Zum Hauptinhalt springen

Nachrichten

Bolivianische Lebens- und Glaubensfreude

Erzbischof Edmundo Abastoflor beim Festgottesdienst zum Auftakt des Weltmissionssonntags: Es ist eine tiefe Wahrheit, dass wir alle Brüder und Schwestern sind – Umjubeltes Konzert des Ensemble Moxos - Podiumsdiskussion gut besucht - Über 1500 Besucher

Bolivien liegt 17 Flugstunden von Deutschland entfernt, beim Weltmissionssonntag in der Abtei Münsterschwarzach war das Land zwischen Anden und Amazonas zum Greifen nah. Die aus Südamerika angereisten Gäste brachten bolivianische Lebens- und Glaubensfreude mit über den Atlantik und steckten damit die über 1500 Besucher an, die zu dem traditionellen Missionsfest gekommen waren. Allen voran das Ensemble Moxos, das den Gottesdienst musikalisch gestaltete und am Nachmittag ein umjubeltes Konzert gab.

Erzbischof Edmundo Abastoflor stellte in seiner Predigt beim Festgottesdienst in der restlos besetzten Abteikirche die Freude des Evangeliums und die weltweite Verbundenheit in den Mittelpunkt. „Ich fühle mich hier in Münsterschwarzach wie zuhause“, sagte der Erzbischof von La Paz, der in Würzburg studiert hat und fließend Deutsch spricht. Die Benediktiner „sind auf ganz besondere Weise mit der Weltkirche verbunden“, stellte er fest, ist doch die Auslandsseelsorge schon im Gründungsauftrag festgeschrieben. „Die Frohe Botschaft weiter zu geben, gilt aber für uns alle. Wir dürfen uns alle als Missionsbenediktiner fühlen,“, sagte er.

Erzbischof Edmundo weiter: „Jesus Christus hat sein Leben für uns gegeben. Dadurch sind wir Kinder Gottes geworden. Wenn wir diese Tatsache in uns aufnehmen, verändert sich unser Leben. Wir entdecken neue Werte und sind als Brüder und Schwestern miteinander verbunden in allen Teilen der Welt, ob in Deutschland, Bolivien, Syrien, Nigeria oder Afghanistan. Wir alle sind Brüder und Schwestern, das ist eine tiefe Wahrheit“.

Bei der Gabenbereitung brachten "Macheteros" und andere Mitglieder des Ensembles Moxos die Gaben zum Altar und überreichten sie an Erzbischof Edmundo. Die traditionelle religiöse Prozession wird in Bolivien zur Ehre Gottes oder eines Heiligen mit Federkronen und Macheten (Buschmessern) getanzt.

Das Konzert des Ensemble Moxos am Nachmittag wurde zu einem musikalischen und optischen Höhepunkt des Tages. Die 20 jungen Künstler musizierten, sangen und tanzten sich schnell in die Herzen der Menschen. Dabei präsentierten sie in der überfüllten Schulaula des Egbert-Gymnasiums (EGM) eine außergewöhnliche Mischung aus europäischer Barockmusik und bolivianischen Folkloreklängen. Zwischen den musikalischen Beiträgen tanzten die Männer mit Federkronen auf dem Kopf und die Frauen in fließenden, an die Tradition der Indios angelehnten Gewändern. Besonders eindrucksvoll waren diese Darbietungen auf der verdunkelten Bühne bei Kerzenschein.

Kaum zu schaffen war es, an einem Nachmittag die vielfältigen Angebote wahrzunehmen, die es auf dem Schul- und Abteigelände gab: Beim Markt der Möglichkeiten informierten die Klosterbetriebe über ihre Arbeit und verkauften ihre Produkte. Zauberer Enrico zeigte, wie man mit lustigen Tricks Kinder und Erwachsene verblüffen kann. Neben dem Gebäude des Vier-Türme Verlags mit einer Leseecke gab es Kartoffeln vom Klosteracker zu kaufen. Ein paar Schritte weiter konnte man dem bekannten Kunsthandwerker Maximiano Ochante Lozano aus Peru in einer Schauwerkstatt über die Schulter schauen, eine vielfältige Ausstellung mit lateinamerikanischer Kunst besuchen oder durch die Räume des Fairhandel Markts bummeln. In der Voltegierhalle zeigten Schülerinnen des EGM ihr Können auf dem Rücken der Pferde oder bei akrobatischen Sprüngen und tänzerischen Einlagen.

Zentrale Anlaufstelle war für alle Besucher die Turnhalle. Dort konnte man mit den Mönchen der Abtei Mittag essen und danach Kaffee trinken. Heiß begehrt war dabei Chorrellana, ein bolivianisches Pfannengericht mit Zwiebeln, Tomaten und Putenstreifen. Nicht minder nachgefragt war das Original Mallersdorfer Klosterbier, das von Schwester Doris persönlich gezapft wurde. Die in der Abtei untergebrachten Flüchtlinge boten Masala Gewürztee an. Überall herrschte eine heiter-gelöste Stimmung. Das zeigte, wie reibungslos die Organisation des Fests im Hintergrund lief, war aber auch den vielen ehrenamtlichen Helfer zu verdanken, die an etlichen Ständen zu finden waren oder im Hintergrund mit anpackten.

Gut besucht war die Podiumsdiskussion, zu der Missionsprokurator P. Richard Kuchenbuch fünf kompetente Fachleute zum Thema „Junges Netzwerk weltweit“ begrüßen konnte. Moderator Dr. Stefan Silber erklärte zum Einstieg, dass Weltmission zum Dialog geworden ist, zu einem Hin und Her, das für beide Seiten bereichernde Erfahrungen bringt. Bruder Julian Glienke, der im Sommer von einem zwanzigmonatigen Aufenthalt in Afrika zurück gekehrt war, erklärte: „Das Leben in einer anderen Kultur stärkt die Bewusstheit, dass wir eine Menschheitsfamilie sind.“ Über die aktuelle Lage in Bolivien gerade mit Blick auf die katholische Kirche sagte Erzbischof Edmundo, dass sich das Verhältnis zu Präsident Evo Morales seit dem Papstbesuch verbessert hat. Trotzdem wird die Kirche, so Pfarrer Thomas Hermes, der seit 20 Jahren in Bolivien tätig ist, von der Regierung nach wie vor kritisch gesehen. Er zeigte sich fasziniert davon, dass sich heute so viele junge Leute „weltwärts“ aufmachen, um freiwillig ein Jahr in einem fremden Land zu leben und zu arbeiten. Dazu gehört auch Franziska Beck, die als weltwärts-Freiwillige ein Jahr in Bolivien war. Sie berichtete, es sei nicht immer leicht für sie gewesen, aber die positiven Erfahrungen überwogen. Dr. Ursula Silber, die fünf Jahre in Bolivien tätig war, meinte, junge Leute tun sich schwer in einem fremden Land, wenn sie mit der Überzeugung kämen, dass sie in einem Jahr vieles verbessern könnten. Vielmehr gelte es, den Menschen zu vertrauen, dass sie ihren Weg gehen. – Der Tag schloss mit einem Vesper-Gottesdienst in der Abteikirche.