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Vertreibung, Feuersbrunst und barocke Pracht

Mönchsgemeinschaft der Benediktiner erlebte in 1200 Jahren viele Höhen und Tiefen - Stiftungsurkunde aus dem Jahr 816 - Die bewegte Geschichte der Abtei Münsterschwarzach

Beständigkeit (Stabilitas) gehört zu den drei Ordensgelübden, die jeder Benediktiner bei seiner Profess ablegt. Beständigkeit meint die lebenslange Bindung an die Mönchsgemeinschaft einer Abtei und ihre Lebensweise. Kein Wunder also, dass sich nicht nur Mönche, sondern auch Klöster durch Beständigkeit auszeichnen. 1200 Jahre Beständigkeit sind dies bereits bei den Benediktinern in Münsterschwarzach. Denn so lange besteht schon die Mönchsgemeinschaft.

Das einzig Beständige in diesen 1200 Jahren war allerdings die Unbeständigkeit. Die Geschichte war von Höhen und Tiefen geprägt, einem beständigen Auf und Ab. So wird von blühendem geistlichen Leben ebenso berichtet wie von Zeiten des Niedergangs und der Vertreibung, von Zerstörung, Zerfall und Feuersbrunst ebenso wie vom Bau prächtiger Kirchen und Phasen der Erneuerung und des Wiederaufbaus. Aber die Mönche ließen sich nicht entmutigen und haben ihren Glauben und ihre Tradition durch all die Jahrhunderte bis zum heutigen Tag durchgetragen.

Die Geschichte der Gemeinschaft der Benediktiner begann im Jahr 816. Graf Megingaud und seiner Frau Imma gründeten das Kloster Megingaudshausen nahe Scheinfeld (Mittelfranken). Die Stiftungsurkunde ist bis heute erhalten und somit die historisch gesicherte Basis für das Jubiläumsjahr.

Nur rund 30 Kilometer entfernt, in Münsterschwarzach, hatte Fastrada, die dritte Gattin Kaiser Karls des Großen, bereits in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts ein Frauenkloster ins Leben gerufen. Als die Nonnen im Jahr 877 nach Zürich wegzogen, verließen die Benediktiner Megingaudshausen und übernahmen das verlassene, aber recht gut ausgebaute Kloster in Münsterschwarzach.

Die Mönchsgemeinschaft blühte auf. Doch dann erfolgte im 10. Jahrhundert die völlige Auflösung: Durch die Ungarneinfälle wurde das Kloster an der Schwarzach um 930 zerstört. Erst 993 – also nach ca. 60 Jahren – wird wieder von einer „regulären Lebensweise von Mönchen“ berichtet. Der selige Abt Egbert (1047-1077) ging als Erneuerer in die Geschichte des Klosters ein. Er war ein begnadeter Reformator. Durch die von ihm durchgeführten Neuerungen wuchs der Konvent auf bald fünfzig Mönche an. Er errichtete zudem eine Schule, ein Spital und vollendete die frühromanische Abteikirche (1066).

1525 war ein dunkles Jahr in der Geschichte des Klosters: Im Bauernkrieg wurde die Abtei zerstört, Archiv und Bibliothek gingen in Flammen auf, die Mönche wurden vertrieben. Die große Erneuerung begann mit Abt Johannes IV. Burckhardt (1563-1598), erfuhr jedoch durch den Dreißigjährigen Krieg einen herben Rückschlag.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erfolgte ein völliger Umbau der Klosteranlage. Die barocke Pracht fand in der Balthasar-Neumann-Basilika ihren Höhepunkt. Das eindrucksvolle Gotteshaus wurde 1743 geweiht. Nur 60 Jahre später säkularisierte der bayerische Kurfürst Maximilian das Kloster: der Staat versteigerte die Güter, die Mönche wurden vertrieben und die Klosteranlage samt Kirche zerfiel.

1913 erwarben die Missionsbenediktiner von St. Ottilien die Reste der ehemaligen Benediktinerabtei Münsterschwarzach. 1914 wurde das Kloster von Rom wieder zur Abtei erhoben, Plazidus Vogel zum Abt ernannt. Trotz Rückschlägen durch Krieg und Inflation gelang der Wiederaufbau. Zahlreiche Mönche wurden als Missionare in Tansania, Südafrika, Korea oder Venezuela eingesetzt und entfalteten eine blühende Missionstätigkeit.

Von 1935 bis 1938 erfüllte sich die junge Gemeinschaft ihren Traum mit dem Bau der inzwischen vierten Abteikirche. Doch bereits drei Jahre später, im Mai 1941, lösten die Nationalsozialisten die Abtei auf. Noch vor dem Kriegsende konnte Abt Burkard Utz am 16. April 1945 das Kloster wieder in Besitz nehmen. Viele Mönche kamen teilweise schwer verwundet und gezeichnet aus Krieg oder Gefangenschaft zurück; über 50 Mönche waren gefallen.

Unter Abt Bonifaz Vogel wurde 1981 das Egbert-Gymnasium zum Vollgymnasium erweitert. Sein Nachfolger Abt Fidelis Ruppert formte die Abtei im Geiste des 2. Vatikanischen Konzils unter dem Leitbild "Vos omnes fratres" (Ihr seid alle Brüder). In seiner Amtszeit stellte die Abtei die komplette Energieversorgung auf regenerative Energien um, mit dem 2010 erreichten Ziel der CO2-Neutralität und Autarkie. 2006 wurde Abt Michael Reepen zum 75. Abt von Münsterschwarzach gewählt.

Literatur: Franziskus Büll: Megingaudshausen; Franziskus Büll u. Erwin Muth: Münsterschwarzach, Männerkloster; Franziskus Büll: Münsterschwarzach, Frauenkloster. In: Michael Kaufmann u. a., Die Männer- und Frauenklöster der Benediktiner in Bayern (Germania Benedictina Bd. II/2, St. Ottilien 2014, S. 1095-1110, 1305-1384, 1385-1400).