Geballte Ladung Hoffnung für die Welt
„Liebe Schwestern und Brüder,
wir sind schon weiter als das Evangelium, das wir eben gehört haben – oder?
Wir haben die Osterkerze in das Dunkle unserer Kirche hinein getragen und den Auferstandenen in unsere Mitte als das Licht besungen. Es ist hell geworden in diesem Raum, auf unseren Gesichtern und vielleicht auch schon in unseren Herzen. Wir haben schon Alleluja gesungen und werden nicht müde es immer wieder zu wiederholen. „Er ist wahrhaft auferstanden – Alleluja“.
Das Evangelium dieser Osternacht, in diesem Jahr nach Lukas, klingt gar nicht so österlich. Da ist nicht von Freude und Jubel die Rede, sondern von Schrecken, Entsetzen und Ratlosigkeit. Den Frauen verschlug es im Grab die Sprache, sie schauten auf den Boden; die Apostel hielten alles für Geschwätz, Petrus wundert sich und geht einfach wieder nach Hause. Nichts von neuem Leben und Freude, eher von Gelähmtheit, Schock und Trauer über den Tod des Meisters und jetzt das leere Grab.
Vielleicht meint das Evangelium die Realität der Welt, wie wir sie zurzeit erleben: Angesichts der Terroranschläge in Brüssel der Schock, der Schrecken, das Entsetzten vieler Menschen und die Angst vor weiteren Terroranschlägen, vor einer neuen Dimension von Krieg mitten in Europa, mitten in unserem Alltag.
Immer wieder haben verschiedene Menschen, auch Politiker in den letzten Tagen betont, wir dürfen vor den Terroristen nicht kapitulieren. Unsere Gesellschaft und unsere Demokratie dürfen sich nicht davon einschüchtern lassen. Wir dürfen diesen Terroristen nicht die Macht geben unseren Alltag zu bestimmen. So sind viele Menschen in Brüssel bewusst auf die Straße gegangen, haben sich in der Öffentlichkeit getroffen und sich nicht vor Angst in die Häuser zurückgezogen. Sie wollen Zeichen setzen, dass sie sich nicht einschüchtern lassen.
Ist das nicht angesichts der Osterbotschaft unser Auftrag als Christen, der Auftrag des christlichen Abendlandes? Wir dürfen das Feld nicht den Terroristen und Radikalen, auch nicht den Angstmachern und den Rechten überlassen. Christen haben all dem eine Botschaft der Liebe und des Lebens, ja sogar des ewigen Lebens entgegenzusetzen.
Vielleicht meint das der Engel im Grab wenn er sagt: Was sucht Ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht auf dem Friedhof, er ist bei den Menschen, bei den Lebendigen – er ist auferstanden!
Das meint nicht, dass wir das Kreuz übersehen dürfen. „Erinnert Euch an das, was er gesagt hat: Der Menschensohn muss den Sündern ausgeliefert und gekreuzigt werden“ .
Es geht nicht um Verdrängen, es geht nicht um die rosa Brille, sondern die Realität zu sehen wie sie ist. Auch wie schrecklich sie ist. Aber der Schrecken, die Angst und der Tod sind nicht das Letzte! „Erinnert Euch doch was er gesagt hat“ - und die Frauen erinnerten sich! Sie versuchen sich zu erinnern, aber es hat sie noch nicht gepackt – und doch war da was. Er hat doch gesagt: „Ich werde am dritten Tage auferstehen und später: „Ich bin bei euch alle Tage“.
Christen haben den Auftrag dies zu bezeugen in dieser Welt: Dass das Dunkel, der Schrecken und selbst der Tod nicht das letzte Wort hat, dass der Hass, die Gewalt, der Terror nicht das Letzte ist, dass wir glauben, dass die Liebe stärker ist, dass die Liebe am Ende siegen wird und dass das Licht alles Dunkel besiegt.
Wir Christen sind immer mehr gefragt Farbe zu bekennen.
Unser Glaube: Ostern meint Leben wider den Tod!
Ostern ist nicht braun oder schwarz. Ostern ist bunt!
In allen Farben wie der aufbrechende Frühling in diesen Tagen,
wie die bunten Ostereier.
Deshalb liebe Schwestern und Brüder, wollen wir uns jetzt rüsten damit wir Profil zeigen können. Deshalb wollen wir unsere Taufe erneuern, das Ereignis, das uns christusförmig gemacht hat.
Wenn wir jetzt in der Gemeinschaft unser Versprechen erneuern:
„Ich widersage - ich widersage dem Bösen, dem Satan, den dunklen Mächten, dass sie keine Macht über mich gewinnen“.
Ich widersage, weil ich an Gott den Vater glaube, an seine Liebe, die sich gezeigt hat in Jesus, dem Christus, weil ich glaube, dass ER im Tiefsten meines Herzens Liebe und Licht ist, dass ich von Ihm komme und zu Ihm gehe.
Das ist unser Glaube und welche Kraft liegt darin, wenn wir das in Gemeinschaft bekennen. Wie wichtig ist es, dass wir Christen zusammenstehen und der Welt dieses Zeugnis geben. Was sind wir hier in der vollen Kirche schon für eine geballte Ladung Hoffnung für die Welt.
Also - so lasst uns unsere Taufe nun erneuern!“
Abt Michael Reepen OSB