"Am Anfang war das Wort"
Predigt von P. Meinrad Dufner OSB am 2. Sonntag nach Weihnachten.
"Im Anfang war das Wort" – So haben wir es in dieser Weihnachtszeit jetzt schon mehrmals gehört. Wir wissen hinlänglich, dass die Übersetzung auch heißen könnte: "Im Anfang war der Sinn" oder "Im Anfang, die Wurzel von allem ist eine stimmige, allumfassende Richtigkeit". Aber es bleibt doch die Unruhe darüber, was für ein Wort war das "am Anfang"?
Ich behaupte, weil ich es zutiefst so glaube und tragfähig erfahre: Das Wort heißt: "Ja!"
Ich mache die Probe auf das Exempel:
"Im Anfang war das 'Ja'.
Das 'Ja' war bei Gott.
Das 'Ja' war Gott. Im Anfang war es bei Gott.
Alles ist durch das Ja geworden
ohne das Ja wurde nichts,
In Ihm war das Leben.
Und das Leben war das Licht.
Alle, die an das Ja glauben
sind aus Gott geboren.
Das Ja ist ein Mensch aus Fleisch und Blut geworden
und lebt unter uns.
Wir sahen seine Herrlichkeit
voll Gnade und Wahrheit."
Nach der Textprobe komme ich zur Alltagserfahrung: Ein Handwerker, einer, der es ganz und gar ist, arbeitet immer im Einverständnis mit seinem Werk. Er tüftelt so lange, bis es passt, stimmt, recht ist, gut ist. Er müsste sich selber verachten, würde er das Werk seiner Hände verachten. Ein Buchautor muss doch mit dem Inhalt des Buches einverstanden sein. Eltern sein heißt doch, wir wollen, dass unsere Kinder gedeihen, wachsen, sie legen ein unverbrüchliches Ja als Segen über ihre Kinder.
Das ist doch das Natürlichste!
Und Jesus wird als Erwachsener sagen: "Wenn schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wieviel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn darum bitten." Mt 7,11
Nun wieder zum Wort, das Ja heißen soll, zurück. Paulus behauptet: Jesus – der Christus – ist das endgültige Ja Gottes. Ja zur Schöpfung ebenso wie insbesondere, aber nicht ausschließlich, das Ja zum Menschen. Im Epheserbrief hörten wir vor einer Viertelstunde: "Er hat uns mit allem Segen des Geistes gesegnet durch die Gemeinschaft mit Christus. In IHM hat er uns erwählt vor der Erschaffung der Welt."
Also ein Zeit und Zeitumstände unabhängiges Ja. Im Kolosserbrief wird Paulus sagen: In Christus wohnt die ganze Fülle der Heilszusage Gottes. In IHM ist alles in Gott versöhnt. Und heute zum Schluss der Lesung: "Er erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch Christus berufen seid."
Ich will noch weiter über das große Ja Gottes sprechen. Erlösung – Heil – Himmel ist keine Privatsache, nicht mein kleines Seelenheil. Erlösung – Heil – Himmel sind ganz und gar in das Tuch der Wirklichkeit eingewoben. Und ich bin mit allen anderen und allem anderen eingewoben.
Gott will wieder alles in allem werden. Und wir sollen Teilhaber an seiner Herrlichkeit sein. Ein Mit-sein mit Gott.
So wie der Mensch mehr und mehr wieder den großen Biotop „Welt“ wahrnimmt, alles ist mit allem verbunden. So will es werden im ganzen Menschenhaus. Das ist die Friedensverheißung. Also Anteil an der Freude der andern, das Leiden der andern merken, das Sterben der andern mitgehen, das Auferstehen aller erhoffen.
Es ist eine perverse Frömmigkeit, die meint: "Himmel für uns" aber anderen "Hölle". Christi Versöhnung ist nicht Vergeltung. Sie ist Wiederherstellung, Wiedergutmachung aus Gnade und ewigem Ja, Neuschöpfung "Gott verachtet nichts von dem, was er gemacht hat." Darum ist seine Solidarität uns so nahe im Menschen Jesus, so nahe im Brot und Wein, die sein Leib und Leben in uns legen. Wie konnte und kann man sagen: Kommunion nur für diese und jene, für andere – wie auch immer aber nicht
Im Anfang war Gottes Ja und er will in allen wieder als liebende Zusage erkannt und bekannt werden. Diese Einladung ist uns anvertraut.
Also ist Christusgläubig sein:
Ein Ja unter uns
ein Ja in die Welt hinein
ein Ja aus dem Gottglauben
nachsprechen,
in alles hinein segnen.
Wie es war im Anfang
so auch jetzt
und in Ewigkeit.
Das Ja – Amen –