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Was sagt uns Benedikt heute?

Heute ist der Gedenktag des heiligen Benedikt. Bis heute bildet seine Regel die Grundlage des Lebens der Mönche - und auch außerhalb des Klosters kann sie helfen.

Über 1.500 Jahre ist sie alt, die Benediktsregel. Sie ist eine Sammlung von Erfahrungen, die der Ordensgründer Benedikt von Nursia in seinem Kloster seinerzeit gemacht hat. Praxisnah. Detailgenau. Umso herausfordernder, diese nicht nur umzusetzen, sondern auch auf die heutige Zeit zu projizieren. Von schweren Strafen ist dort die Rede, vom Essenausschluss bis hin zur körperlichen Züchtigung. Und gerade an diesen Stellen wird deutlich, dass diese Regel nicht nur alt ist, sondern auch nicht immer wörtlich genommen werden darf.

Besonders beachtenswert ist, dass Benedikt in seinen 73 Kapiteln plus Prolog immer vom Idealtypus des Mönchs schreibt, wissend, dass dieser mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht existiert. Deutlich wird das in vielen Ausnahmeregelungen und Einschränkungen. Die "discretio", die "maßvolle Unterscheidung", scheint daher erwähnenswert. Sie zeigt, dass jeder in seiner Individualität und seiner Persönlichkeit sein darf, aber das Idealbild vor Augen haben muss. Diese eigene Freiheit hat da Grenzen - und da zieht er auch Konsequenzen in den "Strafkapiteln" - wo sie und der Einzelne der Gemeinschaft schaden.

Die Gemeinschaft und der Friede als höchstes Gut - so könnte das Zusammenleben im Kloster kurz gefasst werden. Das und auch anderes gilt unverändert bis heute. Auch die einzelnen Ämter, die Ordnung der Gottesdienstzeiten, die geistliche und spirituelle Ausrichtung, der Stellenwert der Liturgie kann auf die Gegenwart so übertragen werden.

Seit zwei Jahren versucht die Abtei Münsterschwarzach täglich einen Vers aus der Benediktsregel zu erklären. Eine Herausforderung - können doch manche Verse nur zusammen oder im Kontext anderer Kapitel erschlossen werden. Auch die Wichtigkeit einzelner Versabschnitte für das ganze Leben der Mönche wird hier verdeutlicht. So spricht Benedikt bereits im Prolog von der "Weite des Herzens", die erreicht wird, wenn der Mönch im Glauben fortschreitet. Damit beschreibt er den stetigen Lebensweg, der nicht unbedingt gerade verläuft, sondern auch durch Rückschritte geprägt sein kann. Doch wer ihn weitergeht, der läuft "in unsagbarem Glück der Liebe den Weg der Gebote Gottes". Ein Ziel, das auch heute an erster Stelle steht.

Aber was bedeutet die Benediktsregel für Nicht-Mönche? Natürlich kann nicht alles übersetzt und angewandt werden. Aber vieles kann als Grundlage für ein an Gott ausgerichtetes Leben dienen. So bietet Benedikt mit seiner Tagzeitenunterteilung in Gebet und Arbeit einen Hinweis darauf, sich auch bewusst Zeiten für Gott zu nehmen. Oder aber in seinem Kapitel zur Demut, sich selbst nicht so wichtig zu erachten und gibt in seinem Kapitel zu den "Werkzeugen der geistlichen Kunst" eigentlich praktische Tipps zur Glaubensbestärkung. Michael Casey hat diesem Kapitel ein ganzes Buch unter dem Titel "74 Werkzeuge für ein gutes Leben" gewidmet. Auch finden sich in den Liturgiekapiteln sämtliche Weisungen zum Verständnis des Stundengebets.

Wie wichtig die Regel und das Leben der Benediktiner auch im nicht-klösterlichen Kontext ist, zeigen die vielen Benediktineroblaten weltweit, die sich zwar geistlich an ein Kloster angeschlossen haben und ihre Leben nach diesen Wertn ausrichten, aber ein Leben "in der Welt" führen. Und trotz, oder vielleich sogar wegen ihres Alters kann die Benediktsregel gerade jetzt ein Fundament für ein gelingendes Leben sein.