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Nachrichten

ICH bin Brot für dich

Predigt von P. Fidelis Ruppert am 19. Sonntag im Jahreskreis.

Schwestern und Brüder,

in der Lesung hörten wir: Elija hat die Nase voll, er will sterben. Aber ein Engel scheucht ihn auf – mit Wasser und Brot schafft er es – mitten durch die Wüste – bis zum Gottesberg. Frage: Kann man mit einem Laib Brot und einem Krug Wasser 40 Tage durch die Wüste wandern? Brot und Wasser deuten anscheinend etwas Anderes an. Brot und Wasser sind hier Zeichen der Gotteskraft, die durch die Ankunft des Engels in Elija hineingefahren ist und die ihn für das Unmögliche gestärkt hat.

Im Evangelium sagt Jesus: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist.“ Er könnte auch sagen: „Ich bin leibhaftig Brot, ich selber, leibhaftig, so wie ich dastehe.“ Am Ende des heutigen Textes verweist er speziell auf die Eucharistie: „Das Brot, das ich gebe, ist mein Fleisch und mein Blut.“

Aber im heutigen Text sagt er auch dreimal nicht ich gebe euch Brot, sondern ich selber bin Brot, ich bin lebendiges Brot vom Himmel, oder Brot des Lebens. Er will wohl den Leuten, die ihm da zuhören, sagen: Ich bin leibhaftig Brot, ich selber, so wie ich vor euch stehe. Wenn ihr mich ernstnehmt, wenn ihr euch mit mir verbindet, dann bin ich wie Brot für euch, dann bin ich eure Lebenskraft – so wie die Gotteskraft den Elija durch die Wüste getragen hat.

Heutzutage hört man gelegentlich die Frage: „Was nährt dich denn?“ Damit ist nicht gefragt, von welcher Diät ich lebe, was ich so alles esse und trinke, sondern woher ich die Kraft zum Leben nehme, was mich also von innen her nährt. Darauf könnte man vielerlei antworten. Etwa, wenn man sagt: „Was du mir jetzt gesagt hast, tut mir richtig gut, davon kann ich einige Zeit leben.“ Oder man sagt, dieser oder jener Mensch ist für mich lebenswichtig, der gibt mir immer wieder Kraft zum Weitergehen. Dieser menschliche Kontakt ist Seelennahrung, schenkt Lebenskraft.

Und wenn eine Beziehung besonders eng und lebendig ist, sagt man gelegentlich sogar: „Ich habe dich zum Fressen gern.“ Das klingt etwas brutal, ist aber sehr intim gemeint. Ich möchte, dass der Andere, die Andere ganz in mir ist und in mir, in meinem Innersten neue Lebenskraft, neue Liebeskraft entfaltet.

Dieser etwas deftige Ausdruck für das Ernähren von innen, findet sich öfters auch in der frommen christlichen Tradition. Bei einem syrischen Mystiker aus dem 8. Jahrhundert habe ich die drastische Formulierung gelesen: „Wenn mein Mund etwas verschlingt, dann verschlingt meine Seele den, der mich liebt.“ Erst dachte ich, ich hätte mich verlesen, aber da steht tatsächlich: „Wenn mein Mund etwas verschlingt, dann verschlingt – gleichzeitig – meine Seele den, der mich liebt.“ Er will wohl sagen: „Immer, wenn ich esse, will ich auch diesen Jesus selber in mich hineinnehmen, ihn geradezu verschlingen.“ Und besonders hat mich berührt, dass er nicht den verschlingen will, den er liebt, sondern „den, der mich liebt“. Weil er um die große Liebe Jesu weiß, möchte er IHN ganz in sich hineinziehen, Ihn einverleiben, Seine Liebe einverleiben.

In dieselbe Richtung geht eine Erfahrung, die mir mal jemand erzählt hat. Als er noch ein Junge war, hatte er in einer Buchhandlung ein Andachtsbildchen gesehen, das einen Jesus darstellte, aus einer alten Buchmalerei. Als er das Bildchen so anschaute, merkte er plötzlich, dass dieser Jesus ihn anschaut. Dieses Angeschaut-Werden hat ihn tief berührt. Und dieses Bildchen hat den Jungen und dann den erwachsenen Mann über Jahrzehnte begleitet. Immer, wenn er es anschaute, fühlte er sich von diesem Jesus angeschaut. Dieser Blick ging tief in seine Seele. Es war immer wie eine Kommunion. Jesus, leibhaftiges Brot.

Ähnliche Erfahrungen kennen wir seit dem frühen Mönchtum, seit dem Einsiedler Antonius, der sagte: „Atmet immer Christus ein“ oder „Atmet immer das LEBEN ein“, also einatmend jenen Jesus in sich aufnehmen, von dem man sich nähren und von dem man leben kann.

Oder noch ein Satz von dem schon erwähnten syrischen Mystiker: „Wohl dem, der seinen Schatz – seinen Jesus – in sich hat und sich nicht von außen ernähren muss.“

Was nährt dich? Mit den hier erwähnten Anregungen aus der Tradition kann jeder und jede von uns überlegen, „was nährt denn mich?“ Wo im Lauf meines Lebens ist dieser Jesus ganz persönlich mein Jesus geworden, mein Jesus, der mich nährt, mir innerlich Nahrung ist: natürlich bei jeder Kommunion, aber auch beim Anschauen eines Bildes, bei einem Lied, das mich anrührt, in einer Musik, in einem Jesuswort, oder auch beim ganz alltäglichen Essen, im Sinne des schon zitierten Wortes:

„Wenn mein Mund etwas verschlingt, dann verschlingt meine Seele den, der mich liebt.“