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Benediktiner soweit das Auge reicht

Rund 200 benediktinische Ordensleute aus dem gesamten deutschsprachigen Raum sowie aus Afrika, Amerika und Asien beim Begegnungstag in Münsterschwarzach

So viele Benediktinerinnen und Benediktiner hat die Abtei Münsterschwarzach seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen. Schwarze und einige weiße Ordensgewänder, so weit das Auge reichte, sei es im Kloster bei Workshops und Führungen oder in der Kirche beim Gebet. So standen im Chorgestühl sogar zu wenige Plätze zur Verfügung, um die vielen Schwestern und Mönche aufzunehmen.

Rund 200 benediktinische Ordensleute aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, aber auch aus Afrika, Asien und Amerika waren zum großen Treffen der „OSB-Familie“ am Samstag, 1. Oktober, in das Kloster an der Schwarzach gekommen. Das Jubiläum „1200 Jahre Abtei Münsterschwarzach“ war Anlass für die Einladung, aber zugleich Ausgangspunkt, um vor allem nach vorn zu blicken.

Der Tag der Begegnung der Benediktinischen Gemeinschaften begann mit einer Feierstunde in der Aula des Egbert-Gymnasiums. Abt Michael Reepen OSB mahnte, man dürfe auch im Jubiläumsjahr nicht in der Vergangenheit „hängen bleiben“. Vielmehr gelte es, die Zeichen der Zeit zu erkennen und aus einem Geist der Offenheit Kirche und Welt mit zu gestalten.

Dann gehörte die Bühne den jungen Leuten. Manuel Koch, Diözesanvorsitzendes des BDKJ im Bistum Würzburg, setzte eine Brille mit der großen Zahl 28 auf. Sie steht für die Aktion Strategie „U28 - Die Zukunft lacht“, mit welcher der Bund der Deutschen Katholischen Jugend Politikerinnen und Politikern die Perspektive von Kindern und jungen Leuten unter 28 Jahren nahe bringen will.

Um junge Menschen heute zu erreichen sei es wichtig, den Bezug zu deren Lebenswelt herzustellen, erklärte Koch. Der Bach im Ort oder die eigene Kleidung sind Anknüpfungspunkte, über die man mit Kindern und Jugendlichen ins Gespräch kommen kann. Und von da aus sei man schnell bei Fragen der Nachhaltigkeit oder des Konsumverhaltens wie etwa: Was hat mein Lebensstil hierzulande mit den Lebensbedingungen von Kindern in Indien oder Tansania zu tun?

Einen ungewohnten Einblick ins klösterliche Leben gewährten vier junge Ordensleute. Auf witzig-amüsante Art berichtete zunächst Bruder Simeon Oberle OSB (Münsterschwarzach) von Erfahrungen mit einer „neuen Generation von Mitbrüdern“, die in den letzten Jahren ins Kloster einzogen und zudem flexibel und mobil sind: Smartphones. Er stellte die Frage, was der Gebrauch von Handys für die Gemeinschaft, aber auch für „meine eigene Präsenz“ bedeutet. Ein ebenfalls heißes Eisen im Klosterleben packte Pater Athanasius Yi OSB (Waegwan) an: Alkohol. Nüchtern stellte er fest: „Trinken gehört zur Klosterkultur.“ Er berichtete auch vom „sehr strengen Lebensstil“ in seinem Heimatkloster in Südkorea, den er mit der zentralen Bedeutung des Militärs für Koreaner begründete.

Bruder Bakanja Mkenda OSB aus dem tansanischen Kloster Ndanda erklärte, es gebe in seinem Heimatland bis heute drei Hauptfeinde. Ignoranz, Krankheit und Armut. Diese bekämpfen die Mönche mit Schulen, Krankenhäusern und Werkstätten. Es sei für sie wichtig, Antworten auf die Herausforderungen der Zeit zu geben und vor allem jungen Menschen eine Chance auf eine lebenswerte Zukunft zu eröffnen. Schwester Nadya Ruzhina OSB (Tutzing) übersetzte das OSB mit „Oh sie bauen“. In ihrer Heimat Bulgarien stehen nach ihren Worten viele erst vor wenigen Jahren errichtete Gebäude wie Klöster oder Kirchen heute leer. Sie fragte deshalb: „Sind die Investitionen in unsere Gemeinschaften genau so groß wie in unsere Bauprojekte?“ Sie rief dazu auf, „schlau und nachhaltig“ mit den Ressourcen umzugehen. Schwestern Nadya: „Die Zukunft kann nicht benediktinischer sein als wir es heute sind.“

„Wir wollten nicht nur feiern, sondern vor allem die jungen Leute zu Wort kommen lassen“, erklärte Abt Michael am Rande der Veranstaltung. Auch das unkomplizierte Miteinander der Mönche und Schwestern aus so vielen Klöstern auf der ganzen Welt freute ihn sehr. Gemeinsam mit Priorin Ruth Schönenberger OSB von den Missions-Benediktinerinnen in Tutzing pflanzte er einen Apfelbaum im Klostergarten. Die Schwestern aus Oberbayern hatten den Baum der Sorte „Baya Marisa“ den Mönchen aus Münsterschwarzach zum Jubiläum geschenkt.

Nach dem gemeinsamen Mittagsimbiss standen verschiedene Workshops und Führungen durchs Klostergelände auf dem Programm. Dabei wurden Klosterneugründungen in China, Kuba und Mosambik ebenso vorgestellt wie die Flüchtlingsarbeit der Abtei. Eine gemeinsame Vesper beschloss den Tag. - Den musikalischen Rahmen bei der Feierstunde gestalteten Br. Joel Schmidt (Oboe), Br. Julian Glienke (Violine), Br. Wolfgang Sigler (Klavier) und Br. Jeremia Schwachhöfer (Violoncello) mit Stücken von Georg Philipp Telemann.