Gotteslicht, Heilige und eine goldene Strickleiter
Es ist eine beeindruckende Schau, die der Künstlerpater Meinrad Dufner zusammengestellt hat. Seit Pfingstmontag ist in der Abteikirche Münsterschwarzach die Ausstellung „Glaubenszeichen in 1200 Jahren“ zu sehen. Die unterschiedlichen Installationen in den Seitenkapellen eröffnen durch die Komposition von historischen und zeitgenössischen Exponaten neue Sichtweisen auf Glaubens- und Lebenswahrheiten. Und in allem schwingt die 1200jährige Abteigeschichte mit.
Gründung, Geburt, Tod, Nachfolge, Kreuz, Herzkraft, Eucharistie oder Taufe. Oft auf großen, blauen Tafeln notiert, symbolisieren die Themen einen Glaubens- und Lebensweg, der nicht im schnellen Vorübergehen, sondern nur im Innehalten und Hineinspüren erfahren werden kann. So wird die Bibel als Solarfeld dargestellt, mit dem das „Gotteslicht“ eingesammelt wird, oder man landet beim Thema Heilige vor einem Spiegel, in den man unerwartet sich selbst entdeckt: „Ihr seid alle Heilige Gottes“.
Im Altarraum findet sich eine vergoldete Strickleiter, an der Fußabdrücke von Mönchen befestigt sind, die in der alten Schusterei gefunden wurden. Wer selbst aktiv werden will, der kann auf einer Tapetenrolle sein liebstes Bibelwort hinterlassen, oder beim Thema Tod einen Zettel mit persönlichen Notizen in ein Buch stecken.
„Die Umsetzung von Glaubenszeichen ins Jetzt gibt den Besuchern viele Denkanstöße“, ist sich Pater Meinrad sicher. Er will die Vorstellungen von alten Glaubenszeichen aufbrechen, um den Weg zu einem neuen Verstehen zu ebnen. Dabei kombiniert er in jeder Seitenkapelle stets drei Elemente: ein Objekt aus der Geschichte, die Brechung ins Jetzt und ein Element aus dem mönchisch-missionarischen Leben. Dies gestaltet er mit Fassdauben, also mit den gerundeten Brettern aus einem alten Holzfass, die er auf stets neue und überraschende Weise zusammenfügt.
Die Idee zu dieser außergewöhnlichen Ausstellung, die im Rahmen des Jubiläumsjahrs „1200 Jahre Abtei Münsterschwarzach“ stattfindet, hat Pater Meinrad mit Abt Michael Reepen und anderen Fachleuten vor der Umsetzung debattiert. Seit November 2015 hat er, unterstützt von einem kleinen Team, unzählige Stunden in seinem Atelier gewerkelt, nachts Konzepte überdacht und vieles organisiert, bevor die Ausstellung aufgebaut werden konnte.
Wer sich intensiv mit der Ausstellung auseinander setzen will, der kann jeweils sonntags um 14.30 Uhr an einer Führung mit dem Pater Meinrad teilnehmen. Unter dem Titel „Geistliche Zeitmulde“ lädt er für eine Dreiviertelstunde zu einer geführten Meditation im Betrachten der Exponate, im Lauschen auf Musik und im abschließenden Gebet und Segen ein.
Wer nicht an der Führung teilnehmen kann, dem eröffnet ein Büchlein mit Texten von Armin Hackl den Geist der Ausstellung. Sie kann bis 16. Oktober täglich von 8 bis 20 Uhr außerhalb der Gottesdienstzeiten besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.