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Aktuelles Mission

50 Jahre im Dienst der Medizin und der Menschen

Seit 50 Jahren versorgt das Litembo Hospital die Menschen in Würzburgs Partnerdiözese Mbinga in Tansania

„Nein, Strom hatten wir nicht, als wir hier anfingen“, berichtet Maria Meiss dem erstaunten Besucher aus Deutschland. „Operiert wurde beim Schein einer Taschen- oder Petroleumlampe, die einer von uns auf dem Kopf hatte.“ Ähnlich rudimentär wurden die medizinischen Gerätschaften sterilisiert – mit einem Sterilisator, der mit einem Petroleum-Bunsenbrenner aufgeheizt wurde und der dem Benutzer buchstäblich die Luft zum Atmen nahm.
Was heute kaum vorstellbar ist, war für die deutsche Krankenschwester Maria Meiss der völlig normale Alltag. 1961 kam sie gemeinsam mit der deutschen Ärztin Dr. Irmel Weyer und Krankenschwester Annalise Dauber nach Litembo im Südwesten Tansanias. Was die drei jungen Frauen antrieb? „Ich wollte immer schon Menschen helfen. Und ich wollte dort hin, wo noch keiner gewesen ist”, erzählt die heute 83-jährige Dr. Weyer, die nun in Ostercappeln bei Osnabrück lebt. Der Kontakt nach Tansania war über die Missionsbenediktiner entstanden, die die gebürtige Mülheimerin während ihres Medizinstudiums in Regensburg und Passau kennen gelernt hatte. Bereits im Jahr 1914 hatte der Missionsbenediktiner Pater Ludger Breindl aus St. Ottilien eine kleine Missionsstation in Litembo gegründet. Damit eröffnete er den Menschen vor Ort auch den Zugang zu medizinischer Grundversorgung und Medikamenten. Obwohl der Fortbestand durch den Ersten Weltkrieg massiv gefährdet war, überlebte die Station. 1930 errichteten die Missionsbenediktinerinnen aus Tutzing eine erste Dorf-Krankenstation (Dispensary), die im Laufe der Zeit um eine Entbindungs- und eine Tuberkulose-Station erweitert wurde, so dass man ab 1957 von einem Hospital sprach – ein Hospital mit 60 Betten, untergebracht in kleinen fensterlosen Hütten…
Mit unvorstellbarem Idealismus, einer Riesenportion Mut und bewundernswerter Tatkraft machten sich Dr. Irmel Weyer, Maria Meiss und Annalise Dauber 1961 an die Arbeit. Durch den Kontakt mit Deutschland und den USA war zumindest die Versorgung mit Medikamenten und technischem Gerät gewährleistet. Das Vertrauen der Menschen musste sich die neue Klinikchefin jedoch erst erarbeiteten: Weyer kurierte Durchfallerkrankungen und Malaria, führte Operationen durch, wendete aussichtslose Geburten zum Guten. Rasch lief die so genannte Urwaldärztin auch den traditionellen Wunderheilern den Rang ab. Zugleich baute sie das Hospital systematisch aus: Stück für Stück entstanden Operationssaal, Röntgenabteilung, Hauptpflegestation, Wasserkraftwerk, Verwaltungsgebäude und Kinderstation. 1996 ging Dr. Weyer in den Ruhestand und übergab die Klinik der Diözese Mbinga, die Leitung ging – getreu dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ – in einheimische Hände über.
Heute verfügt das Litembo Hospital über 320 Betten und sechs Stationen, nämlich Chirurgie, Entbindung, Gynä-kologie, Innere Medizin, Intensivmedizin und Kinder. Ambulant wird in den Abteilungen Augen- und Zahnheil-kunde behandelt. Damit ist das diözesane Krankenhaus das größte und wichtigste Hospital im gesamten Umland und versorgt die rund 400.000 Einwohner der katholischen Diözese Mbinga. Außerdem leisten zwölf Krankenstationen eine medizinische Grundversorgung für die Menschen in abgelegenen Dörfern.
Rund 200.000 Menschen nehmen alljährlich die ärztliche Hilfe im Litembo Hospital in Anspruch, vom Säugling bis zum Greis. Die Patienten sind zum größten Teil Kaffeebauern und nehmen oft lange Fußmärsche auf sich. Die meisten leiden unter Tropenkrankheiten wie Malaria, Tuberkulose und Durchfall. Allein im Jahr 2005 verzeichnete das Hospital 5400 Malaria-Fälle; vor allem während der Regenzeit ist man voll besetzt. Außerdem behandeln die insgesamt fünf Ärzte und 65 Pflegekräfte zunehmend mehr Aids-Kranke; laut tansanischer Regierung ist jeder zwanzigste Bürger mit dem HI-Virus infiziert, Hilfsorganisationen vermuten noch wesentlich höhere Zahlen. Er-freulicher sind die Zahlen bei Geburten und Impfungen: 4.000 Geburten gab es im Jahr 2005 im Litembo Hospital, davon 900 Kaiserschnitt-Geburten. 6600-mal haben die Ärzte geimpft, am häufigsten gegen Polio und Diphtherie.
Ein Grossteil der Patienten kann sich die Behandlung jedoch nur zum Teil oder gar nicht leisten. So verdient ein Kaffeebauer etwa 16 Euro im Monat, eine Bauchoperation kostet aber bereits 10 Euro. Und doch weist das Hospital niemanden ab. „Zuerst der Patient“, lautet die Leitlinie des Hospitals, denn Chefarzt Dr. Allington Mwakifyogo und Geschäftsführer Father Raphael Ndunguru wissen nur zu gut, dass ihre Hilfe oft über Leben und Tod entscheidet.
Dass allen Menschen gleichermaßen geholfen werden kann, verdankt man in erster Linie Spenden aus Deutschland und Europa. „Ohne Spenden läuft hier einfach nichts“, sagt Raphael Ndunguru, zumal nur ein Viertel des Jahresbudgets durch Patientenzahlungen gedeckt wird und auch von Staat und Kirche keine Zuschüsse zu erwarten sind. Wortwörtlich überlebenswichtig sind da die Partner des Litembo Hospitals, die künftig auch in die Trägerschaft des Krankenhauses eingebunden werden sollen: Die Missionsbenediktiner von St. Ottilien, die Partnerdiözese Würzburg, das Marien-Hospital in Marl, die Gemeinschaft der Vinzentinerinnen von Untermarchtal und der Dr.-Weyer-Kreis in Mülheim/Ruhr. Die Partner in Europa schicken nicht nur regelmäßig Ärzte und Pflegpersonal nach Tansania, sondern sorgen auch für eine verlässliche finanzielle Unterstützung. Dank der Spendengelder ist das Krankenhaus für afrikanische Verhältnisse zwar relativ gut ausgestattet, doch Bedarf gibt es stets: So entstand im Jahr 2010 eine Physiotherapieabteilung, die beiden Operationssäle und die Wasserleitung mussten renoviert, die Medikamentenvorräte aufgestockt werden; außerdem zerstörte ein Brand mehrere Häuser. Besonders freut sich die Klinikleitung über die neuen Kochstellen, die von den beiden Würzburger Pfarreien St. Albert und St. Jakobus finanziert wurden; für die Patienten sind diese Kochstellen von großer Wichtigkeit, da sie auch im Krankenhaus weiter von ihren Familien versorgt werden. Dankbar ist man im Litembo Hospital auch für jeden deutschen Facharzt oder Medizinstudenten, der mithelfen möchte. Denn auch wenn Chefarzt Dr. Mwakifyogo mit seinen vier Kollegen ganze Arbeit leistet, herrscht Facharztmangel, der durch die schwierige Finanzlage noch verschärft wird.
Um zudem die drohende – finanziell bedingte – Abwanderung von Pflegepersonal einzudämmen, plant Ndunguru den Bau einer Krankenpflege- und Laborschule, über die man ausgebildete Krankenschwestern und Pfleger stärker an das Hospital binden will. Während die Laborschule bereits in Betrieb ist, muss das Schulgebäude noch errichtet werden. Derzeit arbeitet man in Mbinga an der Finanzierung des rund 380.000 Euro teuren Projekts. Der Grundstein wurde bei der Feier des 50-jährigen Jubiläums am 10. Juni 2011 gelegt. An diesem Tag haben die insgesamt 200 Mitarbeiter des Krankenhauses gemeinsam mit Vertretern aus Kirche und Staat sowie Gästen aus Europa bei einem Jubiläumsgottesdienst, Festessen und traditionellen Tänzen auf die vergangenen 50 Jahre zurückgeblickt : 50 Jahre im Dienst der Medizin und der Menschen.

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