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Nachrichten

Wohnen im Kloster. Entspannen mit Progressiver Muskelentspannung und Achtsamkeit. Paddeln auf dem Altmain.

Bericht – Das Gästehaus der Abtei Münsterschwarzach können auch Gruppen und Einzelgäste besuchen, die nicht an einem von der Abtei angebotenen Kurs teilnehmen. Vor kurzem war eine besondere Frauengruppe zu Gast - ihre Organisatorin berichtet vom "Kanuwandern" und mehr Achtsamkeit.

Als mich vor einigen Jahren eine spätere Kooperationspartnerin anschrieb, ob ich Lust hätte, gemeinsam mit ihr ein Entspannungswochenende für Frauen zu leiten, sagte ich spontan zu. Das Wochenende sollte in einem Kloster an der Lahn stattfinden und mit einer Kanutour verbunden werden. Und ob ich Lust hatte! – Zum einen war ich selbst schon mit viel Freude auf der Lahn gepaddelt – zum anderen hatte ich auch schon über ein Angebot nachgedacht, bei dem Entspannung und Bewegung in einem gesunden Gleichgewicht stehen.

Nach unserem „Pilotprojekt“, zu dem sich auf Anhieb 18 Frauen angemeldet hatten und wir viel positive Resonanz erhielten, war für mich klar: dies möchte ich weitermachen! Also folgten – meist im Frühling und Sommer – weitere Klosterwochenenden in wechselnden Klöstern. Wir paddelten auf Fulda, Kinzig, Sieg und Kocher und ruderten auf dem Laacher See. Höchste Zeit, auch einmal nach Münsterschwarzach zu kommen!

Nicht nur, dass ich von Münsterschwarzach schon vieles gehört hatte - der Pfarrer meiner Ausbildungsgemeinde hatte oft von seiner Auszeit im Recollectio-Haus erzählt und als Schülerin am Benediktushof, dem Wirkungsort von P. Willigis Jäger, bin ich im weitesten Sinne ja auch selbst in benediktinischer Schule. Ebenso schien mir eine Kanuwanderung auf der Volkacher Mainschleife reizvoll zu sein, wo es Weinberge, Sandbänke und eine reichhaltige Flora und Fauna geben sollte. So waren wir vom 17. bis 19. August dieses Jahres in Münsterschwarzach zu Gast!

Wohnen im Kloster

An meinen Klosterauszeiten haben bisher Menschen zwischen 18 und 80 Jahren teilgenommen – in der Mehrheit (aber nicht ausschließlich) Frauen. Manche sind kirchlich aktiv, andere sind ausgetreten, wieder andere ohne spirituelle Bindung. Allgemein spüre ich viel Neugier, einmal ein Kloster von innen kennen zu lernen. Und so manche Teilnehmerin war schon überrascht, wie lebendig und offen es doch im Kloster zugehen kann.

Auch diesmal hat sich unsere Gruppe gleich wohl gefühlt – beim Spaziergang im Gästegarten, beim Erkunden der Umgebung, beim Besuch der Abteikirche, beim Entspannen im Gruppenraum, bei den Mahlzeiten im Kontakt mit dem sehr humorvollen Gästepater.

Paddeln auf dem Altmain

Am späten Samstagvormittag fuhren wir – bepackt mit Lunchpaketen – mit dem Bus nach Volkach. Hier starteten wir – diesmal 6 Frauen im Alter von 41 – 80 Jahren – unsere Kanuwanderung. Ein bisschen Aufregung und ein paar Zweifel („Ob das denn gut geht?“) gehören dazu und so wurden wir mit Kanus, Schwimmwesten und Paddeln ausgestattet und am Volkacher Mainufer ins Wasser gelassen. Wir wussten: wer jetzt nicht konzentriert und achtsam ist, wird schnell im Wasser landen!

Unterwegs mit zwei Canadiern und einem Kajak paddelten wir bei strahlendem Sonnenschein auf einer tollen Mainstrecke mit leichter Strömung, die ein oder andere ungeplante Pirouette drehend, über Nordheim nach Sommerach – umrahmt von Weinbergen und beflügelt von der Ankündigung, es erwarte uns das „schönste Dorf Deutschlands“ (was wir bestätigen können!).

Nach einem Spaziergang durch den Ort und einer netten Einkehr in einer ehemaligen Tüncherei bei Eis, Kaffee und Kuchen wanderten wir dann, per pedes am Mainkanal entlang, zurück nach Münsterschwarzach, wo uns die abendliche letzte Entspannungseinheit schließlich die nötige Bettschwere verlieh.

 „Die Weisheit hatte ihren Tisch gedeckt und lud ein…“ (gemäß Spr. 9,1 ff., Sonntagslesung)

Auch der Sonntagvormittag bot noch reichlich Raum zum Auftanken: Morgenmeditation in der Gruppe, Besuch des Konventamts in der Abteikirche, Körperarbeit und Gehmeditation im Klostergarten, Möglichkeiten zum Rückzug und Achtsamkeitsübungen in der Natur – nicht unterschlagen will ich auch den ein oder anderen kleinen Einkauf im Klosterladen.

Es war wohl kein Zufall, dass die sonntägliche Lesung diejenige war, mit der ich vor vielen Jahren im Limburger Dom als Gemeindereferentin ausgesendet wurde. Einen Impuls daraus nahmen wir in die anschließende Gehmeditation hinein: uns mit jedem Schritt und in jedem Augenblick eingeladen zu fühlen, „zum gedeckten Tisch“, ins Leben zu gehen. Nach dem Mittagessen konnten wir das Wochenende entspannt und gestärkt abschließen und mit Edmund Jacobson weise feststellen: „Entspannung verlangt keinerlei Arbeit!“

Entspannen mit Progressiver Muskelentspannung und Achtsamkeit

„Richte deine Aufmerksamkeit auf deine aktive Hand.
Gleich werde ich dich bitten, deine Hand anzuspannen, indem du eine Faust machst – und anspannen! Nimm die Anspannung bewusst wahr – und loslassen!
Nimm wahr, wie deine Hand sich jetzt anfühlt, ohne etwas zu bewerten …“

Das Wochenende enthielt einen Kompaktkurs in achtsamkeitsbasierter Progressiver Muskelentspannung (PME). Die PME wurde in den 1930er-Jahren von dem Mediziner Edmund Jacobson in Amerika entwickelt. Er ging davon aus, dass seelische Anspannung, Nervosität und Unruhe stets mit erhöhter Muskelspannung einhergeht. Sein Ziel war es daher, durch bewusstes An- und Entspannen bestimmter Muskelgruppen eine körperlich-geistige Entspannung zu erreichen. Durch stetiges Üben sollten seine Patient_innen lernen, ihre Gefühle und Körperempfindungen immer besser wahrzunehmen, Stressgefühle oder Ängste abzubauen und mehr Entspanntheit und Lebensfreude zu erlangen.

Neben der Technik ist daher die achtsame Körperwahrnehmung die „zweite Säule der PME“. Um diese Wahrnehmung zu schulen, haben wir im Verlauf des Wochenendes auch Achtsamkeitsübungen gemacht: das kurze achtsame Innehalten, das morgendliche Sitzen in Stille, die achtsamen Körperbewegungen und das achtsame Gehen im Gästegarten. So wurde auch die Progressive Muskelentspannung schließlich zur Achtsamkeitsübung, indem wir in jeder Anspannung und Entspannung achtsam, absichtslos und nicht-wertend beobachtet haben, was von Moment zu Moment passiert ist.

Das Wochenende in Münsterschwarzach hat uns gut getan. Wir sagen Danke! 

Von Susanne Müllner