Festgottesdienst zum Doppeljubiläum
Neben vielen Gläubigen, die die Abteikirche wieder einmal füllten, freuten sich Abt Michael und die ganze Gemeinschaft über die zahlreichen Wegbegleiter aus Kirche, Politik und Gesellschaft, die zum Feiern gekommen waren.
Wegbegleiter und Zeitgenossen
Mit besonderer Freude begrüßte Abt Michael Diözesanbischof Friedhelm Hofmann, der diesem Pontifikalgottesdienst vorstand. Sein Vorgänger, Bischof Matthias Ehrenfried von Würzburg, weihte die Abteikirche am 11. September 1938 als Hauptkonsekrator. Mit Bischof Friedhelm kamen Bischof em. Paul Werner Scheele und eine Reihe von Domkapitularen und Priestern der Diözese. „Wir freuen uns über ihr Kommen und sind dankbar für die unkomplizierte und geschwisterliche Verbundenheit mit der Diözese“, sagte Abt Michael und leitete den Dank gleich an Weihbischof Heinrich Timmerevers weiter, der im Offizialat Vechta gute Beziehungen mit unserem Priorat Damme pflegt.
Unter den anwesenden Äbten begrüßte Abt Michael besonders Erzabt Wolfgang Öxler aus der Erzabtei St. Ottilien, denn es waren Mönche der „Missionsgesellschaft von St. Ottilien“, die 1913 über St. Ludwig nach Münsterschwarzach kamen, um das Kloster wieder zu besiedeln. Stellvertretend für alle Klöster der Kongregation von St. Ottilien feierte Abtpräses Jeremias Schröder das Jubiläum mit.
Mönche aus dem österreichischen Stift Lambert, einer Tochter Alt-Münsterschwarzachs, Benediktinerinnen aus Tutzing, Köln und Kirchschletten sowie Schwestern der evangelischen Kommunität Casteller Ring auf dem Schwanberg fanden ebenfalls ihren Platz im Chorgestühl. Auch Dekan Kern und andere evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer waren gekommen um mit uns zu feiern.
Als Stellvertreter der Gesellschaft begrüßte Abt Michael Landtagspräsidentin Barbara Stamm, die in ihrer Ansprache dankbare und herzliche Worte fand. Neben etlichen Abgeordneten und Bürgermeistern der umliegenden Orte begrüßte Abt Michael besonders auch den Bürgermeister des Marktes Schwarzach, Lothar Nagel, sowie den Altbürgermeister von Münsterschwarzach, der noch ein Zeitzeuge des Kirchenbaus und der Aufhebung der Abtei war. Mit ihm, der gleichzeitig unser direkter Nachbar ist, begrüßte Abt Michael auch alle Nachbarn des Klosters und die ganze Bevölkerung: „Ohne unsere Nachbarn und vor allem ohne die Schwarzacher Bevölkerung wäre das Kloster, so wie es geworden ist, nicht denkbar“
Mutmachende Kraft der Geschichte
In seiner Festpredigt betonte Bischof Friedhelm die Mut machende Kraft der hundertjährigen, besonderen Geschichte der Abtei, in der die Abtei und ihre Gemeinschaft nicht nur zwei Weltkriege überlebte, sondern auch wirkliche Aufbauarbeit leistete: „Als 1913 die Mönche nach Münsterschwarzach zurückkehrten, fanden sie ein verlottertes Klostergelände einer ehemals prächtigen barocken Klosteranlage vor. Selbst die bedeutende Klosterkirche, die Balthasar Neumann erbaut hatte, diente nach einem Blitzeinschlag und Brand im Jahr 1810 nur noch als Steinbruch … Am Vorabend des Ersten Weltkriegs machten sie einen Neuanfang und ließen sich nicht durch politische Entwicklungen daran hindern, ihren Auftrag zu erfüllen“, betonte Bischof Hofmann.
Ein besonders Sinnbild für die vom Glauben getragene Hoffnung und Zuversicht der damaligen Gemeinschaft sei der Bau der Abteikirche. Sie wurde gebaut als der Nationalsozialismus bereits seine dunklen Schatten warf. „Dieser Bau strahlte wie eine steingewordene Kundgebung des Missionsgedankens in die Landschaft aus", meinte Bischof Friedhelm. Gleichzeitig sei die Weihe vor 75 Jahren auch eine Provokation gegen die Machthaber des dritten Reiches gewesen. Heute sei die Abteikirche ein weithin sichtbarer Aufruf zu Besinnung und zu einem gelebten Glaubenszeugnis. „So“, betonte der Bischof, „müsste auch unsere Gedenkfeier ein heutiger Anruf an uns zur beherzten Nachfolge Jesu sein.“
Begegnung und Beisammensein
Nach dem Festgottesdienst lud Prior Pascal alle Besucher zur Begegnung bei frisch gepresstem Apfelsaft, Most und Klosterbrot ein. Das inzwischen besser gewordene Wetter ermöglichte eine gute und fröhliche Begegnung auf dem Kirchplatz, wie auch die Besichtigung der Ausstellung „100 Jahre unterwegs“, die neben und vor der Abteikirche bis Ende Oktober zu sehen ist.
Schwarz aber schön.
In einer internen Feier mit dem Konvent und den geladenen Gästen bekamen wir von Prof. Johannes Mahr einen geschichtlichen Rück- und Einblick zu Kirchbau und Kirchweihe vor 75 Jahren. Johannes Mahr hat sich die letzten Monate besonders intensiv auch mit dem Kirchbau beschäftigt. Vom Kirchbau handelt auch der dritte Band der Abtei-Biografie, die er zu diesem Anlass feierlich Abt Michael übergab. Das Buch „Schwarz aber schön - Die Abtei Münsterschwarzach im 20. Jahrhundert“ ist der dritte Band der Abtei-Biografie und insbesondere den Novizen der Abteikirche gewidmet. Mit dem Kirchbau hat sich auch eine Gruppe von Schülern des Egbert-Gymnasiums beschäftigt. In einem Projektkurs haben sie einen tollen, gut 6-minütigen Film gedreht, den sie beim Festakt feierlich vorgestellt haben.
Mönch sein in Münsterschwarzach - ein Blick zurück nach vorn
In seiner Festrede schaute Abt Michael nicht nur auf die Vergangenheit, sondern auch auf die Gegenwart und die Zukunft der Abtei und ihrer Gemeinschaft.
„Wenn wir zutiefst unser Mönchsein leben, wenn wir das leben, wer wir sind und wenn wir aus unseren Quellen schöpfen, werden wir beflügelt, werden wir inspiriert, so wie der hl. Benedikt, nach dessen Regel wir leben.... Wir brauchen Menschen mit Inspiration und Intuition, Menschen, die es gelernt haben oder lernen wollen zu hören, auf ihr Herz bzw. auf den Hl Geist. Wer so hört, der packt an und vollbringt im Werk was er gehört hat.
Unsere Zukunft hängt davon ab, ob wir fähig sind, gegenwärtig zu leben, in der Jetztzeit zu leben - im Augenblick die ganze Fülle der Schöpfung zu leben, - das meint Jesus, wenn er vom Reich Gottes spricht, dahin will uns die Regel der hl. Benedikt führen. Wenn wir so die Gegenwart menschlich gestalten ist die Zukunft da.“
Blick ins Weite
Der Blick in die Weite, über die vier Türme hinaus, habe der Gemeinschaft dabei immer gut getan. „Dieser Blick ist geben von jenem Herz-Jesu-Freitag im August 1913 an, an dem die ersten Mönche das Klostergelände wiederbesiedelten, bis heute. Wenn wir ihn verlieren, verlieren wir ein Stück unserer missionsbenediktinischen Identität. … Aber wir sehen auch deutlich unseren missionarischen Auftrag hier vor Ort. Er scheint stärker als früher und wird wohl noch stärker werden.“
"Diese vielen guten Dinge können wir nicht alleine machen", beteuerte der Abt am Schluss seiner Rede: „Wie gut ist es, dass sich Menschen um uns sammeln, die mit uns gehen, weil sie gehört haben, Gott ist mit uns; Menschen, die mit uns anpacken, das Reich Gottes zu verkünden.
Sie gehören immer selbstverständlicher dazu.“