Der Auferstandene leuchtet in unseren Herzen
Liebe Schwestern und Brüder,
erinnern sie sich noch an den Augenblick zu Beginn dieser Feier, als sie von einem Menschen das Osterlicht bekamen, ihre Kerze zu leuchten begann und sie das Licht dann weitergaben?
Haben sie auch wahrgenommen was mit ihren Gesichtern geschehen ist?
- Sie haben im Licht der Osterkerze geleuchtet, ja haben gestrahlt!
Und als wir beim Gesang des Exultet, dieses Lichtliedes, unsere Kerzen in den Händen hielten, da war der Glanz des österlichen Lichtes auf allen Ihren Gesichtern zu sehen, ja, unsere Gesichter waren der Widerschein des österlichen Lichtes, ich wage zu sagen, der Widerschein des Auferstandenen.
So wie es im Exultet erklang: Licht des großen Königs umleuchtet dich, siehe geschwunden ist allerorten das Dunkel; wir wurden umkleidet von Licht und herrlichem Glanze.
So wie der Mond das Sonnenlicht widerstrahlt in die Nacht der Erde, so widerstrahlen wir das Licht des Auferstandenen in die Dunkelheit der Welt.
Und wie der Mond abnimmt und scheinbar stirbt, um dann wieder neu das Licht der Sonne aufnehmen zu können. So müssen auch wir immer wieder sterben, durch das Dunkel hindurch, verwandelt werden, um neu die leuchtende, helle Kraft des Auferstandenen aufzunehmen und widerzustrahlen.
Der Auferstandene lässt sich nicht festhalten, auch wenn die Frauen im Evangelium seine Füße umfassen und ihn festhalten wollen. Aber wer einmal vom seinem Lichtstrahl getroffen wurde, der weiß, dass in ihm das Licht ist, das durch keine Dunkelheit vertrieben werden kann.
Das österliche Licht hat in uns Wohnung genommen, das ist uns sicher zugesagt in unserer Taufe.
Ich habe in den letzten Monaten ganz verschiedene Menschen getroffen. Ernst zu nehmende Menschen, die mitten im Leben stehen. Ich habe mich gewundert woran sie sich fest halten, was ihnen anscheinend hilft, das Leben zu bestehen, woran sie glauben.
Das geht von Kontakten über ein Medium zum Jenseits und zu Verstorbenen über Befragung von Orakeln zu Entscheidungen für die Firma, Hellsehen bis zu Wiedergeburt.
Ich möchte darüber nicht urteilen, aber bei diesen Gesprächen habe ich mich gefreut über meinen Weg, habe ich mich gefreut über die Freiheit von uns Christenmenschen.
Die Botschaft dieser Nacht, die Botschaft von der Auferstehung Jesu ist das Befreiendste was es gibt.
Ich bin befreit, ich bin erlöst - was soll mir denn passieren?
Leider vergessen wir das immer wieder, es packen uns Angst und Unsicherheit, unser Selbstvertrauen schwindet dahin und dann suchen wir Zuflucht bei allen möglichen und unmöglichen Kräften und vergessen Ostern, vergessen, dass das erlösende Licht schon längst in uns leuchtet.
Der Tod, die Urangst des Menschen, hat keine Macht mehr über uns.
Natürlich müssen wir sterben, wir sind auch von Leiden nicht verschont und manchmal nimmt es uns hart, sehr hart mit.
Wir haben einen Gott, der in Jesus unser Bruder geworden ist, einer von uns, der weiß was Leiden heißt, der selber gelitten hat.
Es gibt kein Leid in der Welt, das er nicht selbst erlitten hat – welch ein Trost!!!
Jesus ist selbst hindurchgegangen durch Leiden und Tod, wie Paulus sagt: „sind wir mit Christus gestorben, werden wir auch mit ihm leben“, der Tod hat keine Macht mehr über ihn - und damit über uns;
wir sind keinen bösen Mächten ausgeliefert, nicht einmal dem Tod!!!
Gott hat uns in Jesu Auferstehung die Tür geöffnet zum ewigem Leben, er hat uns befreit.
Der Tod ist nicht mehr das Letzte, das Leben ist stärker als der Tod.
Um daran glauben zu können, müssen wir immer wieder erinnert werden - uns erinnern.
Das tun wir in dieser heiligen Nacht, wenn wir unsere Osterkerzen anzünden, das tun wir, wenn wir die Geschichte Gottes mit uns Menschen und das Osterevangelium hören,
das tun wir, wenn wir jetzt unsere Taufgelübde erneuern.
Wir sagen allen bösen, lebensverneinenden Kräften ab, geben ihnen keine Macht über uns.
Mit der Osterkerze in der Hand, in der Gegenwart des Auferstandenen in seinem Österlichen Licht bekennen wir unseren Glauben an Gott, der die Liebe ist, die sich gezeigt hat in seinem Sohn, der als der Auferstandene jetzt in unserer Mitte ist.
Er leuchtet in unseren Herzen und widerstrahlt in unseren Gesichtern, dessen österliches Licht und dessen österliche Freude wir hinaustragen sollen zu den Menschen. Amen – Alleluja
Abt Michael Reepen OSB