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Aktuelles Mission

In Bewegung gehalten - Ausflug der Missionsprokura

Bericht – Die Vielfalt benediktinischen Lebens hat die Münsterschwarzacher Missionsprokura bei ihrem Jahresausflug erfahren. In Sichtweite bieten zwei Klöster links und rechts des Rheins, auf dem Jakobsberg und in Eibingen, das ganze Spektrum von kleiner Männergemeinschaft mit Jugendarbeit und Missionstätigkeit bis zur Wallfahrtstätte mit Hildegard-Verehrung.

„Ankommen und staunen“ – mit dieser Aufforderung wurden die acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Missionsabteilung am Schrein der heiligen Hildegard in der Wallfahrtskirche zu Eibingen empfangen. Sr. Hiltrud von der berühmten Benediktinerinnen-Abtei ließ Glauben und Taten der großen Heiligen des 11. Jahrhunderts lebendig werden: Wie sie mit den Großen und Mächtigen korrespondiert hatte; wie sie Missstände in der Kirche und sündige „Priester ohne Berufung“ anprangerte; wie sie den Auftrag Jesu erfüllte: „das Erbarmen Gottes weiterzutragen“. Kurz: Sie führte in einem feurigen Vortrag vor Augen, wie aktuell die heilige Hildegard heute ist.

In der Abtei St. Hildegard selber berichtete dann Sr. Gisela davon, wie es ist, wenn Frauen sich in ein stilles Ordensleben in strenger Klausur zurückziehen wollen – und dann von einem überbordenden Interesse an „Hildegard-Medizin“, an „Hildegard-Kräutern“, an Dinkelkissen und Klosterwein „überrannt werden“. „Als ich vor 46 Jahren hier eintrat, war mir klar, dass ich die Schwelle nach draußen nie mehr übertreten würde“, erzählt die Benediktinerin lachend. Es kam anders: Sie wurde Cellerarin, sie wurde für zehn Jahre nach Vanves/Frankreich zur A.I.M. (Alliance InterMonasteres) entsandt. Nun, ins Mutterhaus zurückgekehrt, kümmert sie sich um ein Inklusions-Café für die vielen Besucher des Klosters. Und hofft, dass der Hildegard-Boom nicht überdeckt, welche theologische und geistliche Kraft Hildegard in ihren Werken ausstrahlt. Es geht ihr um die Suche nach Heil, nicht nach Heilkräutern. „Hildegard ist bislang weitgehend unentdeckt“, stellt die Nonne zur Überraschung der Besucher fest. Jedenfalls was ihre Weisheit über Gott und die Menschen anbelangt.

„Jeden Tag neu beginnen“, gehört dazu, so Sr. Gisela. So könne man die Welt verändern. So konnte man die Regel über die Jahrhunderte leben. Die benediktinische „Stabilitas“ übersetzt sie mit „in Bewegung gehalten““. Nicht starr sein, sondern „in Bewegung sein“ und „darin gehalten sein“. „Die Hände zum Himmel, und beide Füße auf der Erde ...“

Baustellen gibt es überall auf der Welt

40 Frauen leben heute in der Abtei in den Weinbergen gegenüber von Bingen. „Leben“ heißt dabei offenbar: sehr lebendig sein. So die Erfahrung aus diesem Besuch. Den Gästen aus Münsterschwarzach gibt Sr. Gisela noch mit auf den Weg: „Wenn die Missionsprokura mal Afrika fertig hat, dann können Sie hier weitermachen ...“ Baustellen gibt es überall auf der Welt.

Ähnlich lebendig – und doch ganz anders – die Erfahrung auf dem gegenüberliegenden Jakobsberg. Ein Priorat von St. Ottilien, eine kleine Gemeinschaft aus sieben Benediktinern, die sich um Jugendarbeit, um ein Bildungshaus, um Missionsarbeit kümmern. P. Gallus berichtete den Gästen, dass die Wallfahrtstätte 1961 vom Orden gekauft worden sei, weil man nicht wusste, ob man alle Mitbrüder in den vorhandenen Abteien unterbringen könne. Das war die Zeit, als Missionsorden befürchteten, zahlreiche Missionare könnten aus Afrika ausgewiesen werden im Zuge der Entkolonisierung. Da hat die Missionsprokura heute „Afrika fertig“: Die Mönche dort stammen mittlerweile auch aus den dortigen Ländern. Die Verbindung zur Mission besteht auf dem Jakobsberg wie in Münsterschwarzach in der vielfältigen Unterstützung der dortigen Mitbrüder und –schwestern.