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Gelebte benediktinische Partnerschaft

Neues Austauschprogramm zwischen dem Egbert-Gymnasium Münsterschwarzach und dem englischen Ampleforth College in North Yorkshire - Heuer erstmals Schülerbegegnungen in beiden Ländern

Gelebte benediktinische Partnerschaft ist die Grundlage für ein neues Austauschprogramm, das im Laufe des Jahres 2017 durch das Egbert-Gymnasium Münsterschwarzach und das englische Ampleforth College in North Yorkshire in Gang gebracht wurde. Nach einem ersten Kennenlernen der federführenden Lehrer in Ampleforth und Münsterschwarzach im Frühjahr 2017 konnte direkt für das Schuljahr 2017/2018 eine Schülerbegegnung in beiden Ländern realisiert werden, und zwar trotz zahlreicher administrativer Hürden, die mittlerweile für Austauschprogramme mit Großbritannien überwunden werden müssen. So konnten Anfang Oktober 2017 sieben Schülerinnen und Schüler aus Ampleforth in Begleitung zweier Lehrkräfte am Bahnhof in Kitzingen begrüßt werden.

Im Zentrum der Begegnung der Schülerinnen und Schüler sollte das Kennenlernen der schulischen Arbeit stehen, sodass die Gäste einen guten Einblick in die jeweiligen Schulen bekommen konnten. Dennoch sollte auch die Region um unsere Schule vorgestellt werden, sodass die Schülerinnen und Schüler zunächst einen kleinen Ausflug nach Würzburg unternahmen und alle gemeinsam auch noch das benachbarte Bamberg kennenlernten. Die englischen Schüler – die fast alle einen eher internationalen Familienhintergrund haben – zeigten sich in Würzburg beeindruckt vom Wiederaufbauwillen der Würzburger nach der verheerenden Zerstörung 1945 und vor allem von der Pracht und Schönheit der Würzburger Residenz. Was das schulische Leben angeht schienen sie die größere Freiheit der deutschen Schüler doch auch zu schätzen, denn in ihrer englischen Schule bleibt bei dem sehr straffen Tages-und Wochenablauf sehr wenig Freizeit oder Zeit zur eigenen Verfügung.

Gewöhnungsbedürftig waren für die Gäste aus England unsere zahlenmäßig großen Klassen, sind sie es doch gewohnt, in Klein-und Kleinstgruppen (15 Schüler in einer Klasse gelten schon als große Zahl!) unterrichtet zu werden. Die Schüler hatten sich alle für dieses Programm einem mehrteiligen Auswahlverfahren unterzogen, in denen die sprachliche, aber auch die gesamte schulische Leistung sowie die persönliche Eignung abgefragt worden waren. Schließlich galt es für unsere Schüler, sich bei dem im direkten Anschluss durchgeführten Gegenbesuch auf einige Dinge einzustellen, die wir hier nicht so kennen: alle Schülerinnen und Schüler müssen in gepflegter Kleidung, d.h. dunkle Hose, weißes Hemd mit oder ohne Krawatte und dunkles Jackett zur Schule gehen. Freizeitkleidung ist nur in der Zeit nach der Schule zulässig. Ähnlich streng sind auch die Vorschriften hinsichtlich Tattoos, Nasenringen, dunkel lackierten Fingernägeln etc. Wer in Ampleforth so zum Unterricht antritt, kann umgehend mit einer "detention" (so etwas wie Nachsitzen) im Gepäck zurück auf seine Stube gehen und sich für den zweiten Auftritt wie eben geschildert ausstatten. Eine Schuluniform hat man in Ampleforth allerdings ganz bewusst nicht eingeführt.

Im Anschluss an den Aufenthalt der englischen Schüler in Münsterschwarzach reisten alle über Nürnberg und Manchester nach Ampleforth, einem riesig großen Schulgelände mit etlichen "houses", in denen die Schüler mit rund 60 Mitschülern unter Leitung eines "housemaster" und eines "assistant house master" zusammenleben. Unterstützt werden sie von sogenannten "matrons", die für Sauberkeit und Ordnung in Haus und Zimmern sorgen. Die Schüler sind zum Teil in Fünfer Zimmern, später dann auch zu zweit oder vor der Abschlussprüfung alleine untergebracht. Der Internatsalltag mit gemeinsamem Morgen-und Abendgebet, gemeinsamem Frühstück, Mittag-und Abendessen fordert einem deutschen Schüler einiges an Gewöhnung ab, da unsere Schüler spätestens um 16.20 Uhr die Schule verlassen. In Ampleforth ist es dagegen schwierig, mal ganz für sich zu sein.

Mit dem Niveau der Unterrichtsstunden kamen alle unsere Schüler recht gut klar, insbesondere ihre guten Fremdsprachenkenntnisse fanden einhelliges Lob bei den englischen Kollegen. Alle Schüler und Lehrer in Ampleforth arbeiten mit iPads, doch auch die klassischen Schreibhefte sind anzutreffen. Durch die Unterrichtung in Kleingruppen können die Schüler viel aktiver in den Unterricht miteinbezogen werden, Disziplinprobleme treten dadurch kaum auf.
Freizeit heißt für die Schüler sehr häufig Sport, immerhin gilt es, die ca. 15 Rugbyfelder auch regelmäßig zu bespielen. Der Sonntagvormittag ist einem feierlichen Gottesdienst gewidmet, der für alle Schüler verpflichtend ist und auch von ihnen mitgestaltet wird. Dabei trägt man den "Sonntagsstaat", was entweder Anzug oder Kostüm, z.T. auch den traditionellen Schottenrock bedeutet.

Auch in Ampleforth stand das Kennenlernen des Unterrichtsgeschehens im Zentrum des Aufenthalts. Eine Exkursion an die englische Ostküste nach Whitby, die Stadt, in der Bram Stoker die Geschichte von Dracula schrieb, brachte uns aber dennoch ein Stück typisches England nahe, bei dem der Besuch im "Magpie", einem der bekanntesten Fish and Chips Shops nicht fehlen durfte. Und auch für Harry Potter Fans war etwas geboten, konnten wir doch auf dem Rückweg nach Ampleforth die Bahnstation besichtigen, die für Filmaufnahmen dienten.

Am Ende waren sich alle Teilnehmer, Schüler wie Lehrer einig, dass sich der gesamte Aufwand wirklich gelohnt hat und diese Begegnung von Schülern zweier benediktinischer Schulen eine sehr wichtige Erfahrung war. Deshalb ist es nur folgerichtig, dass diese Begegnungen zu einer festen Einrichtung werden sollen und darüber hinaus auch eine Projektzusammenarbeit im Rahmen von ERASMUSplus in Angriff genommen wurde.

Matthias Hessenauer