbert-Gymnasiums. Er ließ den vor fast 1000 Jahren wirkenden Reformer Abt Egbert wieder lebendig werden. Angetan mit einem Original-Habit verstand er es, Ereignisse aus der Vergangenheit mit aktuellen Bezügen zu verbinden und mal witzig, mal besinnlich, mal hintergründig das Publikum zu fesseln. Ob beim Thema Gastfreundschaft, beim „speziell Fränkischen“ oder der Frage unserer Identität – Grimm traf stets den richtigen Ton. Beispiel: „Ein Freund ist ein Mensch, den du magst, obwohl du ihn kennst“. Seinem Auftritt gab das Schwander-Goltz-Kandert-Trio mit beschwingten und heiteren Instrumentalstücken einen stimmungsvollen musikalischen Rahmen.

Sehr gut besucht war auch die Podiumsdiskussion unter dem Leitwort des Tages „weltweit offen“ in der Egberthalle. Den Fragen von BR-Journalist Jürgen Gläser stellten sich Obere aus Korea, Tansania, den Philippinen und Deutschland. Hier konnte man von Abt Blasio erfahren, dass die Mönche in Korea seit zwei Jahren einmal in der Woche einen Gottesdienst mitten in Seoul abhalten, um für die Opfer eines Fährunglücks zu beten und damit gleichzeitig gegen die Regierung zu protestieren, der Behördenversagen und Korruption vorgeworfen wird.

In Tansania war Korruption ebenfalls ein Problem, bis vor rund einem Jahr der neugewählte Präsident John „Bulldozer“ Magufuli begann radikal mit Korruption aufzuräumen. Dies ist nach den Worten von Pater Pambo aus Tansania auch dringend erforderlich, denn das System war „von innen her verfault“. So hofft er auf eine gute Zukunft für sein Land. Auch auf den Philippinen gibt es einen neuen Präsidenten, Rodrigo Duterte, der hierzulande vor allem dadurch für Schlagzeilen sorgte, dass er beim Kampf gegen Verbrechen und Drogenhandel über Leichen geht und zudem US-Präsident Obama beschimpft hat. Prior Patrick von den Philippinen machte klar, dass in Europa oft nur die „halbe Wahrheit“ gesehen werde. Duterte ist nach seiner Einschätzung ein Mann aus dem Volk, der sich auch der Anliegen der einfachen Menschen annimmt. Er setzt sogar sein eigenes Vermögen ein, um zu helfen, so der Prior.

Wie schwierig es sein kann, ein neues Kloster zu gründen, berichtete Abtpräses Jeremias, der rund neun Monate im Jahr weltweit von Kloster zu Kloster unterwegs ist. In Kuba konnte der Kardinal von Havanna vor 15 Jahren Fidel Castro höchstpersönlich für die Genehmigung einer Niederlassung der Benediktiner begeistern - mit dem Versprechen übrigens, dass die Mönche „Käse machen“. Vor acht Jahren kamen dann die ersten Mönche nach Kuba und versuchen seitdem dort auf 60 Hektar Landwirtschaft zu betreiben. „Aber wenn man zwei Jahre auf den Import eines Traktors wartet, dann ist es schwer, dort etwas aufzubauen“, so Abt Jeremias.

Missionsprokurator P. Richard Maria Kuchenbuch OSB, der Organisator dieses Tages, kündigte an, dass 2017 der Weltmissionssonntag am 15. Oktober stattfindet. Themenland ist dann Kenia. Dazu wird ein Chor erwartet, der sich in den Slums von Nairobi gegründet hat.