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Predigten

Euch aber muss es zuerst um sein Reich gehen

Predigt von Pater Andreas Schugt OSB am 8. Sonntag im Jahreskreis, 26. Februar 2017, in der Abteikirche Münsterschwarzach über das Evangelium nach Matthäus, 6,24-34

Liebe Brüder und Schwestern!

Obwohl aus dem Rheinland stammend, werde ich keine Karnevals- oder Faschingspredigt halten. Und das obwohl es, wie die Frühaufsteher unter uns, heute Morgen in der Vigil-Lesung gehört haben, eine interessante Parallele zwischen dem heutigen Evangelium und dem so genannten „Rheinischen Grundgesetzt“ gibt. Die rheinische Lebensart hat ja etwas Leichtes und Unbeschwertes. Aber ob Rheinländer sich von Natur aus weniger Sorgen machen als andere Menschen, weiß ich nicht wirklich!

Wie an den vergangenen Sonntagen, haben wir im Evangelium einen weiteren Abschnitt aus der Bergpredigt gehört. Jesu Thema ist das Reich Gottes und er ruft den Menschen zu, dass es mit ihm schon angebrochen sei und somit mitten unter uns wäre. Es hat sich also etwas auf dieser Erde mit dem Kommen Jesu grundlegend verändert. Das Neue, das mit Jesus in die Welt gekommen ist, ruft, so die Botschaft, nach einer veränderten Herzenshaltung derer, die ihm nachfolgen wollen.

„Was hat sich denn mit dem Kommen Jesu verändert?“, werden manche fragen. Nun, das Neue ist, in welcher Weise, wie, Jesus von Gott spricht. Jesus weiß sich auf das innigste geliebt und verbunden mit Gott. So nennt er Gott seinen Vater und lädt auch seine Jünger und Jüngerinnen durch sein Wort und sein Handeln ein, ebenfalls ein solches Vertrauen zu haben. Jesus lebt ganz sicherlich aus der Glaubensüberlieferung seines Volkes. Heute haben wir zu Beginn des Gottesdienstes ein solches Vertrauenswort gesungen. Im Psalm 18 heißt es: „Der Herr ist mein Schützer geworden und er führte mich hinaus ins Weite. Er machte mich heil, denn er wollte mich.“

Kein menschliches Leben ist ganz sorgenfrei, und völlige Sorglosigkeit ist auch gesellschaftlich suspekt. Werden wir doch angehalten, vorzu-sorgen. Vorsorge - das ist ja ein interessantes Wort. Wir werden aufgefordert uns Sorgen zu machen, bevor die Sorge wirklich vor der Tür steht.
Nun, natürlich will ich niemanden seine Gesundheitsvorsorge oder seine Altersabsicherung madig machen. Aber es wäre einmal interessant zu schauen, ob ich dieses, zu Recht bestehende Vorsorgemodell, nicht unversehens auf andere Lebensbezüge übertrage. Anderes herum: um was mache ich mir eigentlich Sorgen?

Das Evangelium zählt anhand von ganz praktischen Verhaltensweisen und inneren Haltungen auf, worin der Unterschied zwischen einer rechten und einer falschen Sorge besteht. Nahrung und Kleidung gehören zu den Grundbedürfnissen des Menschen und wir wissen, dass wir uns um diese, zum Leben notwendige, Dinge kümmern müssen.
Und dennoch meint Jesus, dass wir uns darum keine Sorgen machen sollen. „Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht. Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben.“
Es geht Jesus zunächst um diesen grundlegenden Perspektivwechsel: Nicht meine Sorge um dies und das, mein Mühen und Schaffen garantiert ein gutes Leben, sondern das vertrauende sich einlassen auf den Vater im Himmel. Natürlich enthebt mich das nicht, meinen Teil zu leisten, aber immer Wissen und im Vertrauen auf den mich liebenden Vater.

Es gibt eine Sorge, die nach unserem ganzen Herzen greift. Eine Sorge, die uns so in Beschlag nehmen kann, dass unser vorherrschendes Lebensgefühl die Angst wird. Wir sind dann völlig fixiert auf das, was von uns noch alles getan und geleistet werden muss. Da ist dann kein Platz mehr für Gott in unserem Innersten. Jesus sagt dazu drastisch: „Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Denn um all das geht es den Heiden.“ Oder ganz am Anfang unseres Evangeliums: „Niemand kann zwei Herren dienen.“
Wir sind also eingeladen, die Botschaften, die unser Herz erreichen, zu unterscheiden. Was führt mich in die Weite, und was führt mich in die Enge? Nochmals der Introitus-Psalm von heute: „Der Herr ist mein Schützer geworden und er führte mich hinaus ins Weite. Er machte mich heil, denn er wollte mich.“

Es scheint also um eine grundlegende Entscheidung zu gehen, die wir immerzu in unserem Alltag neu treffen müssen. Als Hilfe bietet uns Je-sus gleichsam eine Naturmeditation an. Schaut auf die Vögel des Himmels, betrachtet die Lilien des Feldes. Wer die Schönheit staunend wahrnimmt, ist ganz gegenwärtig, und wer ganz im Augenblick ist, dessen Herz ist ungeteilt dem Leben zugewandt.

Wenn Sie merken, dass die Sorgen Sie bedrohlich in den Griff bekom-men, gehen hinaus in die Natur! Versuchen Sie wahrzunehmen, was es neben Ihren Sorgen noch alles gibt. Spüren Sie das Leben, das in den einfachsten Gräsern wie auch in den mächtigsten Bäumen pulsiert, lauschen Sie den Vögeln und dem Wind. Werden Sie gewahr, dass Sie Teil dieser großartigen Schöpfung des himmlischen Vaters sind, von ihm geliebt und angenommen. Und vielleicht steigt dann Dankbarkeit für das Leben in ihrem Herzen auf und der Mund öffnet sich zu einem Loblied. Das wünsche ich Ihnen!

Amen.