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Nachrichten

China im Fokus beim Weltmissionssonntag 2018

Bericht – Es ist das Großereignis in der Abtei Münsterschwarzach: der Weltmissionssonntag. Von „alles wie immer“ kann in diesem Jahr aber nicht gesprochen werden.

Kein normaler Sonntag für die Mönche der Benediktinerabtei. Die Klosterfeuerwehr ist schon morgens im Einsatz. Doch nicht etwa, weil es brennt, sondern um die Gäste des Weltmissionssonntags einzuweisen. Über 1.500 Menschen werden erwartet. „Wenn der Erste falsch parkt, wird das ein riesiges Chaos“, meint P. Maximilian Grund OSB während er die  ankommenden Autos am bereits vollen Abteiparkplatz mit der Kelle vorbeiwinkt. Die gesperrte Schwarzachbrücke sorgt nicht unbedingt für eine entspannte die Ankunftssituation – die Mönche in ihren Feuerwehruniformen haben aber alles im Griff.

Um 10 Uhr der erste Programmpunkt: Festgottesdienst mit traditioneller chinesischer Musik und Gesängen der chinesischen Katholiken am Rhein. Wie nahe ihnen das Gastland China an diesem Tag gebracht werden soll, merken die Besucher bereits vor Beginn des Gottesdienstes. P. Martin Welling SVD vom China-Zentrum St. Augustin gibt einen Chinesisch-Schnellkurs – sollen doch alle später bei den Fürbittrufen mitsingen können.

Als die Mönche einziehen, ist vom einen Raunen, vom anderen ehrfürchtige Blicke zu sehen. Knapp 50 von ihnen schreiten den Mittelgang vor zum Altar. Ein beeindruckendes Bild, das wahrscheinlich nie an Faszination verliert. Einer von ihnen an diesem Tag: P. Norbert Du OSB aus der chinesischen Abtei Shuanghezhen der Missionsbenediktiner. In seiner Predigt erzählt er von der besonderen Situation und die Rolle des Glaubens in China: „Ich verstehe nicht, warum die Menschen an Geister glauben und Räucherstäbchen anzünden.“ Wie viele der Chinesen Katholiken sind, lässt sich aufgrund der gespaltenen Kirche in Staatstreue und im Untergrund Wirkende nur schätzen.

Die Arbeit der Missionsbenediktiner sei vor Ort sehr wichtig. so P. Norbert weiter. In einem Altenheim würde sich etwa um die Angehörigen der Priester gekümmert. Wie wichtig die Aufmerksamkeit aus Deutschland sei, zeigt sich später noch.

Derweil ist es in der Klosterküche und im Egbert-Saal stressig. Schließlich müssen so viele Gäste auch gleich versorgt werden. Und das möglichst gleichzeitig. Schlange stehen heißt es, besonders beim chinesischen Angebot, trotzdem. Wer allerdings „richtig“ chinesisch essen will, muss das auch mit Stäbchen tun. Die liegen neben normalem Besteck bereit. Die Skepsis vieler Besucher bestätigt sich nachdem auf der Bühne gezeigt wird, wie das gehen soll. Denn was so einfach aussieht, führt bei manchem zu Fingerkrämpfen. Dann lieber doch mit Messer und Gabel – ist beim nicht-chinesischen Essensangebot vielleicht auch besser so.

Viel Programm!

Nebenan in der alten Turnhalle haben die Klosterbetriebe ihre Stände aufgebaut. Wer nicht schon gegessen hat, bekommt spätestens hier Hunger: Dafür sorgen Klostermetzgerei und –bäckerei mit geräucherter Wurst und frisch gebackenem Brot nicht nur optisch, sondern auch mit einem unbeschreiblich leckeren Geruch, der die Halle erfüllt. Am Stand des Vier-Türme-Verlags drängen sich die Menschen an die Büchertische, die Klostergoldschmiede zieht mit ihren außergewöhnlichen Schmuckstücken die Besucher an.

Auf dem Gelände des Fair-Handels ist man schon seit Samstag im Einsatz. 23 Aussteller präsentieren dort ihre Produkte. Fußbälle, Schmuck, Taschen, Kleidung – und dann noch das Sortiment des Fair-Handels. „Ich muss jetzt mit Karte bezahlen, so viel habe ich hinten gefunden. Ihr macht mich arm“, sagt eine Besucherin lachend in der Buchhandlung. Denn auch die hat an diesem Tag geöffnet und zieht Besucher an.

Wer nicht in Shoppinglaune ist, kann sich Aufführungen der Voltigiergruppe ansehen oder sich mit der Rikscha über das Klostergelände fahren lassen. Oder Einblicke in die Arbeit des Vier-Türme-Verlag bekommen. Oder das Energieprojekt der Abtei kennenlernen. Oder sich durch die Ausstellung „Gebautes Evangelium“ von P. Meinrad Dufner OSB führen lassen. „Man weiß gar nicht, was man alles machen soll“, meint ein Besucher.

Die Rolle der Christen in China

Und dann geht es ja auch noch um das Gastland. P. Martin Welling vom China-Zentrum gibt Einblicke in „China damals und heute“. Dort ist die Situation besonders für Katholiken nicht einfach. Es gibt eine staatsreue Kirche und eine Untergrundkirche. Der Staat will alles regulieren, Religionsgesetze verschärfen die Lage. „Wer Räume ohne Erlaubnis als religiöse Räume gebraucht, wird bestraft“, erklärt P. Welling. Das könne bis zu 30.000 Euro kosten. Wenn ein Priester der Untergrundkirche eine Messe feiert, koste das 1.300 Euro.

Stetige Überwachung, hohe Strafen, Angst – die Herausforderungen der chinesischen Katholiken sind immens. Doch genau deshalb hat P. Welling einen Wunsch: „Wenn Sie in China sind, gehen Sie bitte, bitte in die Kirchen hinein.“ Man könne gar nicht genug auf die Menschen dort aufmerksam machen.

Das will auch das Podium, das von BR-Moderator Jürgen Gläser moderiert wird. Den Blick aus Deutschland geben Katharina Wenzel-Teuber vom China-Zentrum und Dr. Michael Leibold vom Lehrstuhl für Kulturgeschichte Ostasiens der Universität Würzburg. Einer, der in dieser Situation lebt, ist P. Norbert Du vom Kloster Shuanghezhen. Als er nach der Zugehörigkeit zu staatstreuer oder im Untergrund wirkender Kirche gefragt wird ist seine Antwort: „Ich bin Benediktiner.“

Politisch angespannt bleibt die Lage in China nämlich – auch, wenn der Vatikan vor kurzem ein Abkommen mit der chinesischen Regierung geschlossen hat. Bei allen Diskussionen – auch in Deutschland – ist Vorsicht geboten. Eine Ahnung, wie prekär die Umstände in China sind, haben die Besucher nach diesem Tag bekommen. Umso wichtiger, dass dieses Land Thema am Weltmissionssonntag war, meint Missionsprokurator P. Noach Heckel OSB.

Wie lohnenswert der Blick in den Osten war, zeigen die Reaktionen noch am selben Abend. „Ein schöner interessanter Tag“, schreibt etwa eine Besucherin. Der Termin für das kommende Jahr kann jedenfalls schon notiert werden: Am 20. Oktober 2019 findet der nächste Weltmissionssonntag statt – das Gastland ist allerdings noch unbekannt.

Über die Weltmissionssonntage

Der Weltmissionssonntag hat in der Abtei Münsterschwarzach eine langjährige Tradition. Immer eine Woche vor dem offiziellen Sonntag der Weltmission rückt die Abtei ein ausgewähltes Land in den Fokus, um über die dortige Situation der Katholiken und die Missionsarbeit zu informieren. In vier Kontinenten sind die Missionsbenediktiner von St. Ottilien, die Kongregation, zu der die Abtei Münsterschwarzach gehört, mit 55 Klöstern tätig. Einige der Münsterschwarzacher Mönche leben dauerhaft in ausländischen Missionsklöstern.

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