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Aktuelles Ökoprojekt

„Gott in allem verherrlichen“

Ökologie und Ökonomie lassen sich nur gemeinsam denken -­ Impulsvortrag von Pater Christoph Gerhard, Cellerar der Abtei Münsterschwarzach, bei der Herbstvollversammlung des Diözesanrats

Würzburg/Münsterschwarzach (POW) Wahre Ökologie bezieht mehr ein als nur die Natur. „Sie nimmt auch das Gemeinwohl, die Mitmenschen und kommende Generationen in den Blick.“ Das hat Pater Christoph Gerhard, Cellerar der Benediktinerabtei Münsterschwarzach, in seinem Impulsvortrag zum Thema „Ökologie und Ökonomie in einem Haus“ betont. Am Freitag, 25. September, gab er den Delegierten zum Auftakt der Herbstvollversammlung des Diözesanrats der Katholiken im Exerzitienhaus Himmelspforten die Maxime mit auf den Weg: „Lebe das, was du verstanden hast und was in deinen Möglichkeiten liegt.“

Christen hätten eine besondere Verantwortung für die Umwelt und die Mitmenschen, da Gott sich in seiner Schöpfung erfahren lasse und in Jesus Christus in einzigartiger Weise Ja zu dem Menschen gesagt habe. Gerhard, leidenschaftlicher Hobby-Astronom, erinnerte an die gewaltige Größe des Kosmos, dessen Ausdehnung auf 13,7 Milliarden Lichtjahre geschätzt wird: „Am Sternenhimmel können wir mit bloßem Auge 2,7 Millionen Lichtjahre weit blicken. Das sind 2,7 Millionen mal 10 Billionen Kilometer. Das erzählt uns etwas von der Größe Gottes, aber auch von der Kleinheit und zugleich der Größe des Menschen.“

Im Kleinsten wie im Größten sei Gott als der Dreieine zu finden, hob der Ordensmann hervor. Darauf habe auch Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Laudato Si“ hingewiesen. Dennoch bildeten Ökologie und Okonomie auch bei Katholiken in der Praxis oft scheinbar unvereinbare Pole. „Die Abtei Münsterschwarzach, der ich seit einigen Jahrzehnten angehöre, versucht beides miteinander zu verbinden“, betonte der Cellerar. „Ich weiß aber, dass wir sicher auch unseren blinden Fleck haben.“

Der Papst spreche in „Laudato Si“ davon, dass die gegenwärtige ökologische Krise eine Krise der Moderne sei, entstanden durch die Zunahme an Macht durch technischen Fortschritt, ohne dass die ethische Reife des Menschen gleichzeitig in gleichen Maße gewachsen sei. Wirtschaft und Wissenschaft hätten sich im 19. Jahrhundert von Staat und Kirche entkoppelt. „Das hat uns einerseits den heutigen Wohlstand beschert. Wir haben aber die negativen Folgen nicht im Griff“, sagte der Benediktiner. Als Beispiel führte Pater Gerhard an, dass jeden Tag eine Tierart aussterbe. Außerdem verbrauchten 20 Prozent der Weltbevölkerung 80 Prozent der vorhandenen Ressourcen. „Als eine Folge hungern 800 Millionen Menschen, 80 Millionen sind auf der Flucht.“

Der Klimawandel sei konkret und der Einsatz gegen eine weitere Erderwärmung wichtig: Vom Anstieg des Meeresspiegels und den Dürrekatastrophen und schweren Unwettern als Folge seien auch und gerade die Menschen in den ärmeren Regionen der Welt betroffen, betonte der Ordensmann. „Außerdem exportieren wir nicht nur unsere gasförmigen Abfälle in alle Welt, sondern auch feste Abfälle wir Plastikmüll und Elektroschrott – mit ebenfalls gravierenden Folgen für die Ärmsten.“

Die Abtei Münsterschwarzach erzeuge seit Jahren Strom mit dem eigenen Wasserkraftwerk und bemühe sich auch in anderen Bereichen, den Ausstoß an Kohlendioxid zu reduzieren. 10,63 Tonnen Kohlendioxid produziere ein Deutscher im Durchschnitt pro Jahr. Durch den eigenen Ökostrom, einen reduzierten Fleischkonsum und weil die Mönche relativ wenig reisten und dafür meist gemeinschaftlich ein Fahrzeug nutzen, erzeuge ein Benediktiner in Münsterschwarzach hingegen lediglich 5,38 Tonnen CO2 pro Jahr. „Wir stoßen damit aber immer noch das Doppelte dessen aus, was nach Ansicht der Wissenschaftler unsere Erde vertragen kann.“

Die Delegierten ermunterte Pater Gerhard, sich im besten Sinne einzumischen und Einfluss zu nehmen. Als Konsument beispielsweise habe es jeder in der Hand, welche Produkte er kaufe. Benediktiner handelten nach der Regel ihres Ordensgründers: „Damit Gott in allem verherrlicht werde“. Traditionell wichtig sei den Mönchen daher auch die Solidarität mit Flüchtlingen. „Schon 1940 haben wir die sogenannten 'Saarflüchtlinge' in unserem Kloster aufgenommen und aus christlicher Überzeugung heraus gut behandelt, sehr zum Missfallen der damaligen Machthaber. Derzeit haben wir 30 junge Gäste aus den Kriegsgebieten in Syrien, Eritrea und Afghanistan, denen wir eine Ausbildung und somit eine Brücke in die Gesellschaft bieten möchten.“

Gott in allem zu verherrlichen bedeute für die Mönche auch, mit Wasser, Rohstoffen und Energie achtsam umzugehen und Produkte von nachhaltiger Qualität herzustellen. „Die Beständigkeit im Umgang mit der Natur erfordert ein langfristiges Denken und Planen.“ Am ordenseigenen Egbert-Gymnasium sei Umweltbildung daher auch ein wichtiges Anliegen. Und auch die Fair-Handel GmbH, die nachhaltige und fair gehandelte Produkte vertreibe, lebe vom großen Engagement vieler Menschen.

mh (Pressestelle Ordinariat Würzburg)