Gottes Liebe im Slum teilen
Pater Winfried Yego OSB ist Gast beim Weltmissionssonntag am 15. Oktober in der Abtei Münsterschwarzach. Er predigt beim Festgottesdienst um 10 Uhr, der musikalisch vom Missiochor Würzburg und vom Kirchenchor aus seiner Pfarrei St. Benedict im Mathare Slum von Nairobi gestaltet wird. Zudem ist Pater Winfried bei "Fazination Mission" um 16 Uhr auf dem Podium zu erleben. Dabei spricht er auch über die St. Maurus Special School, die zu seiner Pfarrei gehört und die sich um Kinder mit Behinderung mitten im Slum kümmert. Einen beeindruckenden Film über das Projekt finden Sie auf youtube oder gleich auf dieser Seite am Ende des Berichts.
Lesen Sie aber zunächst den aufrüttelenden Bericht von Pater Winfried über seine Arbeit in Nairobi:
„In unserer Pfarrgemeinde gibt es immer viel Arbeit, denn die Menschen kennen unsere Angebote und nehmen unseren Dienst in Anspruch. Die Besonderheit unserer Arbeit besteht darin, dass der Großteil unserer Pfarrei das riesige Slumgebiet Mathare Valley am Ostrand der Millionenstadt Nairobi umfasst. Nairobi ist eine Stadt der Gegensätze - es gibt sowohl die sehr reichen und auch die sehr armen Menschen. Die zwei größten Slums Nairobis, Mathare Valley und Kibera, sind auch die größten in Afrika.
Als die Missionsbenediktiner 1970 von Peramiho in Tansania nach Kenia kamen, wollte der damalige Erzbischof von Nairobi, Kardinal Maurice Otunga, uns ein Grundstück im Wohngebiet Langata geben. Die Gegend wird manchmal „Vatikan von Nairobi“ genannt, da dort viele Orden angesiedelt wurden. Wir aber wollten lieber unter den Armen am Ostrand der Großstadt arbeiten. So kamen wir nach Ruaraka, wo wir ein Kloster bauten. Heute betreuen wir eine Pfarrei mit rund 6.000 Katholiken und fünf Außenstationen mit insgesamt 52 Basisgemeinschaften. 75 Prozent der Christen leben im Slumgebiet Mathare Valley.
In dem Slum wohnen schätzungsweise 100.000 Menschen verschiedener Stämme und Konfessionen, viele ganz arm, einige mehr oder weniger besser. Sie sind mit vielen Problemen konfrontiert wie eine sehr hohe Arbeitslosenquote (80 Prozent), schlechte Wohnverhältnisse (viele wohnen in einfachen Blechhütten), überfüllte Wohnungen und Straßen, hohe Kriminalitätsrate, Umweltverschmutzung und Krankheiten. Die schlechte oder offene Kanalisation sowie verstreuter Müll und Dreck stinken nicht selten zum Himmel.
Müßiggang ist überall und unter allen Altersgruppen spürbar. Deshalb sind auch Laster wie Prostitution, Kriminalität und Diebstahl weit verbreitet. Viele Leute versuchen aber, ehrlich zu leben und Geld zu verdienen z.B. durch kleine Geschäfte wie Gemüsestände, den Verkauf von Essen, Straßenhandel, kleine Läden oder das Waschen von Kleidung.
Unsere Hauptaufgabe ist es, den Menschen beizustehen. Durch unsere Kindergärten, die Grundschule und Handwerkerschule versuchen wir, unseren Beitrag zu leisten, damit die armen Kinder aus Mathare Valley eine Zukunftsperspektive haben. Die St. Maurus Special School, die sich um Kinder mit Behinderung kümmert, ist ein wichtiges Zeichen der Solidarität und Nächstenliebe.
Die Armut und die schwierigen Lebensbedingungen erschrecken uns aber nicht. Wir sind berufen und gesandt, in diesen Gegenden zu arbeiten und unter solchen Lebensbedingungen Gottes Liebe zu teilen: Wir stehen den Menschen bei und ermutigen sie, im Leben nicht aufzugeben, sondern immer wieder neue Möglichkeiten zu finden und neue Wege einzuschlagen, um ihre Lage zu verbessern. Sie bekommen dadurch den Mut, etwas für sich zu tun. Es fordert heraus, wir aber sind hoffnungsvoll. Der Auftrag des Herrn Jesus an uns bleibt immer noch aktuell: „Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen!“ (Mk. 16,15).“
Pater Winfried Yego OSB
Hier geht es zum kompletten Programm des Weltmissionssonntags.
Sehen Sie den Film über die St. Maurus Special School im Slum Mathare Valley.