„Mir liegen die Menschen am Herzen“
Interview mit dem neuen Missionsprokurator Br. Abraham Sauer OSB über seine ersten Wochen als Leiter der Prokura, seine Aufgaben und sein persönliches Verständnis von Mission heute.
Frage: Mission ist heutzutage ein sehr herausfordernde Begriff, der auch sehr negativ konnotiert ist. Was bedeutet der Begriff für Sie?
Br. Abraham: Der Begriff kann ganz weit gefasst werden: Mission ist die Sendung und der Auftrag, der mir von Gott gegeben ist. Meine Aufgabe in dieser Welt, meine Lebensaufgabe. Da glaube ich auch dran. Jeder Mensch ist von Gott berufen, etwas Bestimmtes zu tun und zu verwirklichen. Wir als Christen sind alle dazu aufgerufen, an der Verbreitung des Reichs Gottes mitzuwirken. Wir beten ja auch „dein Reich komme“ und das ist letztlich das Reich des Friedens, das Reich der Liebe, das schon in dieser Welt sichtbar und greifbar werden soll. Konkret sind wir als Missionsbenediktiner gegründet worden. Natürlich war der Gründungsgedanke vor über 100 Jahren, den Ungläubigen den Glauben und das Licht zu bringen. Heute ist das natürlich ganz anders, weil wir ganz anders über andere Religionen und Kulturen denken – zum Glück.
Frage: Was heißt das konkret?
Br. Abraham: Als Christ und Mönch erstaunt und überrascht mich bis heute der Reichtum unseres Glaubens. Je mehr ich mich mit der Bibel beschäftige, desto mehr staune ich und freue mich daran, wie uns Gott nahe sein will, wie er uns liebt. Das ist tröstend, kraftspendend und erfüllend – und wenn das Herz voll ist, dann läuft der Mund über. Darum ist es wichtig, auch heute den Menschen noch davon zu erzählen, wie schön unser Glaube ist und dass wir in direktem Kontakt mit Gott sein können. Wir haben die Heilige Schrift, die uns das alles erzählt. Und das dürfen ruhig alle wissen. Es gibt heute noch viele Menschen, die Angst vor Gott und Angst vor dem Leben haben, die keine frohmachende Religion kennen. Deshalb halte ich es nach wie vor für wichtig, davon zu erzählen, dass ich Christ bin und dass ich gerne Christ bin. Das ist für mich der Weg ins Leben. Ein Weg der Liebe, der in die Freiheit führt.
Frage: Es geht aber auch um konkrete Taten. In den Klöstern in Übersee werden ja viele Projekte umgesetzt und den Menschen geholfen. Bisher haben Sie hier vor Ort als Koordinator der Flüchtlingsarbeit auch Menschen geholfen. Waren Sie überrascht, als die neue Aufgabe als Missionsprokurator kam?
Br. Abraham: Sehr. Mir liegen die Menschen am Herzen. Und zwar alle. Die Menschen in Deutschland, die Menschen, mit denen ich hier lebe, die Geflüchteten, die Mitbrüder aus den anderen Klöstern unsere Kongregation. Aber überrascht von der neuen Aufgabe war ich dann schon.
Frage: Es kommt nun auch viel an Neuem für Sie dazu. Was sind Ihre ersten Schritte als Prokurator?
Br. Abraham: Erstmal tatsächlich einfach mitlaufen. Die Prokura läuft sehr gut, P. Noach hat alles sehr geordnet und strukturiert übergeben. Die Mitarbeiterinnen und Mitbrüder in der Missionsprokura arbeiten sehr gut, sehr gewissenhaft und selbstverantwortlich. Sie stehen zu 100 Prozent hinter dem, was sie machen. Es geht nämlich immer um die Menschen. Das macht es für mich sehr angenehm und leicht, hier anzufangen. Was wirklich ansteht ist: Menschen kennenlernen, mit Menschen in Kontakt kommen. Zum einen sind das die Unterstützerinnen und Unterstützer in Deutschland und Europa, zum anderen die Menschen in den andere Ländern, die unsere Unterstützung brauchen.
Frage: Was sind denn eigentlich konkret die Aufgaben der Missionsprokura und des Prokurators?
Br. Abraham: Als Prokurator bin ich eben dieses Bindeglied zwischen den Unterstützerinnen und Unterstützern und den Menschen, die Hilfe brauchen. Ich bin unter anderem verantwortlich dafür, dass die Spenden, die über unsere Spendenbuchhaltung kommen, auch dort ankommen, wo sie gebraucht und vor Ort dafür verwendet werden. Durch die direkten Kontakte in unsere Partnerklöster können wir das garantieren. Und wir geben unser Magazin „Ruf in die Zeit“ heraus. Ganz aktuell organisiere ich zusammen mit vielen anderen Verantwortlichen aus der Abtei den Weltmissionssonntag am 16. Oktober, den wir hoffentlich nach zwei Jahren Pause wieder feiern können. Also letztlich geht es überall um die Kontakte mit Menschen.
Frage: In den vergangen zwei Jahren war diese persönliche Kontaktpflege ja eingeschränkt, auch die Reisen. Haben Sie schon Besuche in den Partnerklöstern geplant?
Br. Abraham: Es ist angedacht, dass ich nächstes Jahr nach Tansania fliege. Ansonsten habe ich bisher aber noch nichts geplant, weil ich erst hier vor Ort bei vielem ankommen muss.
Frage: Was sind die größten Herausforderungen am Anfang für Sie?
Br. Abraham: Dass der Tag so begrenzt ist. Ich bräuchte fast 24 Stunden mehr. Ich würde natürlich gern allem gerecht werden und vor allem die Flüchtlingsarbeit hier ist mir weiterhin wichtig. Deshalb muss ich schauen, wie ich beides gut koordiniert bekomme, um allen gerecht zu werden. Jetzt am Anfang ist natürlich viel neu. Ich hoffe, dass es mit der Zeit besser wird, weil es leichter von der Hand geht, wenn man manches besser kennt und genau weiß, um was es geht. Also wenn man eine Mail öffnet, genau weiß, wer da schreibt und um welches Projekt es geht ohne nachfragen zu müssen.
Frage: Und worauf freuen Sie sich am meisten?
Br. Abraham: Auf viele Begegnungen, viele andere Menschen und andere Länder noch kennen zu lernen.