Lebensphasen, Lebenswenden
„Alles ist SEINE Zeit“ heißt es im neuen „Ruf in die Zeit“
„Alles hat seine Zeit“, steht bei Kohelet im Alten Testament. Stimmt das noch? In der neuen Ausgabe des Münsterschwarzacher Missions-Magazins „Ruf in die Zeit“ geht es um die gute Gestaltung der verschiedenen Lebensphasen und Lebenswenden. Das Ziel: „Glücklich im Schoße Gottes ruhen“, wie Paul vom Kreuz schreibt. Denn „Alles ist SEINE Zeit“.
Die Jugend: fühlt sich vielfach unter Druck, schreibt Br. Wolfgang Sigler OSB in seinem Beitrag. Ein „Weiter so“ scheint unmöglich. Der Koordinator der Jugendkurse der Abtei Münsterschwarzach regt allerdings auch an, sich von der Verunsicherung vieler junger Menschen selber beunruhigen zu lassen, denn „Gott offenbart oft gerade den Jüngeren, was das Bessere ist“, wie es in der Benediktsregel heißt.
Aus Südkorea schreibt P. Bartholomäus Henneken OSB über die „Rushhour des Lebens“. Mit der Moderne kam den Menschen dort die Zeit abhanden. Der Leistungsdruck umfasst nahezu alle Lebensphasen. Daneben gibt es die Sehnsucht nach dem „wahren Glück“: wenn man wieder „Zeit für sich und andere“ hat. P. Bartholomäus setzt seine Hoffnung auf den „tief im Land verwurzelten christlichen und buddhistischen Glauben“, der die Menschen lehrt: Wohlstand allein genügt nicht.
Hat die Familie noch Freiraum genug, um sich um die alten Eltern zu kümmern? In afrikanischen Gesellschaften war dies bislang eine Selbstverständlichkeit, erklärt Br. Bakanja Mkenda OSB. Der studierte Psychologe und Philosoph sieht derzeit eine ungute Entwicklung: „Alte Menschen scheinen lästig geworden zu sein.“
Ein Phänomen, das von der westlichen Zivilisation auf den afrikanischen Kontinent übergesprungen ist. Was hilft dagegen? Anja Legge beschreibt eine Frau, für die Altsein „mehr Gewinn als Last ist“. Ute Schmitt, 84 Jahre, meditiert regelmäßig mit Gleichgesinnten im Kloster Münsterschwarzach. „Das lehrt mich Gelassenheit gegenüber dem Altwerden und dem Tod.“ Für die letzte Lebensphase, wenn Hören und Sehen nachlassen, rät sie, „den Blick nach innen zu richten“ und sich Zeit zu nehmen für andere.
Im Interview empfliehlt der 83-jährige P. Fidelis Ruppert OSB „Realismus“ im Umgang mit dem Alter. Ansonsten könne man sich „ganz schön lächerlich machen“, sagt der frühere Abt von Münsterschwarzach. Seine Erfahrung: „Leben lohnt sich. Das Leben bringt immer neue Möglichkeiten!“
So bringt jede Phase eines Menschenlebens Chancen und Aufgaben mit sich. Die Übergänge, die Wenden und Wandlungen im Leben bewusst zu gestalten, rät P. Anselm Grün OSB in seiner Betrachtung zum Leitthema. Dabei gilt es, auch „alte Gottesbilder zerbrechen zu lassen, damit wir aufgebrochen werden für den unbegreiflichen Gott, … der doch Liebe ist.“
Nachrichten und Berichte aus der Welt der Missionsbenediktiner ergänzen das Heft. So erklärt Christian Temu OSB, Abt von Ndanda, wie es mit der Neugründung in Mosambik nach dem terroristischen Überfall im Frühjahr 2020 weitergeht. Außerdem hat die Abtei Münsterschwarzach ihre Kooperation mit der neu gegründeten Syrischen Gemeinde in Leipzig vertieft.
Das Hilfsprojekt dreht sich nochmals um Corona. Die Auswirkungen der Pandemie auf die Arbeit der Klöster in Afrika oder Indien sind drastisch. Unterstützung tut not: mit medizinischem Gerät, aber auch mit Lebensmitteln für Menschen, die durch Lockdowns ihre Lebensgrundlage verloren haben.
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Der „Ruf in die Zeit“ erscheint vier Mal im Jahr und vertieft aktuelle Themen. Zugleich informiert das Magazin über Hilfsprojekte der Missionsbenediktiner sowie über Neues aus der Abtei Münsterschwarzach. Der „Ruf in die Zeit“ wird an Freunde und Spender verteilt. Im Internet ist er als Pdf abrufbar. Die nächste Ausgabe erscheint im Oktober 2021 zum Thema „Worauf warten wir?“