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Predigten

Die Zeichen des Gründonnerstag

Predigt von Abt Michael Reepen OSB am Gründonnerstag.

Liebe Schwestern und Brüder,

in der ersten Lesung aus dem Buch Exodus haben wir den Beginn der Befreiung des Volkes Israel aus der Sklaverei des Pharaos in Ägypten gehört. In der Osternacht werden wir die Fortsetzung dieser Befreiung hören: den Durchzug durch das Rote Meer.

Die Befreiung aus der Knechtschaft Ägyptens ist die Großtat Gottes an seinem Volk. Sie erleben, dass ihr Gott einer ist, der mit ihnen zieht und sie in die Freiheithinaus führt.

Diese Befreiung haben die Juden bis heute nicht vergessen. Sie wird jedes Jahr gefeiert im Pessachfest das 8 Tage lang dauert. Es ist ein großes Familienfest und beginnt am Vorabend mit dem Sederabend, einem besonderen Abendessen dessen Speisen symbolische Bedeutung haben. Dazu gehörenauch ungesäuertes Brot und Wein.

In diesem Jahr fallen die drei österlichen Tage der Christen in die Pessachwoche der Juden. Die jüdischen Gemeinden in Deutschland können diese Tage wie wir wegen Corona nur sehr eingeschränkt feiern. Normalerweise ist es ein freudiges Fest mit Musik und Tanz auch in den Gemeinden.

Der siebenarmige Leuchter, der heute Abend an unserem Abendmahlstisch steht erinnert uns an unsere Wurzeln. An die Verbindung mit dem Sedermahl und an die Verbindung mit unseren älteren Brüdern, den Juden.

Ja, es war dieses Pessachmahl, das Jesus mit seinen Jüngern gefeiert hat vor seinem Sterben. Nach den Evangelien wurde er in der Pessachwoche gekreuzigt.

Jesus trifft sich am heutigen Abend mit seinen Jüngern zum Pessachmahl, zur Erinnerung an die Befreiung des Volkes Israels. "Wie habe ich mich danach gesehnt mit Euch dieses Mahl zu halten", sagt er. Daraus spricht seine Liebe und seine Sehnsucht zu seinen Freunden. Sie werden ihm fehlen und er wird ihnen fehlen.

Und dann wird er selbst zum Pessachmahl.

Er nimmt das Brot, spricht den Lobpreis, der bis heute gesprochen wird: "Gepriesen bist Du Herr unser Gott, Schöpfer der Welt du schenkst uns das Brot die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit..." Er bricht das Brot und reicht es seinen Jüngern: "Das ist mein Leib für Euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis."

Dann spricht er den Lobpreis über den Wein: "Gepriesen bist Du Herr unsere Gott Schöpfer der Welt, du schenkst uns den Wein die Frucht des Weinstocks und der menschlichen Arbeit. Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, tut diese zu meinem Gedächtnis."

Jesus hält mit seinen Jüngern dieses Mahl und plötzlich wird er selbst zum Pascha-Mahl, wird er selbst zur Speise. Nach dem Johannesevangelium starb Jesus zur selben Zeit als die Paschalämmer im Tempel geschlachtet wurden.

Wenn wir heute Abend dieses Mahl feiern legen wir uns selbst auf den Altar, legen wir unsere Gebrochenheit auf den Altar, unseren Alltag, Corona und alles, an was wir leiden und zu zerbrechen drohen.

Wir sind das gebrochene Brot und dort auf den Altar wird es wieder zusammengefügt, wird es EINS, wird Leib Christi, unser wirklicher Leib wird sichtbar.

Augustinus sagt: "Euer Geheimnis liegt auf dem Tisch des Herrn: ihr empfangt euer Geheimnis (…) Seid was ihr seht, und empfangt was ihr seid."

Bringen wir mit der Gabenprozession uns, unsere Gebrochenheit unseren Alltag zum Altar und lassen wir uns wandeln zu dem, zu der, die wir sind. 

Aber bei diesem Mahl gab uns Jesus noch ein anderes Zeichen und das scheint ihm genauso wichtig zu sein. Mit diesem Zeichen bricht er aus der Tradition aus. Er bleibt nicht beim Essen und Trinken und Reden. Er wird ganz konkret erschreckend konkret.

Er steht vom Mahl auf, legt sein Gewand ab, umgürtet sich mit einem Leinentuch, gießt Wasser in eine Schüssel und beginnt seinen Jüngern die Füße zu waschen: Einem Petrus, der ihn noch am gleichen Abend verleugnet, einem Judas der ihn verrät und denanderen die davonlaufen, weil sie Angst haben.

In der Fußwaschung berührt Jesus in mir das Gebrochene, das Gespaltene, das Undurchsichtige, das Falsche, die Lüge.

Wenn ich Dich nicht wasche, hast Du keinen Anteil an mir. Lass Dich von mir berühren, lass Dich von mir reinwaschen, dass Du erkennst wer Du wirklich bist, dass Du Anteil an mir hast.

Und weil wir Anteil an ihm haben sollen auch wir anderen Anteil an ihm geben.

Durch mich sollen andere Anteil an Jesus bekommen.

Deshalb der Auftrag Jesu:"Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an Euch gehandelt habe."

Der Auftrag ist klar: "Füße waschen!"

Das tun wir jetzt, wegen Corona nur unter uns Brüdern. Es sind die Dekane des Klosters, mit Ihnen sind alle Brüder Ihrer Dekanie gemeint, unsere zwei neueingetretenen Postulanten und damit der Dekanie Felizitas und noch zwei Brüder sie vertreten die Brüder in Schuyler und unsere auswärtigen Missionare.