Skip to main content

Umfangreiche Umweltanalyse für die Abtei Münsterschwarzach

Betriebe und Kloster lieferten Daten an Greenzero.

Gemeinsam mit dem Unternehmen Greenzero hat die Abtei Münsterschwarzach eine differenzierte Organisations-Ökobilanz erstellt. Dazu wurden in den vergangenen Monaten alle 30 Betriebe des Klosters sowie der Mönchskonvent anhand vorgegebener Wirkungskategorien für das Jahr 2021 erfasst und evaluiert. Zum einen sollte damit ein aktueller Stand der Investitionen in Nachhaltigkeit und Umweltschutz gewonnen, zum anderen die Schwächen im System identifiziert werden.

Bislang wurden ähnliche Auswertungen bezüglich des ökologischen Fußabdrucks lediglich intern oder mithilfe des Deutschen Umweltbundesamtes durchgeführt. Durch die komplexe Situation des Klosters mit einer Lebensgemeinschaft aus 80 Mönchen sowie den über 30 Betrieben auf dem Klostergelände ist das laut Cellerar P. Christoph Gerhard allerdings schwer valide abbildbar.

Das „Klosterdorf“ mit täglich über 1.000 Menschen auf dem Gelände sollte daher als Ganzes ausgewertet werden. „In GREENZERO fanden wir einen Partner, der uns auf wissenschaftlicher Basis und Daten weiterhelfen konnte. Mit Dr. Dirk Gratzel, Prof. Dr. Matthias Finkbeiner, Dr. Nikolay Minkov und seinem Team konnte das kompetent, effizient und mehrdimensional geleistet werden“, so P. Christoph über den Hintergrund.

Methodisch wurden daher von Greenzero, einem Kompetenzteam, das sich auf das Konzept der sogenannten Umweltneutralität (unten genauer erklärt), beruft, die gesammelten Daten aller Betriebe sowie fünf ausgewählten Mönchen im Alter von 25 bis 90 Jahren im Hinblick auf folgende Faktoren ausgewertet und im Anschluss die jeweiligen Umweltwirkungen berechnet: Treibhauspotential, Versauerungspotential, Eutrophierungspotential (Überdüngung), photochemisches Ozonbildungspotential, Ozonabbaupotential sowie Wassernutzung/Wasserverbrauch.

Maßgeblich unterstützend wirkte dabei P. Maximilian Grund OSB als Vorsitzender der Ökorats der Abtei und Verantwortlicher für den regenerativen Energiepark bei der Datenerhebung mit.

.

Ergebnisse von Greenzero

Für die Auswertung wurden die einzelnen Betriebe nach Funktionen in fünf Cluster eingeteilt. So ergaben sich folgende Gruppierungen, bei denen intern und extern arbeitende Betriebe durchaus in einem Cluster bewertet wurden: Kloster und Bildung (EGM, Gästehaus, Recollectio-Haus, Verwaltung, Prokura, Kloster, Bibliothek, Seelsorge), Produktionsbetreibe (Druckerei, Atelier, Goldschmiede, Metallwerkstatt, Schreinerei, Spenglerei, Tüncherei, Elektrowerkstatt, Schneiderei, Wäscherei), Lebensmittelverarbeitung (Kellerei, Küche, Bäckerei, Metzgerei), Handel (Verkaufsläden für Bäckerei und Metzgerei, Buch und Kunst im Klosterhof, Fair-Handel, Vier-Türme-Verlag) sowie der landwirtschaftliche Bereich (Landwirtschaft, Gärtnerei, Klosterwald, Biogasanlage)

Im Ergebnis wird sowohl die individuelle als auch die gemeinschaftliche Dimension des Klosters betrachtet. Für die individuelle Komponente zeigte sich das Leben in Gemeinschaft als vorteilhaft. So hatten die fünf Mönche einen geringeren Konsum als der vergleichbare Durchschnittsdeutsche. Negativ wirkten sich allerdings die im Vergleich große Fläche von Kirche, Gemeinschaftsräumen und dem Klostergelände aus.

Für die gesamte Ökobilanz der Abtei lässt sich ein positives Ergebnis zusammenfassen. Vor allem das Gästehaus und das Egbert-Gymnasium schneiden hier gut ab. Vergleichsweise wird wenig Abfall produziert. Durch kurze Wege auf dem Abteigelände sowie der Bezug von vielen regionalen oder sogar selbst angebauten (Klostergärtnerei) Produkten sowie Belieferung durch regionale Partner spielt zudem in dieses Ergebnis ein.

Auch die Gesamt-Ökobilanz für die Abtei Münsterschwarzach mit ihren Betrieben weist in vielen der erfassten Kategorien unterdurchschnittliche Werte auf. Jedoch zeigen sich in bestimmten Bereichen und Betrieben auffällige Umweltscores. „Die Produktion (Druckerei), Handel (vor allem Fair-Handel) und Landwirtschaft haben ihre Emissionen, die nicht einfach reduziert werden können“, sagt P. Christoph. Gerade beim Einkauf von Produkten spiele die Lieferkette eine entscheidende Rolle. Doch einfach abschaffen könne und wolle man diese Betriebe nicht. Das Ergebnis gebe aber Hilfestellungen zu Optimierungen.

Als bestes Beispiel für eine bereits erfolgte Umsetzung eines differenzierten Umweltkonzeptes sei an dieser Stelle die Klosterdruckerei Benedict Press genannt. 2018 durchlief sie einen komplexen Prozess der sogenannten EMAS-Zertifizierung, einem international gültigen und anerkannten Umweltsystem. 2020 und 2022 wurde sie entsprechend rezertifiziert. Innerhalb der Druckerei wurden in diesem Zusammenhang die Chemikalien vor der Druckmaschine durch Anschaffung eines neuen Druckplattenbelichters auf Null reduziert, der Wasserverbrauch wurde auf ein Drittel im Vergleich zu vorher gesenkt, der Anteil an Recyclingpapier wurde verdoppelt, gleichzeitig die Gesamtabfallmenge von 132 to auf 91 to gesenkt.

„Die Druckerei zeigt uns, dass es möglich und lohnenswert ist, in Nachhaltigkeit zu investieren. Mit ihrer immer wieder aktualisierten Umwelterklärung entwickelt sie sich zudem stetig fort“, so P. Christoph. Nun gelte es zu schauen, in welchen Betrieben man ebenso gezielte Maßnahmen identifizieren und mit dem Ansprechpartner P. Maximilian umsetzen könne. Dazu regt er an, innerhalb der Betriebe einen Umweltbeauftragten zu bestimmen, der dafür künftig verantwortlich ist. P. Christoph blickt in die Zukunft: „Auch, wenn wir insgesamt durch unser Ökoprojekt und die regenerativen Energien bereits große und wichtige Schritte mit entsprechenden Ergebnissen gegangen sind, dürfen wir nicht stehen bleiben und uns auf den bisherigen Erfolgen ausruhen.“

Über Greenzero

Das Unternehmen Greenzero verfolgt einen Ansatz der sogenannten Umweltneutralität, die auf Dr. Dirk Gratzl zurückgeht. Er begründete dieses Konzept nach der Erstellung seiner persönlichen Lebensökobilanz. Die Umweltneutralität betrachtet die gesamten Umweltwirkungen und nicht allein das CO2-Potential wie bei der Klimaneutralität. Durch die mehrdimensionale Betrachtungsweise werden im Kontext der Umweltneutralität weitere Kategorien berücksichtigt, die entsprechend optimiert oder ausgeglichen werden können.

Anhand dieser Wirkungskategorien bietet Greenzero Unternehmen und Institutionen eine wissenschaftliche Auswertung ihrer Faktoren an, um das Umweltbewusstsein zu sensibilisieren und Maßnahmen für nachhaltigeres Arbeiten und Leben daraus abzuleiten. Das Kompetenzteam steht auch nach der Auswertung für weitere Beratungen bezüglich möglicher Kompensationen zur Verfügung.