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Aktuelles Ökoprojekt

Nachhaltiges Wirtschaften in einer modernen Benediktinerabtei

Beim Festsymposium der Universität Würzburg aus Anlass des 90. Geburtstag von Albrecht Fürst zu Castell-Castell in der Neubaukirche Würzburg am 27.1.2016 hielt ich einen Vortrag zum Thema des nachhaltigen Wirtschaftens in unserer Abtei.

Albrecht Fürst zu Castell-Castell ist durch die Grundlage eines gelebten Glaubens uns Mönchern in der Abtei Münsterschwarzach seit Jahrzehnten ein treuer und anregender Wegbegleiter gewesen und ist es noch heute. Ich danke Ihm von Herzen für seine Unterstützung und sein Lebenszeugnis, das uns immer wieder inspiriert und bereichert!

Vor mehr als 200 geladenen Gästen organisierte die Universität Würzburg für ihren Ehrensenator Albrecht Fürst zu Castell-Castell ein Fest-Symposium. Das Thema war "Nachhaltigkeit in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft". Ansprachen hielten Universitätspräsident Prof. Dr. Dr. H.c. Afred Forchel, Michael Prinz zu Salm-Salm und Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Jörg Hacker. Fürst Albrecht hatte mich gebeten in diesem Rahmen etwas zum nachhaltigen Wirtschaften in unserer Abtei zu sagen. Seinem Wunsch kam ich gerne nach.

Ein Ausschnitt aus meinen Gedanken über die Rolle der „Nachhaltigkeit“ in unserem Leben, Beten und Arbeiten:

Dazu ein Blick in unsere Tradition. Die Regel wurde vom  heiligen Benedikt von Nursia im sechsten Jahrhundert verfasst. Wobei „Regula“ wohl besser mit „Richtschnur für das Leben“ übersetzt wird, als eine Regel, an der man sich zu halten hat. Diese Richtschnur ist an der Praxis orientiert und will zum geistlichen, christlichen Leben anleiten. Benedikt schreibt zunächst nur für seine Klöster in Mittelitalien. Der Benediktinerorden entsteht erst später in der Geschichte!

„Nachhaltigkeit“ ist ja für uns Benediktiner ein eher junger Begriff. Deshalb kann er in der Regel auch gar nicht so vorkommen. Aber es gibt zwei andere Grundworte der Regel, die sein Anliegen mehr als aufnehmen: Stabilitas und das „rechte Maß“. Stabilitas meint mehr als nur an einem Ort bleiben, es meint auch die bleibende Bindung an eine konkrete Gemeinschaft und es meint darüber hinaus ein „dranbleiben“ am geistlichen Weg, ein immer tiefer hinein wachsen wollen in die Nachfolge Jesu Christi, dem einzigen Herrn im Kloster, dem alle Mönche dienen. Also ein wahrhaft nachhaltiges Programm!

Das „rechte Maß“ tritt zur Stabilitas hinzu und nimmt ein Grundanliegen von Nachhaltigkeit auf: Nicht mehr zu entnehmen, als auf lange Sicht da ist. Es hat etwas damit zu tun, wie ich mein Leben in Beziehung der Mitwelt gestalte. Die Frage ist, ob meine Bedürfnisse notwendig für mein eigenes Leben sind oder ob sie nicht einem Übermaß entspringen. Dahinter steckt die Lebenserfahrung der ersten Mönchsgenerationen, auf die Benedikt zurückgreift: alles Übermaß ist von den Dämonen. Und doch soll gelten: Jedem wird zugeteilt, was er nötig hat zum Leben.

Das rechte Maß zeigt sich im alltäglichen Leben des Mönches, das von Benedikt vom Osterfest her geordnet wird. Es nimmt den Rhythmus des Tages und des Jahres auf. Es zeigt sich im Wirtschaften: alles für das Leben notwendige soll sich im Kloster finden. Für den Verkauf von Waren gilt keine Gewinnmaximierung: Das Laster der Habgier soll sich nicht einschleichen, sondern vielmehr gilt für die Arbeit das Ziel „damit in allem Gott verherrlicht werde“. Benediktinerabteien sind somit aus sich heraus auf zeitliche Dauer angelegt.

Allerdings ist dies nicht ein Selbstzweck. Vielmehr ist Gott einerseits Urgrund aller Schöpfung und gleichzeitig Ziel des Lebens – und zwar aller Menschen in Gemeinschaft. Keiner soll auf dem Weg zu Gott verloren gehen. Eine exklusive Gesellschaft Gerechter ist Benedikt fremd. Die geistliche und weltliche Seite eines Benediktinerklosters sind nicht voneinander zu trennen, wie es der populär-benediktinische Spruch „ora et labora“ verdeutlicht.

Die Umstellung auf Regenerative Energien in den letzten 15 Jahren;
nachhaltige Ernährung (regional, saisonal, maßvoll);
umfassende Bildung in unserem Gymnasium und in unserem Gästehaus;
Seelsorge, die das physische, psychische und geistliche Ganze des Menschen im Blick hat;
der Blick über den Tellerrand in unsere Eine Welt durch unser missionarisches Engagement; innerhalb unserer Gemeinschaft, die mehrere Generationen umfasst (23 – 94 Jahre) und damit als eine inter- und intragenerationelle Nachhaltigkeit, all dies sind umgesetzte und immer wieder neu umzusetzende Bausteine unseres Engagements.