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Predigten

Unser aller Gastgeber ist Jesus Christus

Predigt von P. Meinrad Dufner am 2. Sonntag im Jahreskreis.

Gestern begann die Gebetsoktav „um die Einheit der Christen“. Das soll mein Thema heute sein. Die Leseordnung hat deine besondere Eröffnung dafür vorgelegt: die Hochzeit zu Kanaan. Johannes stellt diese aufregende Geschichte als Ouvertüre seinem Evangelium voran. In der Musik legt die Ouvertüre Tonart oder Thema oder Emotion des folgenden Werkes vor.

Also Christsein als verlängertes Fest für alle Gäste.

An anderer Stelle spricht Jesus von einem Fest aller Völker, „Holt sie von den Hecken und Zäunen“. Oder er lädt sich beim Zöllner und Kollaborateur Zachäus ein, oder er ruft: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid.“

Er tadelt die selbsternannten Apostelaufpasser, als sie den schreienden Blinden abhalten wollten, als sie die drängenden Kinder verscheuchten. „Was willst Du, dass ich Dir tun soll.“ „Kommt alle zu mir, die ihr beladen seid, unter Lasten stöhnt.“ „Lasst die Kleinen zu mir kommen.“

Welche Kirchengemeinschaft ist nicht beladen, beschädigt, verwundet und auch mit Mord, Krieg und allen Möglichkeiten des Bösen erfahren. Hat es getan, erlebt und erlitten. Das alles wäre Motivation genug, miteinander an einen Tisch zu kommen. Stattdessen haben wir das Tischtuch zerschnitten. Haben einander exkommuniziert.

Was für einen kleinen Gott glauben wir denn, wenn er nur unser Latein versteht, nur unsere Denk- und Deuteweisen der Offenbarung gelten lässt, wenn er nur unsere eigene Kirchenordnung und Zuordnung anerkennt, nur unsere Sprache, unsere Denk- und Frömmigkeitsweisen, unsere Liturgien gelten lässt. Das ist doch gar nicht die Eintrittskarte in den Jesusraum. Vielmehr: „Kommt alle zu mir, die ihr beladen, beschädigt seid, die ihr Erbarmen braucht.“

Unser aller Einseitigkeit, Beschränktheit in Tradition und Geschichte, in Kultur und im Gewordensein, unser aller je verschiedene Begrenztheit bringen wir mit. Im Alltäglichen kann eine Einladung so ausgedrückt werden: „Und bring genug Hunger mit.“ Statt einander belehren oder gar bekehren wollen, braucht es das: Teile mir mit!:

Von welcher Hoffnung lebst du?

Welche Lebendigkeit hat Dir die Kommunion gegeben?

Was ist Dein wesentliches Jesuswort oder Jesustat?

Die Frage ist nicht: Welche Vorzimmerherren oder -damen hat dein Christus. Die Frage ist: Zeige mir Deine Glaubensfrüchte, zeige mir Deine Gotteserfahrungen, nicht Deine Lehrbücher, zeige mir, was das Jesusbrot, die Eucharistie, das Abendmahl in Dir an Liebe, Barmherzigkeit, an Gottgelassenheit und Freude bewirkt hat.

Eine Ökumene des Zusammenlebens, der hörenden, sprechenden Tischgemeinschaft, wo wir miteinander aus einer Schüssel essen! So wie ein höflicher Mensch, dort, wo er zu Gast ist, isst, was vorgesetzt wird, die selbstverständlichste Höflichkeit, und jeder Gastgeber gibt sich selber als Gabe dem Gast, täte er es nicht, wäre er ein schlechter Gastgeber.

Unser aller Gastgeber ist Christus Jesus – ist nicht diese oder jene Kirchenverfassung. Sie alle sind Vorzimmerherren und –damen, durch die der anwesende Christus, der Menschgewordene Jesus aufscheinen will, sich geben will. Ökumene heißt: Wir geben uns einander, wir geben IHN, Christus, einander.