Der Blick zum Himmel wird sehnsüchtiger
Der Blick zum Himmel. Wolken ja, aber kein Regen. Und so geht das schon seit vielen Wochen. Nur der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein ist ab und zu gefallen. Klaus Burger ist dennoch guter Dinge. Auch wenn er weiß: Beim Getreide wird es in diesem Jahr große Einbußen geben. Klaus Burger bewirtschaftet mit seinen zwei Mitarbeitern die 350 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche des Klosters Münsterschwarzach. Weizen, Dinkel, Mais, Kartoffeln, Rüben und Erbsen werden angebaut. Natürlich gibt es große Unterschiede bei den Kulturen. Dennoch ist eines allen gemeinsam: „Wir bräuchten unbedingt mal wieder kräftige Niederschläge", sagt der 47-Jährige. 20 bis 30 Liter auf den Quadratmeter würden über die nächste trockene Woche helfen. Besser wären 50 Liter. „Um die Reserven aufzufüllen."
Klaus Burger arbeitet seit 1983 für das Kloster. „In den 90er Jahren gab es auch schon sehr trockene Jahre", erinnert er. Aber jetzt sei es deutlich wärmer als damals. „Und die Intervalle ohne Wasser werden länger." Die Beobachtung wird von den Zahlen aus dem Amt für Landwirtschaft gestützt. „Wegen den höheren Temperaturen beginnt die Vegetation im Schnitt eine Woche früher als sonst". Doch viel zu oft bleibt dann die Feuchtigkeit aus. Bei 650 Liter auf den Quadratmeter pro Jahr liegt das langjährige Mittel im Landkreis Kitzingen. Seit Jahresbeginn sind lediglich 150 Liter gefallen. Die Hälfte des Jahres ist bald vorbei.
Beim Weizen sind die Schäden gut sichtbar. Wo sich etwas Feuchtigkeit im Boden gehalten hat, da sind die Ähren grün. Viele Stellen sind aber schon gelb. Vertrocknet. Das Unkraut wiederum profitiert von den trockenen Zeiten. „Wenn die Blattmasse des Getreides weg ist, kommt das Licht bis nach unten ans Erdreich", erklärt Burger. Und Licht lässt das Unkraut nun mal schneller sprießen. Der Boden erwärmt sich noch mehr was die Verdunstung anregt. Mit 40 Prozent weniger Ertrag rechnet Burger schon jetzt. Wenn der Regen weiter auf sich warten lässt, werden die Einbußen noch höher ausfallen.
Die Mönche haben schon 1954 vorgebaut und eine Leitung vom Main bis kurz vor Dimbach gelegt. Alle 350 Hektar lassen sich so natürlich nicht bewässern, aber ein paar Felder haben ausreichend Wasser. Bei den anderen Standorten macht sich die Bodenbearbeitung bemerkbar. Die Fruchtfolge beachten, Zwischenfrüchte anbauen, die richtige Menge zum richtigen Zeitpunkt düngen: Dinge, auf die Burger Wert legt. Die Kunst des Landwirts liege immer mehr darin, die Pflanze zum Wasser zu führen. „Wir können die Natur nicht überlisten", sagt er. „Aber wir können schon einiges tun, um mit den veränderten Bedingungen einigermaßen zurecht zu kommen."
Die Tendenz geht hin zu Früchten, die tiefer wurzeln. Für die Bodenstruktur haben diese Pflanzen einen großen Vorteil: Der Boden wird aufgearbeitet, das Bodengefüge erhalten. Die Wurzeln der Maispflanze können bis zu drei Meter tief in die Erde reichen, wenn der Boden durch die Trockenheit Risse bekommt. Die Kapillargänge, die sie tief ins Erdreich gebohrt haben, helfen in den Folgejahren auch anderen Früchten, um an Wasser zu kommen. Und so kann Klaus Burger der Frühjahrstrockenheit auch etwas Positives abgewinnen: Die Pflanzen werden gezwungen, tief zu wachsen und richtige Wurzeln auszubilden. „Das tut ihnen letztendlich gut". Doch selbst die beste Bodenstruktur und der geeignetste Standort helfen nichts, wenn die Niederschläge auch weiterhin ausbleiben. Der Blick zum Himmel wird für die Landwirte immer sehnsüchtiger.