Zum Hauptinhalt springen

Unsere Verstorbenen

Pater Severin Pieper verstorben

Seit 1965 in der Ostafrikamission im Einsatz - Bildungshaus Zakeo in der Abtei Ndanda aufgebaut und geleitet - Ein Mensch voller Hoffnung, Zuversicht und Aufbruch

Was P. Severin (Ewald) Pieper im Lebenslauf seines Aufnahmegesuches vom April 1957 schrieb, hat er bis zum Freitag, dem 4. September 2015 früh 9:05 Uhr sterbend gänzlich eingelöst: „Was mir am Pfadfindertum besonders gefiel, waren die Forderungen und Prüfungen… und ich will, wie es schon lange mein Wunsch ist, Missionar werden und zwar Benediktinermissionar.“

P. Severin wurde am 9. November 1937 in Herne geboren. Der Vater Josef Anton Pieper, von Beruf Lokomotivführer, und seine Mutter Margarete Hedwig, geb. Böning, ermöglichten ihm und seinen 5 Geschwistern ein christlichkirchlich geprägtes Elternhaus. Nach Volksschule und Gymnasium in Herne trat Ewald Pieper am 29. April 1957 in die Abtei Münsterschwarzach ein. Abt Burkhard nahm ihn am 2. Mai 1957 als Frater Severin ins Chornoviziat auf.

Am 13. Mai 1958 legte er die zeitlichen, am 18. Juni 1961 die feierlichen Gelübde ab. Zum Diakon weihte ihn Bischof Josef am 9. September 1962, am 5. Juli 1964 Bischof Alfons zum Priester. Zuvor studierte Fr. Severin Philosophie in St. Ottilien (Mai 1958–Juli 1959), dann Theologie an der Würzburger Universität.

Darauf folgte 1965 ein Jahr Studium am Katechetischen Institut, München. Während seiner Studentenjahre amtete Fr. Severin ein Jahr als Präfekt im Studienseminar St. Ludwig. Seine pfadfinderische Kompetenz prädestinierte ihn zur Jugendarbeit und öffnete den überkommenen Erziehungsstil der älteren Mitbrüder. Damals begann auch die Münsterschwarzacher Zeltlagertradition, sommerlange Ministrantenfreizeiten, die bis in die 70er Jahre stattfanden. Fr. Severin prägte auch mit seiner überaus begeisternden Art das jährliche Missionskreistreffen des BdKJ.

Eine vitale Gruppe junger Fratres gestaltete diese Glaubens-Lebens-und Missions-Seminare und erschloss den Teilnehmern/innen aus der ganzen Republik die Mysterien der Kar- und Osterliturgie. Am 12. September 1965 erfüllte sich für P. Severin der Herzenswunsch, da ihn Abt Bonifaz in die Ostafrikamission aussandte. Im Dezember 1965 begann die Schiffsreise und am 2. Januar 1966 trat P. Severin in der Abtei Ndanda, Tansania ein. Jetzt folgten nahtlos die Aufgaben: 1966–68 Kaplan in Mnero 1968–71 Kaplan in Ndanda; 1971–82 Pfarrer in Mtua 1982–89 Pfarrer in Malolo.

Während dieser Jahre hat sich P. Severin in die afrikanische Welt eingefühlt und eingelebt. Sein Handeln war von großem Interesse und reicher Kenntnis der Kultur, ihrer Bräuche, Riten und Deutungen getragen. Welche Ehrfurcht er vor den afrikanischen Menschen hatte zeigte auch seine Liebe zur Kunst der Wamakonde und der Wille alles mit dem Licht des Evangeliums zu beleuchten. Im Juni 1989 verwandelte er die Anlage einer aufgelassenen Haushaltungsschule zum Bildungshaus Zakeo, welches er bis zum Ausbruch seiner schweren Krebserkrankung leitete.

Sehr bewusst und mit viel Dankbarkeit hat er dieses Werk dem jüngeren afrikanischen Mitbruder übergeben. In dieser Einrichtung konnte die katechetische, spielerisch-didaktische, ja schauspielerische Begabung von P. Severin als Lehrer, Erwachsenenbildner und geistlicher Leiter sich vielfältig betätigen. Sein Haus wurde für die tansanische Kirche eine wertvolle Adresse zur Fortbildung der Katecheten, Priester, Schwestern, Pfarrgemeinderäten und Eheleuten. Die Themen des geistlichen und alltäglichen Lebens, Gottes- und Partnerbeziehungen kamen im Hausprogramm vor. Sogar das „Sitzen in der Stille“ hat P. Severin den gesprächsfreudigen Afrikanern vermittelt. Um die Jahrtausendwende verlegte die Abtei das Haus Zakeo in einen Neubau hinter das Kloster. Durch P. Severins hohes ästhetisches Können ist es zu einem Schmuckstück geworden. Dazu hat er mit seiner Naturliebe einen Park von Bäumen gepflanzt, in dem einem ein Wehen vom Paradies anhaucht.

Im Konvent der Abtei Ndanda hinterlässt er wertvolle Spuren. 1999 übernahm er für einige Jahre das Amt des Priors. Bedeutender aber bleibt die Erstellung eines Tagzeitengebetes in Kisuaheli, das er zusammen mit Sr. Barbara zum Singen einrichtete und mit der ihm eigenen Zähigheit einübte. Das wurde zum prägenden Element der afrikanisch gewordenen Gemeinschaft. Die lang erwartete Wahl eines einheimischen Abtes konnte P. Severin nicht vor Ort miterleben. Das kam zur Prüfung durch die schwere Erkrankung hinzu.

P. Severin war immer ein Mensch voller Hoffnung, Zuversicht und Aufbruch. Das begleitete ihn bis in die Endphase der Krankheit. Diese dauerte mehrere Wochen und langsam tastete sich die starke Lebenskraft zum letzten Ausatmen. Es war sicher ein Hineinfallen in Gottes Hände, von deren Erbarmen seine Verkündigung geprägt war. Am kommenden Sonntag hätten wir sein 50jähriges Missionsjubiläum gefeiert. Er feiert das Fest der Fülle im Himmel und wir danken für alles, was er für uns war.

Abt Michael und Konvent von Münsterschwarzach
Abt Placidus und Convent von Ndanda

Das Requiem und die Beerdigung auf dem Klosterfriedhof begehen wir am Mittwoch, den 9. September 2015 um 14.00 Uhr.

  • Erstellt am .