Benediktsfest in der Abtei Münsterschwarzach
Am Donnerstag hat Abt Michael Reepen OSB im Rahmen des Benediktsfestes den zukünftigen stellvertretenden Schulleiter verkündet: Br. Dr. Jeremia Schwachhöfer, Lehrer für Mathematik und Mitglied des Direktorats, folgt auf den bisherigen Stellvertreter Markus Binzenhöfer. Dieser wird ab dem kommenden Schuljahr 2019/2020 die Schulleitung als Nachfolger von Robert Scheller übernehmen.
In der Predigt stellte Schulseelsorger P. Jesaja Langenbacher OSB heraus, worum es dem heiligen Benedikt zur damaligen Zeit gegangen sei und welche Bedeutung er heute habe.
Die Predigt im Wortlaut:
Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Schulfamilie, liebe Mitbrüder, liebe Gäste, liebe Festfamilie!
Ihr erinnert Euch an die Geschichte in unserer letzten Convocatio – das Dorf ohne Regeln: ein Dorf hatte alle Regeln satt – und schaffte die Regeln ab. Die Kinder gingen z.B. nicht mehr in die Schule und dafür ins Schwimmbad. Der Spaß hörte dann aber auf, als ein Junge dem anderen die Kleider wegnahm – es gab ja keine Regeln mehr …
Nach welchen Regeln und Gesetzen leben wir in der Welt? Nach welchen Regeln und Gesetzen läuft das Leben – auch mein persönliches Leben? Wenn wir in die Welt schauen, kommt es uns dort so vor, wie wenn sie „durcheinander gekommen“ ist, aus dem Ruder läuft – in der Politik, in der Umwelt – ja, z.T. auch im persönlichen Leben. Als ob wir aus der rechten und guten Ordnung herausgefallen sind oder heraus fallen.
Schon von Anfang an haben sich die Menschen gefragt, wie müssen wir leben, damit wir im Einklang mit dem Leben sind, mit uns selbst, den anderen, der Natur, mit Gott? Auch der Heilige Benedikt hat sich diese Fragen gestellt, als er im Rom der damaligen Zeit lebte, das sich im Niedergang befand: Werteverfall, ausschweifende Parties … Trinken bis zum Umfallen … (heute würden wir „Koma-Saufen“ dazu sagen … )
Um nicht selbst zu scheitern, hat er sich von den Ausschweifungen, der Gleichgültigkeit und dem Sittenverfall in die Einsamkeit zurückgezogen. Er wollte sich mit Gott, der Urquelle unseres Lebens wieder tiefer verbinden und von dort her leben. Aus seinen Erfahrungen hat er schließlich eine Lebensregel geschrieben, nach der wir heute noch leben. Sie ist orientiert an der Bibel, der Heiligen Schrift und damit unter anderem auch an den 10 Geboten.
Die 10 Gebote gelten als Grundordnung, wie wir Menschen leben können und sollen, damit unser Zusammenleben gelingt. Ihr erinnert Euch an unseren Besinnungstag direkt nach den Faschingsferien, an dem ihr Euch für ein Gebot als Fastenaktion entschieden habt. (alle, die die Ausstellung in der Schulkapelle des EGM noch nicht gesehen haben – oder auch für alle zur Wiederholung und Vertiefung – sind herzlich eingeladen, sie zu besuchen – und sich vielleicht auch noch eine Fastenaktion auszuwählen.
Alle Regeln und Gesetze Gottes zielen letztendlich darauf ab, sich wieder mit Gott zu verbinden, in seinem Bund zu leben, in der Gottesverbundenheit: wir dürfen uns von IHM angenommen und geliebt fühlen, so wie wir sind. Aus einer solchen Erfahrung der Liebe als Grundlage jeden Lebens entstammt der Satz von Augustinus „Liebe – und dann tu, was Du willst.“
Oft hat man den Eindruck, dass das Christentum zu kompliziert ist. Aber wenn man wirklich auf das Evangelium hört, ist es was ganz Einfaches – nämlich zu lieben und zwar erstens das Leben insgesamt – und zweitens sich selbst – und drittens jeden, der einem begegnet. Das sind die 3 Sachen, um die es geht.
Erstens – neue Augen zu entwickeln, so dass man das Leben und seine Abenteuer – auch die schwierigen Abenteuer – lieben lernt, statt davor Angst zu haben und sich einzumauern. Das Leben lieben bedeutet, dass man jeden Moment nimmt, wie er ist und in jedem Moment eine Chance sieht – und die Tiefe der Ewigkeit. Leben kann so schön sein, wenn es auf der Welle des Gottvertrauens gesurft wird!
Zweitens – sich selbst lieben ist der Kern für alle weitere Liebe. Das bedeutet, dass man alles, was im eigenen Leben ist, Licht wie Dunkelheit, Freude wie Trauer, Leichtigkeit und Schwere gleichermaßen umarmt – in dem Bewusstsein: was für ein Geschenk, dass es mich gibt! Was für ein Geschenk, dass es Dich gibt!
Drittens – den Nächsten lieben ist der einfachste und wirkungsvollste Weg, Gott zu erfahren. In jedem, der mir begegnet, kann ich Gott sehen – in menschlicher Gestalt. Und indem ich – und das ist ganz der Heilige Benedikt – Gott im anderen sehe, fällt es leicht, den anderen so zu umarmen, wie ich mich selbst umarmen sollte – und ja zu sagen zu seinen Stärken und Schwächen, zu Dunkelheit und Licht, zum Belastenden wie zur Freude, die aus den anderen herausstrahlt.
Das Geheimnis der Liebe sind besondere Augen, die im ganz Menschlichen wunderbar Göttliches erkennen. Diese Augen wünsche ich uns – jeden Tag, jeden Moment – und ich bitte den Heiligen Benedikt aus tiefstem Herzen, dass er uns heute segnet, so wie nur einer segnen kann, der ganz mit Gott verbunden ist. Amen.