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Predigten

Wo tätige, helfende Liebe wirkt, da leuchtet das Osterlicht

Predigt von P. Martin Birk OSB am Ostersonntag.

Osterlicht leuchtet da, wo ein Werk der helfenden Liebe getan wird. Und manchmal, liebe Schwestern und Brüder, kann man dieses Licht auch sehen. Jedenfalls haben es ein englischer Journalist und seine Mitarbeiter so erlebt. 

Im Auftrag eines Fernsehsenders filmten sie Mutter Teresa von Kalkutta und ihre Schwestern. Normalerweise braucht man für einen Dokumentarfilm von 50 Minuten zwei bis drei Monate. Der Sender genehmigte aber nur fünf Tage – viel zu wenig Zeit. Wegen dieser knappen Zeit konnte man alle Szenen nur einmal drehen, es musste alles klappen. Tatsächlich lief auch alles ungewöhnlich glatt – ohne das übliche Gezänk und die Meinungsverschiedenheiten im Team. Am Schluss gab es aber noch ein besonderes Problem. Ein Teil der Arbeit der Schwestern bestand darin, die Sterbenden von den Straßen Kalkuttas aufzulesen. Sie wurden in ein Gebäude gebracht, das Mutter Teresa nutzen durfte, damit diese Menschen ‚im Anblick eines liebenden Gesichts‘ sterben konnten. Das Problem bestand darin, dass dieses Haus innen nur winzige Fenster oben unter der Decke hatte und sehr dunkel war, eigentlich völlig ungeeignet zum Filmen ohne künstliche Beleuchtung. Das Team hatte nur eine kleine Lampe und keine Zeit mehr, die komplette Beleuchtung aufzubauen, die für erfolgreiche Dreharbeiten notwendig gewesen wäre. Der Kameramann filmte vorsichtshalber auch den sonnendurchfluteten Außenhof, wo ein paar genesende Patienten saßen. Das Filmen drinnen hätten sie sich eigentlich sparen können, dachte er, es würde sowieso schiefgehen… Als aber der Film entwickelt wurde, waren die Aufnahmen aus dem sonnigen Hof überraschend dämmrig und recht undeutlich, während die Innenaufnahmen in ein besonders mildes Licht getaucht zu sein schienen. Aus technischer Sicht war dies Ergebnis unmöglich. Als Beweis benutze der Kameramann dasselbe Filmmaterial bei denselben Lichtverhältnissen auf seinem nächsten Projekt im Nahen Osten. Das Ergebnis war vollkommen negativ. Alle im Team waren sich einig darüber, dass die Beleuchtung in jenem Teil des Films außergewöhnlich schön war.

So deutlich ist es selten. Was hier zur Erfahrung wurde, dürfen wir glauben: Wo immer ein Werk der helfenden Liebe getan wird, leuchtet das Osterlicht. Wo immer jemand einen anderen wohlwollend annimmt, wie er ist, ihn oder sie zu verstehen sucht, vielleicht sogar – womöglich mit etwas Mühe – erträgt, – wann immer jemand verzeiht, wann immer jemand um Jesu willen leidet, wo immer jemand zum Leben eines anderen beiträgt, da ist der auferstandene Jesus Christus gegenwärtig.

Bei allem Schmutz und Elend im Raum schien doch die Liebe Gottes stärker und heller zu leuchten“ (S.85). Der Journalist hatte „die Leuchtkraft der Liebe eingefangen“!