Neuer "Ruf in die Zeit": Geben und nehmen
„Ruf-in-die-Zeit“-Leser werden regelmäßig um Spenden für Hilfsprojekte gebeten. „Gott liebt einen fröhlichen Geber“, heißt es in der Benediktsregel dazu. Das ist die eine Seite. In der Oktober-Ausgabe des Münsterschwarzacher Magazins geht es um „Geben und Nehmen“. Mit „und“ in der Mitte. Weil beides, Geben und Nehmen, für ein gelingendes Leben wichtig sind.
„Wer nur nimmt, verschluckt sich daran“, schreibt P. Anselm Grün in seiner Betrachtung zum Leitthema. Andererseits: Wer nur gibt, verausgabt sich. „Habe nicht den Wunsch, freigiebiger zu sein als Gott!“, rät Bernhard von Clairvaux bereits vor 900 Jahren. Irene Schneider, Theologin und Gestalttherapeutin, beschreibt am Bild des Brunnens, das der heilige Bernhard verwendet, wie wir richtig mit uns selber umgehen sollen. „Erweise dich als Schale“, heißt es dort. Die Brunnenschale wartet, bis sie gefüllt ist und gibt das, was bei ihr überfließt „ohne Schaden weiter“.
Jahrzehntelang haben die Benediktiner aus Europa „gegeben“, hauptsächlich nach Afrika: die christliche Botschaft, Schulen, Krankenhäuser. Mittlerweile ist der Glaube dort fest verwurzelt. Längst ist es an der Zeit, „Schätze auszutauschen“, wie Br. Flavian Sawaka OSB aus Tansania in seinem Beitrag schreibt. „Für mich ist Teilen und Austausch gerade jetzt sehr wichtig, da das Christentum in Afrika blüht, während es im Westen zurückgeht.“ Auf finanzielle Unterstützung sei man noch angewiesen. Dafür könne man jetzt Personal bereitstellen.
Über eine „Spiritualität des Gebens und Empfangens“ macht sich Abt Pambo Mkwore OSB von der Abtei Mvimwa Gedanken. Empfänger zu sein, muss nicht heißen, gedemütigt zu werden; und Geber zu sein, berechtigt nicht, zu bevormunden. Richtig geben und nehmen ist vielmehr eine „Kunst, die vielfältige Formen der Entwicklung ermöglicht“.
Die europäische Sicht steuert Br. Ansgar Stüfe OSB bei. Der langjährige Missionsprokurator der Kongregation klärt auf, wie die Benediktiner versuchen, die Spendenmittel richtig einzusetzen. Seine Erkenntnis aus jahrzehntelanger Arbeit als Chefarzt des Krankenhauses in Peramiho: Afrikaner sind nicht alle arm. Es gelte, die sozialen Verhältnisse vor Ort gut zu kennen und sich laufend zu informieren, wenn Spenden wirklich helfen sollen. Andernfalls können funktionierende Sozialsysteme durcheinandergeraten.
Wie das ist, wenn Menschen „zum Geben gezwungen“ werden, erläutert P. Noach Heckel OSB. Der frühere Missionsprokurator von Münsterschwarzach und jetzige Professor für Kirchenrecht in Trier beschreibt Vor- und Nachteile des deutschen Kirchensteuersystems.
Im Interview berichtet Susanne Kolbert von der „Tafel“ in Würzburg von ihren Erfahrungen. Geben und Nehmen muss hier mittlerweile bei 1000 Abholern pro Woche professionell organisiert werden. Und trotzdem bleibt das Menschliche zentral. Die Arbeit ist nicht einfach, aber immer wieder geht man auch „überglücklich und beflügelt nach Hause“.
In den Berichten aus der Abtei geht es um Kurse zu Burnout – jener Krankheit, die aus der Verausgabung entsteht. Es geht um die „Lust, Fremdes verstehen zu wollen“ beim Stöbern durch die Literatur in „Buch & Kunst im Klosterhof“. Es geht darum, was „Bufdis“ dem Kloster geben und was sie von dort mitnehmen für ihr Leben. Und um vieles mehr.
Hilfsprojekt ist in der Oktober-Ausgabe des „Ruf in die Zeit“ die Unterstützung für die St.-Albert-Schule in Tororo in Togo. Schülerinnen und Schüler aus armen Familien benötigen Stipendien, um die Gebühren bezahlen zu können. Bei wem die Schale gefüllt ist, der kann hier „Überfließendes weitergeben, ohne Schaden zu nehmen“.
Der „Ruf in die Zeit“ erscheint vier Mal im Jahr und vertieft aktuelle Themen. Zugleich informiert das Magazin über Hilfsprojekte der Missionsbenediktiner sowie über Neues aus der Abtei Münsterschwarzach. Der „Ruf in die Zeit“ wird an Freunde und Spender verteilt. Im Internet ist er als PDF abrufbar. Die nächste Ausgabe erscheint im Februar 2025 zum Thema "Soziale Tugenden".