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Aktuelles Mission

Der uns alle miteinander zum ewigen Leben führt - Der neue Ruf ist da

Gedanken zum Sterben im Kloster – von Abt Michael im neuen Ruf in die Zeit

Soeben ist der neue Ruf in die Zeit, die Missionszeitschrift der Abtei Münsterschwarzach erschienen. Zum Thema Tod und Sterben erzählen die Mönche und Missionare aus aller Welt über ihre Erfahrungen, Traditionen und Vorstellungen. Einen Artikel von Abt Michael finden Sie vorab hier. Wenn Sie wünschen, senden wir Ihnen regelmäßig den neuen Ruf kostenlos per Post nach Hause.

Gedanken zum Sterben im Kloster - von Abt Michael

Es war mein erstes Erntedankfest im Kloster. Wie in jedem Jahr fand die traditionelle Klosterwallfahrt in das nahe gelegene Dorf Dimbach statt. Nach der Andacht saßen wir bei Kaffee und Kuchen, zu dem das Dorf die Mönche eingeladen hatte. Da machte die Nachricht die Runde, dass unser Br. Konrad im Hof des Gasthauses umgefallen und gestorben sei. Wir gingen alle hinaus, bildeten um ihn einen Kreis, sangen das Suscipe, unser Professlied, und beteten miteinander. Dann machten wir jungen Brüder uns zu Fuß auf den Weg zurück in die Abtei. Unterwegs sprachen wir miteinander über das, was sich ereignet hatte. Wir waren überzeugt, dass die vorgesehene Feier zum Erntedankfest beim Abendessen ausfallen wird. Nach der Vesper kamen wir in den festlich gedeckten Speisesaal; auch die Klosterblasmusik stand da. Dann sprach der Prior P. Fidelis die Worte zum Erntedankfest und sprach dabei auch von der Lebensfrucht unseres Br. Konrad, dass sie reif war und der Herr die Ernte heimgeholt hat in seine Scheunen. „Lasst uns nun Gott danken für das Leben von Br. Konrad und die Ernte des Jahres.“ Dann spielte die Blasmusik, es gab Bier und ein festliches Abendessen. Das war meine erste Erfahrung mit Sterben und Tod im Kloster. Ich empfand es als so heilsam, wie da mit diesem Thema umgegangen wurde – Sterben zum Leben.

Inzwischen habe ich natürlich oft erlebt, wie Mitbrüder sterben. Immer wenn ich beim Sterben dabei sein durfte, war ich tief beeindruckt von dem, was da geschieht. Einen Menschen auf dem letzten Abschnitt seines Weges zu begleiten, ist wirklich ein Liebesdienst, der nicht nur den Sterbenden, sondern auch den Begleiter verändert und verwandelt. Der Tod eines jungen Mitbruders war sicher die schwerste Erfahrung in der Begegnung mit dem Tod und selbst darin war Erfahrung von Gnade und Geschenk.

Zu meiner Aufgabe als Oberer gehört es, regelmäßig unsere alten und kranken Brüder auf der Krankenstation zu besuchen. Ich staune, wie viele Mitbrüder sehr bewusst mit Sterben und Tod umgehen, wie offen sie darüber sprechen und sagen, dass sie bereit sind, wenn Gott sie ruft. Der Tod ist kein Angstthema. Oft spreche ich auch die älteren Brüder auf das Sterben an. Als ich frisch zum Abt gewählt wurde, zeichnete sich schon der baldige Tod unseres Bruders Norbert ab. Er war 93 Jahre alt und hatte den größten Teil seines Lebens als Reisebruder für die Mission in den USA verbracht. Er konnte noch aufnehmen, dass ein neuer Abt gewählt wurde und immer wenn ich zu ihm kam und er das Abtskreuz sah, freute er sich und sagte „der neue Abt“. Viel mehr konnte er nicht mehr sagen. Er half mir gleich zu Beginn zu verstehen, was Abtsein meint. Obwohl er fast doppelt so alt war wie ich und weit mehr an Lebenserfahrung hatte, sah er den Abt in mir, als einen, der ihm beisteht, an der Schwelle hinüber zum himmlischen Vater, der ihn schon mit offenen Armen erwartet. So schreibt Benedikt im 72. Kapitel seiner Regel – es wird das Testament Benedikts genannt: „Die brüderliche Liebe sollen sie (die Mönche) einander selbstlos entgegenbringen. Gott sollen sie in Liebe fürchten.In aufrichtiger und demütiger Liebe seien sie ihrem Abt zugetan. Christus sollen sie überhaupt nichts vorziehen, der uns alle miteinander zum ewigen Leben führe“ (RB 72,8-12).

Unser Ziel ist es, dass wir alle miteinander bei Gott ankommen und das ewige Leben finden. Keiner soll auf der Strecke bleiben, dazu sollen wir einander helfen und so sind wir füreinander verantwortlich. Der Abt ist selbst einer, der auf dem Weg ist, dem Ziel entgegen, zusammen mit den Brüdern. Seine Aufgabe ist es, darauf zu achten, dass keiner unterwegs verloren geht. Immer wieder betont der hl. Benedikt, dass es Aufgabe des Abtes ist, Seelen zu leiten (RB 2,31.34) und dass unser Weg im Kloster ein Heimweg zum Vater ist (Prolog 2). Es geht darum, einmal nach Hause zu kommen. So ist das Sterben für uns Mönche ein Ankommen am Ziel, zu dem wir uns aufgemacht hatten. Ein Ankommen bei IHM, den wir ein Leben lang gesucht haben. Was gibt es eigentlich Schöneres als anzukommen! Wir, die wir zurückbleiben, gehen weiter unter der Führung des Evangeliums, in brüderlicher Gemeinschaft und im Vertrauen auf Gott, dass auch wir das Ziel erreichen.