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Predigten

Wer ist Jesus für mich?

Predigt von Pater Christoph Gerhard OSB am 21. Sonntag im Jahreskreis, 27. August 2017, in der Abteikirche Münsterschwarzach.

Liebe Schwestern und Brüder!
Meinungsumfragen gibt es in unserem Land immer wieder und zu den
vielfältigsten Themen. Ob es unsere Ernährung betrifft, wie viel wir an „Bio“ jetzt
essen möchten, welches Auto wir in Zukunft fahren möchten (Diesel oder nicht?)
oder ob es gerade politische Umfragen jetzt vor der Bundestagswahl sind.
Im heutigen Evangelium sehen wir, dass die Frage nach der Meinung der
Menschen schon immer aktuell war. Jesus selbst hat sie bewogen: „Für wen halten
die Leute den Menschensohn?“. Aber er lässt es nicht nur bei einer einfachen
Umfrage. Er fragt auch seine Jünger direkt: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“.
Die beiden Fragen stellt das Evangelium nicht nur an die Jünger damals, sie
werden auch an uns heute gestellt. Zunächst also eher allgemein: „Für wen halten
die Leute den Menschensohn?“ und dann speziell: „Ihr aber, für wen haltet ihr
mich?“.
Erst geben die Jünger die Meinung des Volkes wieder: „Die einen für Johannes
den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen
Propheten.“ Ich glaube, die Antworten fallen heute sinngemäß ähnlich unter den
Menschen aus, wenn wir zB nach Würzburg in die Innenstadt gehe würde. Da
kämen auch Antworten wie, „Jesus war ein Revolutionär“ oder „Jesus war ein
vorbildlicher Mensch“ oder von Muslimen würden wir vielleicht die Antwort aus
dem Koran hören: Jesus ist der Gesandte Gottes, der Sohn der Maria, Jesus ist das
„Wort der Wahrheit“.
Petrus gibt uns seine berühmt gewordene Antwort im Evangelium: „Du bist der
Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!“ Und immerhin: laut einer Umfrage aus
dem letzten Jahr glauben das auch 40% der Deutschen – und die Katholiken teilen
dieses Bekenntnis mit einer deutlichen Mehrheit von 56%.
Aber – was bedeutet diese Antwort eigentlich? Und was bedeutet sie für meinen
persönlichen Glauben? Was meint denn Messias, Sohn des lebendigen Gottes für
mich?!?
Im Evangelium steht zunächst einmal die griechische Form „Christus“ für die
jüdische Bezeichnung „Messias“. Für Juden und ihren Vorstellungen war der
Messias ein Nachkomme Davids. Das war Jesus. Aber er hätte das Reich seines
Vorgängers Davids wieder aufrichten müssen, um sich als der Messias zu
erweisen. Es war also zunächst eine ganz innerweltliche und machtpolitische
Hoffnung, die da Petrus bekannte. Aber ein gescheiterter und gar gekreuzigter
Messias, das war völlig unvorstellbar – auch für Petrus.
Kein Wunder also, dass die Jünger nach der Verhaftung Jesu und während des
Prozesses flohen. Ihr Glaube an Jesus war völlig gescheitert, sodass Petrus seinen
Herrn und Messias sogar dreimal verleugnete. – Petrus und die übrigen Jünger
waren von ganz anderen Voraussetzungen ausgegangen, was Messias bedeuten
soll.
Erst die Auferweckung Jesu aus dem Tod hat sie erkennen lassen, dass Jesus
wirklich der Messias ist und dass dieser Messias kein neuer König im irdischen
sondern im geistlichen Sinne ist. Der Glaube des Petrus und von den Jüngern
wurde komplett umgedreht und wurde von weltlichen Machtgelüsten auf die Füße
des Heiligen Geistes gestellt. Die Wunder, die Zeichen und die Taten Jesu, seine
Verkündigung während seines irdischen Lebens wurden, durch seine Auferstehung
von den Toten, für Petrus und die Jünger erst richtig glaubwürdig.
Jesus als den Christus, als den Messias zu bekennen, das ist uns Christen so sehr
eingegangen, dass wir es heute fast immer in unserer gläubigen Anrede und in
unseren Gebeten zusammen tun. Es kann also meinen:
- Jesus geht alle unsere Wege mit und will uns den Weg zum Leben zeigen
- Jesus hilft mir durch seine Beziehung zu Gott seinem Vater, meine
Beziehung zu Gott zu finden
- Jesus führt durch den Tod in ein neues Leben, das von Gott kommt und
nicht von uns Menschen gemacht werden kann
- Jesus bringt uns unser umfassendes Heil an Leib und Seele
Es kann sein, dass ich mich dem einen oder anderen Bekenntnis mehr oder auch
weniger anschließen werde. Es kann auch sein, dass sich meine Schwerpunkte im
Glauben an Jesus als den Christus verschieben im Laufe meines Lebens, ich ihn
anders kennenlerne und in einer anderen Art an ihn glaube.
„Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ In jedem Falle ist Jesu Frage auch heute eine
ganz vitale Frage nach meinem ureigenen Glauben. Und ich meine, es lohnt sich,
dass wir uns dabei einige Zeit lassen und auf die feinen Nuancen achten und so
unsere, dass ich meine ureigene Antwort auf die Frage von Jesus finde:
Für wen aber hältst du mich?
Ich wünsche uns, dass wir mit unserer Antwort auch die Verheißung Jesu
empfangen: mit unserer Antwort den Schlüssel zum Himmelreich zu bekommen,
was meint: in Beziehung zu sein mit mir selbst, mit den anderen und mit Gott.
Lösen zu können, was dem Leben hindert und festzuhalten an dem, was es fördert.
Amen.