Afrikaner bringen Jesus nach Kuba
Benediktinische Klostergründung in Havanna mit Brüdern aus Togo, St. Ottilien und Meschede – Kanonische Errichtung in Rom
Ein Abenteuer wird es sicher, denn keiner weiß, ob Kuba Jesus wirklich kennenlernen will – wie Erzabt Jeremias glaubt. Der Präses der Kongregation der Missionsbenediktiner ist auch verantwortlich für die nun feierlich errichtete Kloster-Neugründung auf der Karibikinsel zum Ende des Jahres. Während des Äbtekongresses in Rom, genauer am 25. September 2008 unterzeichnete man die kanonische Urkunde für das Kloster „Epifania del Senior“ in Havanna. Zwei deutsche Mönche und drei Brüder aus dem westafrikanischen Togo werden nach Kuba reisen und dort ein Kloster, das zunächst ein ganz normales Haus sein wird, aus dem Nichts aufbauen.
Dieser Neuanfang betrifft nicht nur die profane Ausstattung. Er ist ein neuer großer Schritt für die ganze Kongregation. Denn zum ersten Mal beteiligt sich eine afrikanische Gemeinschaft außerhalb des eigenen Kontinents an missionarischen Aufgaben. Frère Jacques aus Togo, schon jetzt von der Gruppe zu ihrem Oberen bestimmt, ist nach Ansicht auch aller beteiligter Äbte, die die Brüder aussuchen und freistellen, prädestiniert für diese Aufgabe. Die beiden deutschen Benediktiner aus St. Ottilien und Meschede verfügen über wichtige Ergänzungen. Pater Emmanuel spricht fließend spanisch und war lange Jahre in Lateinamerika. Bruder Robert ist Lehrer, Medienexperte und ein Mann, der nichts dem Zufall überläßt, wie Abt Dominicus vom Meschede seinen Mitbruder charakterisiert.
Die Westafrikaner, geprägt durch den französischen Einfluss in Togo und sehr weltoffen, bringen jedoch eine ganz wesentliche Erfahrung aus ihrem eigenen Kulturkreis mit. Auch wenn Kuba auf das Christentum warten mag, die Verehrung von Naturgöttern und der Ahnenkult gehören dort immer noch zum Alltag. Und genau dies ist den Togolesen nicht unbekannt. Prior Bonifacio von Togo vertraut auch dem Realitätssinn seiner drei Mönche, die sich nicht auf Visionen einlassen, sondern „im Gehorsam“ ihre Aufgaben erfüllen werden.
Miteinander etwas Neues wagen wird eine weitere Herausforderung für die Gemeinschaft sein. Denn verschiedene Mentalitäten und Charakter müssen zusammenfinden und –spielen. Das soll vor allem Br. Robert leicht fallen. Gerade war er für zwei Jahre an das tansanische Benediktinerkloster Peramiho „ausgeliehen“, als Erzabt Jeremias ihm die Beteiligung an der kubanischen Mission antrug. Und genauso schnell, wie er sich Kiswahili, die Sprache Ostafrikas, angeeignet hatte, wird er nun Spanisch lernen. Außerdem ist der missionarische Einsatz ein langgehegter Gedanke von Br. Robert. Organisieren, konsequent dazu stehen, wozu er einmal Ja gesagt hat, dies sei typisch für ihn.
An der Messe zur kanonischen Errichtung des Klosters auf Kuba nahm auch Abt Mamerto Menapace vom argentinischen Los Toldos teil. Er ist außerdem Abtpräses der Kongregation Cono-Sur, der Vereinigung der benediktischen Klöster Lateinamerikas. Er war zunächst mit der Suche nach Brüdern und Patres betraut worden, die die Gemeinschaft in der Erzdiözese des Kardinal Ortega in Havanna mit aufbauen sollten. Aber im südlichen Teil des amerikanischen Kontinents sind die Klöster nicht gut aufgestellt. Auch hier fehlt es bereits am Nachwuchs und letztendlich auch am nötigen Geld.
Altabt Mamerto war so engagiert bei der Sache gewesen, hatte ganz Lateinamerika bereist, bis ihm seine Gesundheit einen Strich durch die Rechnung machte. So gelangte die Anfrage an die Missionsbenediktiner von St. Ottilien. Aber Abt Mamerto war es immer ein Herzenswunsch geblieben, diese Klostergründung noch miterleben zu dürfen.
Missionarisch tätig sein sieht Erzabt Jeremias auch weiterhin als eine Aufgabe seines Klosters und hat gerne den Auftrag übernommen, den Kubanern den christlichen Glauben anzubieten. Stolz auf diesen Schritt sind aber besonders die Missionsbenediktiner aus Togo. Das einzige Kloster des Kontinents, in dem nur Afrikaner sind, ist auch die erste afrikanische Gemeinschaft, die in einem anderen Erdteil missioniert. Außerdem, so merkte Prior Bonifacio an, sei man selbst auf politischer Ebene gut gerüstet. Auch Togo hat fast 40 Jahre einen „starken Mann“ an der Spitze der Regierung.
Und genau dieses Fingerspitzengefühl wird am Ende darüber entscheiden, ob der Schritt gelingt. Ein Kloster in einem seit über 40 Jahren vom Sozialismus geprägten Land zu etablieren, zu integrieren ist ein Abenteuer. Nun machen sich Menschen auf, die das Wort Gottes bisher nur an die eigenen Landsleute weitergegeben haben.