Von der Sprengkraft prophetischer Worte
Die neue Ausgabe des „Ruf in die Zeit“ fragt: Worauf warten wir?
Wie sieht die Welt in hundert Jahren aus? Das wird gegenwärtig heiß diskutiert. Politiker, Naturwissenschaftler, Wahrsager verkünden ihre Thesen. Welche Prophezeiungen, welche Visionen entwickelt das Christentum dazu? Von welchen Erwartungen werden Christen bestimmt? Damit beschäftigt sich die neue Ausgabe des Münsterschwarzacher Missions-Magazins „Ruf in die Zeit“.
Prophezeiungen durchziehen die Bibel, vom Alten Testament bis zur Geheimen Offenbarung des Johannes. Von Anfang an werden sie auch missverstanden als Geheimwissen über anstehende Weltuntergänge. P. Anselm Grün OSB verweist in seiner Betrachtung zum Leitthema darauf, dass der Prophet ein Mahner ist, der „mit seiner Person eine Spur Gottes in diese Welt eingräbt“. Nicht Vorausschau ist das Ziel, sondern Umkehr. Darin liegt die „Sprengkraft“ prophetischer Worte.
Umkehr, Bekehrung ist auch das Thema von Alexander Garth. Der Pfarrer der evangelischen Stadtkirche der Lutherstadt Wittenberg entwirft „Thesen für eine zukunftsfähige Kirche“, in der es nicht darum geht, wie sich die Menschen darin möglichst wohlfühlen, sondern darum, dass sie wirkliche Gotteserfahrungen machen.
Das Schicksal von Menschen, die solche Gotteserfahrungen machen, beschreibt Sr. Anke Schmidt von der Communität Casteller Ring. Am Beispiel des seligen Franz Jägerstätters zeigt sie auf, dass es Propheten und Prophetinnen zu allen Zeiten gegeben hat, gerade auch in dunklen Zeiten. Jägerstätter, Landwirt aus Oberösterreich, verweigerte im Dritten Reich den Militärdienst und wird dafür hingerichtet. So ergeht es Menschen, die die Botschaft Gottes nicht nur hören, sondern „auf das Gehörte Antwort geben“, mit allen Konsequenzen.
Aus Afrika berichtet Romain Botta, Abt des Klosters Agbang in Togo, dass viele, vor allem junge Menschen dieses Kontinents das „Gelobte Land“ in den reichen Gegenden des Nordens mit ihrer neuzeitlichen Zivilisation vermuten. P. Nirmal Scaria OSB schildert aus seiner Erfahrung in Indien, dass die Corona-Epidemie viele gezwungen hat, „eine neue Lebensweise anzunehmen“. Seine Hoffnung: dass „das Volk, das im Dunkeln lebt, ein helles Licht sieht“, wie es schon bei Jesaja heißt.
Für Europa diagnostiziert Pfarrer Roland Rossnagel, Heilbronn, einen umfassenden „Suchprozess nach neuen Sinnhorizonten“, der sich auch in Bewegungen wie „Friday for future“ zeigt. Religionen können dabei „maßgeblich zu einer gerechteren und menschlicheren Welt beitragen“.
Worauf warten wir? Diese Frage möchte Dr. Bernd Deininger, Psychiater, Theologe, Chefarzt am Martha-Maria-Krankenhaus in Nürnberg, umlenken in „Ich möchte etwas ändern“. Im Interview macht er vor allem auf die Gefahr aufmerksam, dass Menschen vor anstehenden Problemen ausweichen, indem sie sich lieber mit Katastrophen weit in der Zukunft beschäftigen.
Berichte aus dem Klosterleben in Münsterschwarzach und weltweit ergänzen die Ausgabe des Missions-Magazins. Im Münsterschwarzacher Hilfsprojekt geht es um Kindergärten und Schulräume für Dörfer rings um die Abtei Mvimwa in Tansania. „Kinder brauchen Platz zur Entfaltung“, heißt es da. Leserinnen und Leser des „Ruf in die Zeit“ können mit ihrer Spende dazu beitragen, dass Lehrkräfte nicht mehr durchs Fenster unterrichten müssen, weil die Schulkinder ihr Klassenzimmer gänzlich ausfüllen ...
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Der „Ruf in die Zeit“ erscheint vier Mal im Jahr und vertieft aktuelle Themen. Zugleich informiert das Magazin über Hilfsprojekte der Missionsbenediktiner sowie über Neues aus der Abtei Münsterschwarzach. Der „Ruf in die Zeit“ wird an Freunde und Spender verteilt. Im Internet ist er als Pdf abrufbar. Die nächste Ausgabe erscheint im Oktober 2021 zum Thema „Worauf warten wir?“