Bruder Bruno Gößmann verstorben
Die mit Tränen säen, sie werden ernten mit Jauchzen.
Sie kommen, ja kommen mit Jauchzen und tragen ihre Garben.
Ps 126,5-6
In der Nacht des 19. auf 20. Januar 2015 verstarb ganz unerwartet plötzlich unser lieber Mitbruder
Br. Bruno (Werner) Gößmann OSB
Er und seine Zwillingsschwester wurden am 8. Januar 1932 in Wasserlosen geboren. Tags darauf erhielt er bei der Taufe den Namen Werner. Sein Vater Siegfried und die Mutter Stefanie, geb. Schmitt, hatten insgesamt fünf Kinder. Der ältere Bruder unseres Verstorbenen kam beim Spielen am vereisten Dorfweiher ums Leben. Von den drei Schwestern traten zwei in die Gemeinschaft der Würzburger Erlöserschwestern ein. Die Jahre im bäuerlichen Elternhaus blieben ihm stets ganz lebendig: die Volksschule Wasserlosen 1938–1946 anschließend bis 1948 die Fortbildungsschule und die Mitarbeit im väterlichen Hof.
Als Werner in seinen zwanziger Jahren den Zug zum Ordensleben verspürte, fiel die Entscheidung zögernd. Die Sorge um die Eltern, welche ja schon zwei Töchter ins Kloster entließen, beschäftigte ihn sehr. Schließlich aber konnte er doch am 14. November 1959 in Münsterschwarzach eintreten. Am 1. Dezember 1960 nahm ihn Abt Bonifaz als Br. Bruno ins Noviziat auf. Die Zeitlichen Gelübde legte er am 2. Dezember 1961, die Ewigen am 9. Mai 1965 ab.
Br. Bruno war sein ganzes Ordensleben in und um die Landwirtschaft beschäftigt. Der Beruf als Bauer war nicht nur von Kind auf erlernt, er war auch sein Wesen. Dennoch erwarb er sich Kenntnis und Graduierung in der Schweiklberger Winterschule von 1963–65 und wurde zum Landwirtschaftsgehilfen. Von 1959–66 arbeitete er auf dem hiesigen Abteihof und nochmals als dessen Leiter von 1983–84. Die prägenden Berufsjahre lebte Br. Bruno aber auf den auswärtigen Klostergütern: 1966–70 Marienhof, Krandorf, Oberpfalz: 1970–83 Kopankehof in Kemphausen, Oldenburg – aus diesem Hof entstand unser späteres Kloster St. Benedikt in Damme; 1984–95 Kaltenhof bei Schweinfurt. Wie schwer es ihm fiehl, jeden dieser Höfe wieder verkauft oder aufgelöst zu sehen, können wir nur erahnen. Als er 1995 wieder in die Abtei zurückgerufen wurde, betreute er den Obstgarten und die Arbeiten im Mostkeller bis zu seinem 80. Lebensjahr.
Der stets fleißige Landwirt war privat auch ein großer Leser. Br. Bruno las die dicksten geistlichen und geschichtlichen Bücher. Dadurch war er immer ein interessierter Gesprächspartner und wurde so zu einem Bauernphilosophen. Grüblerisch und schlau stellte er seine Fragen, mit denen einem Antworten entlockt wurden. Wir werden sein markantes Psallieren so wenig vergessen wie seinen festen immer gleichen Schritt. Br. Bruno war in allem eigenständig und initiativ. Davon erzählt auch seine kleine „Einsiedlerhütte" auf unserer Bachallee. Dieses Kleinod krönt das kleine Landstück des Abteigeländes, welches Br. Bruno über Jahre hegte und pflegte.
Seit etwa einem Jahr bremsten Herzschwächen seinen Tatendrang. Die letzten Monate überfielen ihn immer häufiger auch heftige Symptome dementer Erkrankung. Dazwischen waren wieder starke Schübe seiner körperlichen Kraft. Dieses Zerren trieb Br. Bruno die letzten Wochen und Tage in Unruhe und Verwirrung und schließlich in der Nacht des 20. Januar zu Tode.
Wir verlieren mit Br. Bruno einen Mann des Gespräches ebenso wie einen stillen Beter und Sucher nach Erkenntnis. Er war geistreich und ernsthaft im gleichen Maß. Die wesentlichen Fragen trieben ihn ständig um und auch Gott in die Arme. Er hat ihn aufgenommen. Wir verabschieden ihn mit Schmerz und in Dankbarkeit für seine Lebenswerke.
Wir feiern das Requiem für unseren verstorbenen Mitbruder am 23. Januar um 14.00 Uhr und beerdigen ihn anschließend auf dem Friedhof. RIP
Münsterschwarzach, den 20. Januar 2015
Abt Michael und Konvent von Münsterschwarzach
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