Thomas Merton: Das Menschenbild als Abbild Gottes bewahren
Von 11. bis 13. Januar 2019 wird ein Merton-Symposium in der Abtei Münsterschwarzach stattfinden. Im Rahmen der Veranstaltung soll sich vor dem Hintergrund der aktuellen Probleme der Fremdenfeindlichkeit, Populismus und Kriegsrhetorik mit Thomas Mertons Leben und Schreiben auseinandergesetzt werden. Der bekannte Trappistenmönch stand in der Mitte des 20. Jahrhunderts für menschliche Solidarität und authentische Kommunikation ein. Seine Inspiration soll mit dem Symposium in die heutige Zeit wirken.
Referenten wie P. Dr. Anselm Grün OSB, Dr. Bonnie Thurston, P. Otto Betler OSB, Abt Michael Reepen OSB, Prof. P. Dr. Kosmas Thielmann OCist, Dr. Małgorzata Poks, Dr. Ash Cocksworth, Dr. Dr. h.c. Wunibald Müller, Andreas Ebert, Dr. Gary Hall und Detlev Cuntz werden mit Vorträgen, Filmen, Workshops und Meditationen zweisprachig, auf Deutsch und auf Englisch, das Symposium gestalten. Die Veranstaltung beginnt am 11. Januar mit der Vesper um 18 Uhr und endet am Sonntag nach dem Mittagessen gegen 14 Uhr. Ab Anfang Oktober wird eine Anmeldung über das Gästehaus möglich sein.
Über Thomas Merton
Der Lebenslauf des Thomas Merton ist alles andere als geradlinig. Im Januar 1915 geboren führte er zunächst ein Leben, das mit dem Glauben eher wenig zu tun hatte. Seine Gottsuche begann der junge Merton erst nach einer „wilden“ Lebensphase. Er konvertierte mit 23 Jahren zum Katholizismus und fragte sich nach seiner eigenen Berufung. Im Alter von 26 trat er 1941 in die Trappistenabtei „Unsere Liebe Frau von Gethsemani“ im US-Bundesstaat Kentucky ein.
Fünf Jahre später, Merton war mittlerweile auf dem Weg, Ordenspriester zu werden, schrieb er seine Autobiographie „Der Berg der Sieben Stufen“. Das im Auftrag des Abtes von Gethsemani entstandene Werk wurde ein Bestseller und zählt heute zu Mertons bekanntesten Veröffentlichungen. Es folgten über sechzig weitere Bücher, die zum Teil erst posthum veröffentlich wurden. Außerdem hunderte Gedichte und Essays, die spirituelle, kirchen- und weltpolitische Themen umfassten. Thomas Merton nahm Einfluss auf das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) und mischte sich in die aktuelle (Welt-)Politik ein: Vietnamkrieg, Atomwaffen, Gleichstellung der Schwarzen. Und das, obwohl es ihm von der Ordensleitung zum Teil untersagt war. Und auch trotz seines starken Wunsches nach Einsamkeit. Doch Kontemplation und Aktion waren für ihn keine Gegensätze, sondern bedingten einander. Erst durch die Erfahrung seines persönlichen Rückzugs konnte er so handeln.
Für den interreligiösen Dialog ging Merton wichtige Schritte: Bei einer Asienreise 1968 traf sich der Trappistenmönch mehrmals mit dem Dalai Lama und vertiefte so wichtige Verbindungen zwischen Christentum und Buddhismus. Nach einem Vortrag starb Thomas Merton bei dieser Reise am 10. Dezember in einem Hotel in Bangkok an einem Stromschlag. Heute sind über zehntausend Briefe aus der Merton-Korrespondenz erhalten.
Anlässlich Mertons 100. Geburtstags richtete das Gästehaus der Abtei 2015 bereits ein solches Symposium aus, bei dem Leben und Werk des Trappistenmönchs betrachtet wurden. Im Münsterschwarzacher "Vier Türme Verlag" gaben der bekannte Theologe Wunibald Müller gemeinsam mit dem Leiter des kommenden Symposiums Detlev Cuntz zwei Bücher über Thomas Merton heraus. Die Titel "Kontemplativ leben – Erinnerungen an Thomas Merton" und "Gegensätze vereinen - Beiträge zu Thomas Merton" sind über den Vier-Türme-Verlag erhältlich.