Weihnachten rettet uns!
Predigt von Abt Michael Reepen OSB zur 1. Vesper an Heiligabend.
Liebe Schwestern und Brüder hier in der Abteikirche in Münsterschwarzach, und wo immer Sie im Livestream jetzt mit uns verbunden sind, liebe Mitbrüder hier und oben auf unserer Krankenstation.
"Wir müssen Weihnachten retten", so war es Ende Oktober von besorgten Politikern zu hören, kurz vor Beginn des Lockdown light, als versucht wurde, durch den leichten Lockdown Weihnachten zu retten. Aber die Maßnahmen reichten nicht, Weihnachten ließ sich nicht retten.
- Das Kind ist in den Brunnen gefallen. –
Jetzt feiern wir Weihnachten im harten Lockdown – es ist angeraten zuhause zu bleiben nur in der Familie im kleinsten Kreis zu feiern und auch heute an Heiligabend gilt ab 21.00 Uhr die Ausgangssperre in Bayern.
Gut, dass grundsätzlich die Kirchen offenbleiben können und dass wir die technische Möglichkeit der Übertragung der Gottesdienste zu ihnen nach Hause haben, für viele ein wichtiges Zeichen der Verbindung und des Trostes.
"Wir müssen Weihnachten retten". Es ging nicht, wir haben das Virus immer noch nicht im Griff und es mutiert, breitet sich weiter aus und kommt immer näher und näher. Hoffnung macht die Impfung. Aber es wird Monate dauern, bis sie greift.
Weihnachten lässt sich nicht retten.
In diesem Jahr haben wir jetzt schon in der Vesper die Weihnachtsgeschichte gehört. In diesen Zeiten in denen so vieles anders ist, tut uns das Vertraute, die vertrauten Worte gut: "In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen…"
Wir kennen den Beginn der Weihnachtsgeschichte. Und seit 2000 Jahren wird diese Geschichte erzählt. Unsere Eltern und Großeltern haben sie am Heiligen Abend in den Wirren des II. Weltkrieges gelesen, erzählt und gehört.
Im 1. Weltkrieg hat sie sogar an der Front in Frankreich für einige Stunden die verfeindeten Soldaten zusammengeführt, sie sangen gemeinsam Stille Nacht und dann haben sie wieder gegeneinander gekämpft. In den Kriegs-, Pest- und Hungerszeiten wurde die Weihnachtsgeschichte erzählt, wurde Weihnachten gefeiert, wennauch noch so bescheiden.
Weihnachten scheint Trost gespendet zu haben, zu allen Zeiten. Die Erzählungverbindet Menschen auch über große Entfernungen hinweg. Sie verbindet auch uns an diesem Abend mit den Menschen, die wir liebhaben, mit denen wir gerne zusammen wären, bis hin zu den Menschen für die es schon himmlische Weihnacht geworden ist.
Jenes erste Weihnachten war für Josef und Maria auch völlig anders,als sie es erwartet hatten. Sie hätten es sich nicht träumen lassen, dass ihr Kind unter diesen Umständen auf die Welt kommt, sie keinen Platz in einer Herberge finden, sie in einen Stall ausweichen müssen und das Kind unter diesen Umständen geboren wird.
Wir hätten es uns vor einem Jahr auch nicht träumen lassen, dass Weihnachten in diesem Jahr so real wird: Dass auch wir uns im Stall wiederfinden, bei Ochs und Esel, in der Unmöglichkeit in der viele von uns stecken: alles mit Abstand, alleine zuhause, ohne die Enkelkinder, einen lieben Menschen vermissend, für viele ohne Christmette und gemeinsame Weihnachtslieder…
Ja gerade dahinein wird Christus geboren, in die Unmöglichkeit unserer Situation, in die Quarantäne, in die Infektion, in dieses "alles anders" in diesem Jahr – dahinein wird der Retter geboren!
Wir haben es gehört wie es den Hirten vom Engel verkündet wurde: "Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude ….heute ist Euch in der Stadt Davids der Retter gebore!" Das ist die Botschaft heute Abend!
Nicht wir müssen Weihnachten retten, Weihnachten rettet uns! Der Retter kommt zu uns! Er rettet uns! – fürchtet euch nicht!
Wer weiß wovor uns Corona rettet? Wovor die Menschheit durch Corona gerettet wird?
Auch damals hat man den Retter, den Messias ganz anders erwartet, nur wenige erkannten ihn in diesem hilflosen Kind. Ja, wir haben einen Impfstoff, dank den Virologen und Forschern! Wir haben aber noch einen anderen Retter, den wir heute feiern, der uns schon gerettet hat, wir sind schon gerettet und Weihnachten erinnert uns daran, weil wir’s so oft vergessen!
Fürchtet euch nicht! Trotz Allem und geradem in Allem – Christ der Retter ist da!
Gesegnete Weihnacht!