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Ein Werk für den lieben Gott persönlich

Abteikonzert in Münsterschwarzach mit der Staatsphilharmonie Nürnberg unter Leitung von Generalmusikdirektor Marcus Bosch spielte Mozarts Klarinettenkonzert in A-Dur und Bruckners neunte Symphonie

Am Tag der deutschen Einheit erlebten 1600 Besucher in der vollbesetzten Abteikirche Münsterschwarzach eine bewegendes symphonisches Konzert. Die Staatsphilharmonie Nürnberg unter Generalmusikdirektor Marcus Bosch spielte Mozarts Klarinettenkonzert in A-Dur und Bruckners neunte Symphonie. Beide Werke haben eines gemeinsam: sie entstanden in den letzten Lebenstagen der Komponisten. Vielleicht ist dies das Geheimnis der selten erreichten Tiefe und Emotionalität, die beide ausstrahlen. Mozart wie Bruckner legten, spürbar, ihr ganzes Leben in diese Musik hinein.

Wolfgang Amadeus Mozart liebte die Klarinette ganz besonders. Die vielen verschiedenen Klangfarben des Instrumentes hatten es ihm angetan. Das A-Dur Konzert gilt als das bedeutendste seiner Bläserkonzerte. Es strotzt nur so von kühnen Läufen, die die junge belgische Klarinettistin Annelien Van Wauwe virtuos meisterte. Ganz im Sinne Mozarts ließ Chefdirigent Bosch einen munter perlenden Dialog zwischen der Klarinette und den verschiedenen Orchestergruppen entstehen. Melodien, die direkt aus dem Herzen Van Wauwes strömten und mühelos durch den 100 Meter langen Kirchenraum schwebten – einfach schön! Trotz aller Verspieltheit Mozartscher Tonkunst, hebt sein letztes vollendetes Werk nie ab und auch das abschließende tänzerische Rondo strahlte tiefe Würde und Ruhe aus. Ein grandios dargebotenes Vermächtnis Mozarts, das die Zuschauer mit reichlich Applaus belohnten.

Zwischen Todesangst und Himmel

Im zweiten Teil des Konzerts öffneten sich klanglich die Pforten des Himmels. „Es soll das schönste sein, was ich geschrieben habe", sagte Anton Bruckner einst selbst über das gewaltige Adagio, mit dem seine letzte Symphonie endet. Bereits vom Tode gezeichnet widmete er das Werk keinem geringeren als dem lieben Gott persönlich. Im engagierten und zugleich brillanten Spiel der Nürnberger konnte man das Ringen Bruckners mit dem nahen Tod, wie auch seine Hoffnung auf ein Leben danach mit jeder Faser des Körpers spüren. So ließ Generalmusikdirektor Bosch seine Staatsphilharmonie im Scherzo des zweiten Aktes einen mächtigen stampfenden Totentanz tanzen oder in den Dissonanzen des Adagios Bruckners Todesangst ahnen. Doch allen Schmerz durchziehen immer wieder hoffnungsvoll strahlende himmlische Klangreigen. Für Abteiorganist Pater Dominikus Trautner, der das Konzert organisierte, ein beeindruckendes Sinnbild für Tod und Auferstehung.

Es gelang der Staatsphilharmonie, dieses musikalische Lebens- und auch Glaubenszeugnis Bruckners erfahrbar zu machen. Nach dem strahlenden und friedlich-ruhig daliegenden E-Dur Klangteppich, mit dem das Werk wie in himmlischen Sphären endet, herrschte erst einmal viele Sekunden lang ergriffene Stille. Minutenlanger Beifall dankten anschließend Musikdirektor Bosch und seinen 91 Musikern für ihre durchaus auch schweißtreibende Arbeit.

Viele der Zuhörer dürften sich bereits auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr freuen: Mit Bachs h-moll Messe und dem Windsbacher Knabenchor wird die Reihe der hochkarätigen Konzerte am Sonntag, 2. Oktober 2016, in Münsterschwarzach fortgesetzt.

Georg Ruhsert